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Es gab drei Dinge, die mich dazu brachten, meine Lebensentscheidungen anzuzweifeln.

Das waren erstens: Meine kürzlich gescheiterte Beziehung. Wir waren fast sechs Jahre lang zusammen, aber konnten es letzendlich einfach nicht mehr zusammen aushalten.

Zweitens: Mein neues Leben mit Trailerpark und dem dazugehörigen Alkoholkonsum. Ich versuchte es nicht jeden Tag eskalieren zu lassen, aber ich wollte mich dem Drogenkonsum der anderen anpassen, ohne selber Drogen nehmen zu müssen.

Und drittens: Tim Weitkamp. Der Kerl war mir in jeder Hinsicht einfach ein Rätsel.

Das Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich machte jedoch keine Anstalten hinzugehen und starrte einfach weiter an die dunkle Decke.

"Luggaaaas!", kam es dumpf von der anderen Seite der Tür. Ich seufzte. Das war mein Rätsel. Und ich hatte gerade wirklich keinen Nerv für ihn.

Ich ließ meinen Blick in die Richtung schweifen, aus der das Klopfen kam.
Das Licht der Straßenlaternen schien durchs Fenster und warf dessen Umriss auf die Tür.

"Diiiickaaa, mach ma auf, maaaaan. I hab meine Karte vergeeesen."

Nochmal seufzend stand ich auf.

Als ich die Tür aufmachte, begegnete mir ein breites Grinsen des hübschen Brünetten.

"Heiiii." Er lehnte sich in den Türrahmen und grinste mich mit seinen müden Augen weiter an.

Ich zwang mir ein Lächeln auf und setzte mich wieder auf das kleine Bett, das mich mein Schlafzimmer noch mehr vermissen lässt, als ich es nach 4 Wochen sowieso schon tat.

Ich hörte wie Tim hinter mir die Tür schloss.

"Ey Luggi" Er schwankte zu seinem Bett rüber und ließ sich dann darauf fallen. "Hast du Bock was zu essen?" Er bewegte sich auf dem Bett, so dass er mich sehen konnte.

"Jetzt? Timi, es ist" ich schaute auf mein Handy, das auf dem Nachttisch lag. "Es ist gleich zwei Uhr morgens."

Ich legte mein Kinn auf meine Hände und sah ihn an. Ich versuchte schon seit Stunden zu schlafen, meine Gedanken hielten mich aber weiterhin wach. Tim sah genauso müde aus, wie ich mich fühlte.

"Ja..", murmelte er und schloss die Augen. "Oder ne. Ich komm gleich wieder." Er blieb noch einen Moment liegen, schaffte es dann aber irgendwann aufzustehen und taumelte weiter in Richtung Badezimmer.

Ich ließ mich nach hinten in mein Kissen fallen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen, als ich die Würggeräusche hörte, die aus dem Badezimmer kamen.

Wieso musste er es auch immer so übertreiben?

"Timi?", rief ich, als er nach fünf Minuten immer noch nicht fertig war.

Da ich keine Antwort bekam, beschloss ich mal nach ihm zu sehen. Wenn ich schon der einzig Nüchterne war, musste ich mich ja auch mal um meine Bandkollegen kümmern. Oder in dem Fall halt um Timi.

"Hey", sagte ich leise, nachdem ich die Badezimmertür geöffnet, und Timi immernoch kotzend über der Badewanne hängend gefunden hatte.

Der Geruch von Erbrochenem stieg mir in die Nase und mir wurde augenblicklich schlecht.

Nach ein paar Minuten der 'Diskussion' schrie mich Timi, so gut es eben ging, an, dass er ja kein Kind mehr sei und alleine damit klar komme. Ja, das merkte man auf jeden Fall.

Ich war allerdings ziemlich froh, dass ich mich nicht mit seiner Kotze beschäftigen musste. Die Geräusche, die aus dem Bad kamen, waren schon schlimm genug.

Liebe im TrailerparkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt