37. Kapitel

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Ich hasste jetzt offiziell alle Schüler dieser Schule.

Harry und ich wollten nur ruhig und gemütlich mittagessen, genauso wie immer eigentlich, aber jetzt, wo alle wussten, dass wir ein Paar waren, war das so gut wie unmöglich. Ständig wurden wir beobachtet, angestarrt, blöde Kommentare wurden gemacht und naja, gelacht wurde auch nicht selten. Und ich sag euch: das nervte mich gewaltig.

Aber das allertollste war noch, dass mich regelmäßig irgendwelche Mädchen, die ich noch nie gesehen hatte, anlaberten und mich fragten, was ich denn mit so einem wie Harry wollte und ob sie mich nicht einpaar anderen Jungs vorstellen sollten. Während Harry direkt daneben stand. Und nur wegen diesen bescheuerten Tussen machte er sich wieder höllische Sorgen und Schuldgefühle, die ich ihm wieder ausreden musste.

Mich interessierte das ganze Gelaber der anderen nicht. Ich wollte einfach nur normal mit ihm zusammen sein, aber alle machten uns das mal wieder kaputt.

Ich verstand einfach nicht, was alle für ein Problem mit uns hatten. Davor hat sich auch keiner für uns interessiert, also warum jetzt? Das ging schon eine ganze Woche so und ich hielt es nicht mehr lange aus. 

''Hey Tanny'', fing Harry an, als wir endlich mal ein ruhiges Plätzchen fanden. Wir setzten uns unter einen Baum hinter der Sporthalle hin, wo keiner uns sehen konnte.

''Ja?'', fragte ich.

Er richtete schnell seine Brille und sah mich etwas verlegen aber lächelnd an.

''Ich weiß, die ganze Situation ist gerade ziemlich beschissen, deshalb...sollen wir uns morgen vielleicht treffen? Vielleicht irgendwo, wo wir mal alleine sind und Ruhe haben?''

Ich lächelte. Mir fiel sofort der See ein. Der See, an dem er mir alles erzählte, der See, an dem ich das erste Mal von seinen Problemen und Sorgen bescheid wusste, und wahrscheinlich auch der See, an dem ich mich in ihn verliebte. Dieser Ort bedeutete mir unendlich viel und naja, das klang jetzt vielleicht etwas kitschig, aber ich konnte mir schon genau vorstellen, wie er mir dort später einen Antrag macht. Mitten in der Nacht, wo es schon dunkel ist. Die Lichter der Glühwürchen, die sich im See spiegelten, das leichte Summen der Grillen, die sich in den Gebüschen versteckten, der helle Vollmond, der sich auf dem Wasser wiederfand und nur er und ich und seine smaragdgrünen Augen, die mich alles um uns herum vergessen ließen.

''Erde an Tanny? Haaaallloo?'', sagte er plötzlich und weckte mich von meinem Tagtraum.

''Was ist los?'', fragte ich ihn und wurde einbisschen rot, weil wir gerade erstmal offiziell eine Woche zusammen waren und ich Idiotin schon an die Hochzeit dachte. Ich war echt bescheuert. Und naja, zugegebenerweise auch Hals über Kopf in ihn verliebt.

''Ich hab gefragt, wo wir morgen hin sollen. Aber du hörst mir ja auch echt nie zu'', behauptete er gespielt beleidigt und drehte sich weg von mir. Er formte mit seinem Mund eine dicke Schmollippe und ich grinste, weil er damit nicht sauer, sondern eher superniedlich aussah.

Das war immer so unsere Macke, also die ganze Zeit alles zu übertreiben und so zu tun, als wären wir im Theater. Der, der als erstes aus seiner Rolle fiel, hatte dann verloren.

''Es tut mir so unendlich leid! Verzeihst du mir nur noch ein letztes Mal?!'', flehte ich ihn überdramatisch an und wischte mir schon meine nicht-existierenden Tränen weg.

Wir beide sollten echt Schauspieler werden. 

Er sah mich kurz an, schaute wieder weg und sagte:

''Nö''.

Ich lachte einbisschen, aber blieb natürlich in meiner Rolle.

''Ach bitte! Ich höre dir ab jetzt immer zu, okay?'', schlug ich vor und warf meine Arme um seinen Hals und sah ihn mit klimpernden Wimpern an.

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