7 | Ein Bad im Selbstmitleid

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Ich schaffte es gerade so meine Augen aufzuhalten, als ich am nächsten Morgen in der Vorlesung saß

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Ich schaffte es gerade so meine Augen aufzuhalten, als ich am nächsten Morgen in der Vorlesung saß. Nachdem ich mich gestern so schnell wie möglich fertig gemacht hatte, war ich unter Hannahs Argusaugen ins Bett geflüchtet. Doch egal wie erschöpft ich vom gestrigen Tag war, mein Körper wollte einfach nicht einschlafen. In Dauerschleife spielte mein Gehirn das ganze Wochenende wieder und wieder ab.

Mit Schrecken musste ich festgestellt, dass mich dieser ganze Vincent-Carlos-Müll völlig von meinem Bruder abgelenkt hatte. Dass sich der Zustand von ihm verschlechtert hatte, hatte ich total vergessen. Die ganzen Schuldgefühle, die mich danach überschwemmt hatten, machten es mir unmöglich ein Auge zuzumachen. Dementsprechend glich ich am nächsten Morgen einer wandelnden Leiche, die jedem aus dem Weg ging.

Hannah war glücklicherweise schon vor mir aufgestanden und ignorierte mich sowieso, wenn wir uns in der Uni begegneten.

Carlos hatte mich heute bereits schon fünfmal angerufen und um die zwanzig Nachrichten geschickt, dass es ihm unheimlich leid tat für gestern.

Und um dem noch die Krone aufzusetzen, hatte sogar Vincent zweimal versucht mich zu erreichen. Seine SMS, dass es "wirklich dringend sei", hielt ich erstens für eine Lüge und hatte sie zweitens also auch nicht weiter beachtet.

»Was darf es für dich sein, Herzchen?«

Müde schaute ich auf. Die Lunchdame lächelte mich warmherzig an und legte den Kopf leicht schief. Schlaff zeigte ich auf den Eintopf und nickte ihr knapp zu, als sie mir den Teller herüberreichte. Es war ein Wunder, dass ich bisher alle meine Vorlesungen im wachen Zustand überstanden hatte. Ob ich jedoch etwas vom Unterrichtsinhalt mitgenommen hatte, war zu bezweifeln.

Frustriert rührte ich in dem Eintopf herum. Hunger hatte ich eigentlich auch gar keinen. Vielleicht war es besser, wenn ich die restlichen Stunden schwänzte und stattdessen eine Runde schlief.

~

Ein schriller Alarmton ließ mich aufschrecken. Panisch setzte ich mich auf. Wild drehte ich meinen Kopf in alle Richtungen, auf der Suche nach dem Auslöser für diesen Krach. Ich keuchte erschrocken auf, als ich Hannah entdeckte, die ihr Handy direkt über meinen Kopf hielt, das lautstark den Alarmton von sich gab.

»Sag mal spinnst du?«, fuhr ich sie an und hielt mir die Hand an die Brust, um mein kräftig schlagendes Herz zu beruhigen.

»Das könnte ich dich auch fragen.« Hannah zog eine Augenbraue kritisch in die Höhe und schaltete glücklicherweise diesen fürchterlichen Wecker aus.

»Bitte?!« Empört formte ich meine Augen zu Schlitzen. »Ich bin nicht die Irre, die ihrer Mitbewohnerin unbarmherzig den dringend benötigten Schlaf raubt, weil sie unbedingt ihren neuen Wecker ausprobieren muss!«, keifte ich und wurde zum Ende hin immer lauter. Hannah quittierte meinen Ausbruch mit einem verspottenden Grunzen. »Du bist immer so dramatisch, Fanny Lucía.«

Little Miss Bodyguard | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt