× 19. Raus mit den Schrauben ×

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Pov. Mik

"Keine Ahnung. Du bist anders als alle anderen, die ich kenne. Wie ein Stück eines Diamant in einer riesigen Kohlegrube...", Kostas wand seinen Blick von mir ab und langsam ging er an mir vorbei. Ich schluckte kräftig, als ich wieder an seine Worte dachte, welche sich immer und immer tiefer in mein Gehirn brannten, bis all meine Gedanken sich nur noch um diesen Satz drehten.

Er war nicht wie Jaiden. War nicht wie jemand, der mich verletzen könnte, weil er selbst in der Gefahr schwebte verletzt zu werden... Er war wie ich... nur anders, nicht so wie ich jetzt war, sondern so wie vor dem allem. Als meine Mutter noch lebte und ich noch unversehrt von all der Dreckigen Magie war, welche mich schon lang genug in Gewahrsam hatte. Er war unschuldig, rein... wie ein Kind, dass noch nie etwas geschehen war und nur die Guten Seiten des Lebens kannte, doch dem war nicht so. Es war eine Minimale Veränderung zu dem was er war bevor das mit seiner Schwester war und dem jetzt. 

Von jetzt auf gleich schnappte ich nach Luft, als meine Motoren zu rasen begannen und meine Lunge sich so anfühlte, als würde sie gleich hoch gehen und ich qualvoll mit zur Grunde gehen würde. Die Zahnräder klapperten, wie, als wenn eine Maschine völlig aus den Fugen geraten würde und ich fing an unkontrolliert zu zittern. Die Schrauben, die erzitterten und in meinem Fleisch rumporkelten, ließen mich aufstoßen und ein Metallischer Geschmack bildete sich in meinem Mundinnenraum. Was war das?! Sowas hatte ich noch nie gehabt, wieso jetzt wieso während ER dabei ist?!

"Marik?", die leise, leicht vor Angst verzerrte Stimme von Kostas, machte das alles nur noch Schlimmer. Erneut schnappte ich nach Luft und verschluckte mich dabei an meinem eigenen Speichel und fing an stark zu Husten. Nahm all das um mich herum nur noch wage wahr und wie ein großer Schleier von unendlichen Farben nahm dieser meine Sehkraft ein. Ich spürte, wie ich mich auf den Boden sinken ließ und Hände auf meinem Rücken, meiner Schulter, meinen Wangen und meiner Brust.

Die Schrauben, welche das Gestell in mir zusammen hielten, welche die Eisenhülle um mein Herz stärkte und somit verhinderten, dass sich die Hülle von meinem Herzen löste, rissen sich aus meinem Körper und schienen mein Fleisch wie Kaugummi mit zu ziehen. Ein Schrei überkam meine Lippen, welchen ich jedoch nicht mehr hörte. Als würde ich stumm und Taub sein. Bitte lass es aufhören. Bitte lass mich aus dieser Hölle heraus! Ich konnte nichts dafür...
Mein Körper sträubte sich gegen das herausreißen der Schrauben und dann? Dann rissen sie sich endgültig aus mir.

Ich atmete auf, fühlte wie sich meine Lungen wieder unentwegt mit Luft füllten und ich blieb still. Sagte nichts, spürte nichts... obwohl? Doch... Es war wie eine Blume die Langsam Aufblühte. Ich fühlte mich, als hätte ich auf einmal den Freiraum in mir, den ich seit dem Ritual so in mir vermisst hatte. Tief atmete ich ein und aus, doch das Stechen in meiner Brust verblasste nicht. Es presste sich tief in mein Herz und von jetzt auf gleich öffnete ich meine Augen. Der Farbschleier war weg und meine Sicht war nur noch leicht unscharf, jedoch erkannte ich schwach eine Person über mich gebeugt und spürte, dass ich im weichen Gras lag.

