Die neue Sprache

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Es war Dezember geworden. Die saftigen, grünen Wiesen der Ländereien waren miteiner Decke aus dichtem Schnee bedeckt und die Temperaturen sanken unter den Gefrierpunkt, sodass sich die ersten Eiszapfen an den Brüstungen der Burg bildeten. Auch die ersten Tiere, die im Frühjahr ihren Winterschlaf hielten, erwachten nun und genossen die weißePracht. Die schneeweißen Tiegerluchse, erwachte nur bei Minustemperaturen. Jetzt tollte er mit seinen Artgenossen im dichten Schnee herum. Auch die Pferde wurden so oft es möglich freigelassen.Sie möchten den Schnee, denn durch ihre dicke Fellschicht genossensie jede einzelne Schneeflocke. Der große See, an der Nord-Ost-Seite der Burg fror komplett zu. Das Burgpersonal musste die dort lebendenTiere notdürftig in einem großen Becken in der Burg unterbringen. Nur die Eisfische konnte in dem kalten, zugefrorenen See überleben. Mellynas geliebter Garten, an der Westseite der Burg wurde ebenfalls nicht vom Winter verschont, auch dort lag eine meterhohe Schneedecke. Die Dorfbewohner hatten ihre Qual im Winter. Ihre Häuser warenteilweise nicht mit Strom versorgt, sodass sie keine Heizung besaßen. Viele reisten, wenn der erste Winteranbruch nahte, zu Verwandtschaft,doch die, die es sich nicht leisten konnten, mussten frieren. Kein Dorfbewohner durfte in die Burg ziehen, so war die Regel.


Eljana saß deprimierend am Fenster. Ihre Mutter hatte sie nach draußen geschickt, doch sie wollte nicht in die Kälte, doch hier drinnen wollte sie auch nicht hocken, alleine und einsam. Berion besprachetwas mit ihrem Vater, Mellyna und Jada waren spazieren an derfrischen Luft und Aerandír –wo er sich aufhielt, dass wusste Eljana nicht einmal. Sie hatten diese Nacht mal wieder in getrennten Betten verbracht. Heute Morgen, als sie in Aerandírs Zimmer ging, um ihn zu wecken, da war er schon nicht da.

»Bei Dad und Berion geht es bestimmt um Malum. Wieso bin ich nicht da? Schließlich muss ich ihn doch besiegen, und nicht sie«, sagte sie zu dem gegenüberliegenden Spiegel.

Als ihr klar wurde, dass Spiegel auch in dieser Welt nicht antworten konnten,stand sie auf und beschloss eine Runde durch die Burg zu drehen. Was wohl die Dorfbewohner gerade so trieben?, fragte Eljana sich, alssie auf einen großen Flur mit rot ausgelegtem Teppich trat.Vielleicht sollte ich sie mal besuchen gehen? Ja genau, dass mache ich, dann wäre meine Langeweile vorbei. Eljana rannte in ihr Zimmer, holte sich ihren dicken Mantel und ging raus – verließtdie schützenden Mauern der Burg.


Eljana schaute verblüfft auf die zwei großen Stadttore. Sie waren an manchen Stellen vergoldet. Ein Wappen, welches ein Greifen zeigte, der anmutig auf einem Felsen saß, verband die Stadttore miteinander.Über dem Wappen stand, vergoldet, der Name der Stadt. Tersá.

Als Eljana aneinem kleinen Haus vorbeilief, blieb sie neugierig stehen. Irgendwas an diesem Haus fand sie merkwürdig. Sie kletterte über den kleinen Zaum und ging hinüber zur Hausfassade. Eljana wischte mit derrechten Hand ein bisschen Schnee ab. Es kamen komische Zeichen zum Vorschein. Es sah aus wie ein Schriftbild. Eljana kannte so ähnliche Bilder aus ihren Büchern. Schnell wischte sie über andere Stellender Wand – dort waren noch mehr solche Zeichen.

Eljana drehte sich weg und ging weiter ins Innere der Stadt. Der Wind pfiff ungemütlich durch Eljanas Haare. Schnell zog ihren Mantel fester an ihren Körper. Eljanas Schritte wurden immer langsamer. Sie stolperte mehrfach, aber konnte sich in letzter Sekunde noch halten. Es wurde immer kälter. Der Wind wehte den Schnee wie wild durch die Straßen. Wieder stolperte Eljana und viel diesmal wirklich hin. Sie schlug mit dem Gesicht zuerst auf dem Boden auf. Der weiße Schnee verfärbtesich in Sekundenschnelle blutrot. Eljana bewegte sich nicht mehr.


Plötzlich kam eine schwarzgekleidete Gestalt um die Straßenecke. Sie sah den leblosen Körper von Eljana auf der Straße liegen und lief schnell auf diesen zu. Die Gestalt drehte den Körper behutsam auf den Rückenund schaute sich die Wunde genauer an, doch sie konnte nicht viel machen. Ihr viel das Wappen auf dem Mantel auf. Es war ganz winzigklein auf eine Jackentasche genäht worden. Die Gestalt nahm den Körper auf ihre starken Arme und trug sie, durch den Schnee, denlangen Weg, hinauf zur Burg.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 28, 2019 ⏰

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