"M-Marik?" Es war Kostas Stimme, die mich so aufatmen ließ. Mein Blick wurde klar und ich sah sofort in die Warmen Braunen Augen, welche durch seine Angst ganz wässrig waren und seine Stimme erzitterte wie bei einem Erdbeben.
Leicht riss er seine Augen auf, als ich ihn ansah und ein zitterndes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als ich mich leicht aufsetzte und mir die Stirn hielt. Alles in mir pochte und drehte sich leicht. Kostas sah mich an und war sich zuerst unsicher, als er dann doch fast auf mich sprang und mich umarmte. Seine Finger drückten sich in meinen Rücken und wie erstarrt sah ich zu ihm, bis ich mit einer Hand ganz langsam zu seinem Rücken wanderte und diesen Auf- und Ab strich. "I-Ich dachte du- Du bist einfach umgekippt u-und ich wusste nicht, ob i-", seine gestammeltes Gerede brach ab ohne es überhaupt beendet zu haben. In meinem Bauch zog er und es wanderte immer weiter zu meinem Herzen, welches ungemein Fest und kräftig pochte. 

"Alles ist Gut. Ich lebe okay...", sagte ich aufmunternd und doch nicht wirklich überzeugend. Ich wusste zwar, dass das mit dem Ritual ein Fehler war und ich diese Hülle los werden wollte, doch das der Grund für das verschwinden der Schrauben tatsächlich ein unbedeutsamer Junge war machte mir Angst. Große Angst, denn sofort musste ich an die Worte denken, die ich aus Spaß zu John sagte, als wir in der Bäckerei Kostas sahen. "Natürlich. Dieser Junge hat den Zauber gebrochen...", Kostas hatte ihn zwar nicht gebrochen, aber um Meilen geschwächt, weil die Schrauben alles zusammen gehalten haben und ich wusste nicht, ob ich mich darüber nun freuen sollten...
Wie konnte so ein einfacher Junge der Unterschicht sowas tun. War es wirklich, weil Kostas so komplett anders war?

"Geht es dir gut?", fragte er leise, als er sich von mir löste und mich nun ansah. "Bestens", murmelte ich ungewollt mürrisch und genervt. "D-Das.. Habe ich was falsches Gemacht?", "zerdrückst du jeden den du gerade mal einen Tag kennst gleich?", "Was?! Nein! I-Ich hatte nur angst um dich...", seine Wangen haben sich augenblicklich in einem Rosaroten Ton verfärbt und er wich noch ein Stück von mir zurück, ehe er schnell aufstand und sich von der Erde an seiner Hose befreite. 

Ich stand ebenso auf, reichlich amüsiert von seinem Scharm und ich konnte mir ein kleines Anheben eines Mundwinkels nicht sparen. 
"Mik", sagte ich nun schlicht, als ich ihm wieder gegenüber stand. "Was?", fragend sah er mich an, als hätte ich ihm gerade etwas in einer komplett anderen Sprache erzählt. "Du hast mich vorhin Marik genannt. Nenn mich bitte Mik", völlig entgeistert sah er mich an und nickte ganz langsam. "Mik...", sprach er vorsichtig meinen Spitznamen aus, als wäre es irgendwas besonderes und hätte angst, dass er ihn vergessen könnte. 

Mein Blick ging durch den Wald und erst jetzt fiel mir auf, dass es tatsächlich schon wieder langsam dunkel wurde. "Wir sollten jetzt aber echt in das Dorf, wer weiß, vielleicht machen Jaiden und seine Anhänger noch einen Nacht Spaziergang oder ähnliche", lächelte ich und Kostas stimmte mir zu. "Ja.. Vielleicht sollten wir das wirklich", lachte er, noch immer mit etwas Röte im Gesicht, ehe ich los lief und er sich neben mich gesellte. 

Und etwas freute mich dann doch an diesem Abend. Diese Dreckigen Schrauben, welche mir genug Schmerzen zugefügt hatten waren nun endlich weg!

•Kostory• indestructible Love! 《kann man ohne Herz lieben?》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt