1. Unerwarteter Vorfall

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Das Metall wurde ins Feuer gelegt, im Wasser abgekühlt, mit dem Hammer besser bearbeitet und dann an dem Tisch befestigt. ,,So sollte der Tisch nicht mehr umkippen", sagte Hicks zufrieden und klopfte auf den Tisch, den er gerade eben verbessert hatte. Die zwei Kunden an der Schmiede bedankten sich, hoben den Tisch auf und brachten ihn zu ihrer Hütte. ,,Der Nächste", rief Hicks und richtete seinen Blick auf die Schlange von Berkianern, die vor der Schmiede stand. Noch war sie ziemlich lang. Aber das würde sich bald ändern, immerhin kamen die meisten Kunden am Vormittag und nun war die Sonne schon knapp vorm Untergehen.
Ein wunderbarer, sonniger Tag auf Berk. Die Insel, die sich von dem Angriff von Drago wieder vollständig erholt hatte. Die ganzen Gebäude waren alle neu aufgebaut worden, es waren auch schon mehrere neue dazugekommen. Aber das war kein Wunder. Immerhin war es schon etwas über einem Jahr her, seit sie an dem Tag fast all ihre Drachen verloren hätten. Und mit deren Hilfe war es kein Problem gewesen, das viele Eis des früheren Alphadrachen wegzuräumen und das ganze Dorf wieder aufzubauen. Man könnte nun behaupten, Berk wäre niemals angegriffen worden.
,,Pütz, hier hast du deinen Sessel. Aber bitte versuch ihn diesmal länger als eine Woche nicht zu zerstören, okay?", richtete Hicks an den blonden Wikinger, der darauf nickte und die Schmiede verließ. Das Oberhaupt seufzte. Dieser Typ würde den Sessel sehr wahrscheinlich nach drei Tagen wieder zerstört in die Schmiede bringen. Hicks hatte keine Ahnung, was er immer mit diesem Sessel aufführte, aber es nervte einfach nur, ihn jedes Mal wieder auf's Neue zu reparieren.
Mit diesem Gedanken im Kopf nahm der Braunhaarige den Sattel von dem nächsten Kunden entgegen. Mit dem Hammer fixierte er das Metall, das locker geworden war. Dann gab er den Sattel dem Besitzer wieder zurück. Dies ging die ganze Zeit so weiter. Gegenstand entgegennehmen, es reparieren und wieder zurückgeben. Die ganze Zeit half Grobian dem Wikinger. Natürlich war es sein Job, immerhin war Grobian der Dorfschmied, aber trotzdem war Hicks ihm sehr dankbar.
Die Arbeit machte Hicks zwar Spaß, aber nach einer Zeit wollte auch er nur noch Freizeit haben und mit seinen Freunden etwas Zeit verbringen, vor allem wollte er mit Ohnezahn fliegen gehen. Zumindest konnte er, während er irgendwelche Sachen reparierte, immer über alles nachdenken. Zum Beispiel über sein nächstes Projekt oder was er an dem Tag noch für andere Sachen unternehmen wollte. Oft aber vertrat Grobian ihn so gut, dass Hicks gar nicht in die Schmiede arbeiten gehen musste. Der ältere Wikinger hatte einfach eine Handwerker-Seele. Er liebte seine Arbeit über alles und bestand deshalb meistens darauf, die Arbeit alleine zu machen. Aber Hicks wäre nicht Hicks, wenn er unhöflich wäre und ihm nicht manchmal helfen würde.
Der 21-Jährige war gerade dabei, einem der Berkianer seinen Sattel zu geben. Während er das tat, schaute er hinter den Kunden und beobachtete, wie sich eine Gruppe von Dörflern versammelte. Zuerst standen nur ein paar Berkianer dort, doch es kamen immer mehr dazu und setzten wegen dem, was sie dort zu Gesicht bekamen, geschockte Mienen auf. Zuerst realisierte Hicks es nicht, aber als dann auch panische Schreie ertönten, merkte er, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas war passiert. Und dieses Irgendetwas bereitete Hicks ein mulmiges Gefühl. ,,Hey, Grobian, übernimm mal kurz", rief er seinem Freund zu und rannte, nachdem die Antwort ,,Alles klar" gekommen war, aus der Schmiede.
Er näherte sich der Menge, schrie dabei: ,,Hey, was ist hier los?" Jeder Wikinger hörte ihn, jeder schaute ihn an. Aber jeder blieb stumm und wich nur zur Seite, damit ihr Stammesoberhaupt durchkonnte. Damit bekam Hicks freie Sicht auf Sturmpfeil und die Person, die neben ihr am Boden lag. ,,Was zum heiligen Thor", flüsterte Hicks schockiert und machte schnelle Schritte auf Astrid zu. Er kniete sich zu ihr hinunter und nahm sie an der Schulter. Ihr Kopf fiel in ihren Nacken, ihre Augen waren geschlossen. Sie war ohnmächtig. ,,Was ist los? Was ist passiert?!", fragte Hicks. Man konnte seiner Stimme Panik entnehmen. Er ließ Astrid wieder zurück auf den Boden sinken, doch er behielt seine Hand auf ihrer Schulter. Eine Berkianerin meldete sich: ,,Ich weiß auch nicht ganz genau, was da passiert ist. Sturmpfeil ist ganz zappelig und panisch hierher geflogen und beim Landen ist auf einmal Astrid ohnmächtig aus dem Sattel gefallen." Hicks wandte sich wieder seiner festen Freundin zu und rüttelte an ihrer Schulter. ,,Astrid? Hey, kannst du mich hören?" Nein, konnte sie nicht. Der junge Mann versuchte, seine Sorgen im Zaun zu halten. Astrid atmete noch. Sie war nur ohnmächtig. Es war eigentlich alles in Ordnung. Nichts allzu Schlimmes. Aber Hicks hatte nun mal die Angewohnheit, ziemlich schnell und leicht in Sorgen um seine Freundin zu fallen.
,,Na, schön", murmelte der Braunhaarige und hob Astrid auf. Er sagte, an die Anwesenden gerichtet: ,,Ich habe auch keine Ahnung, was passiert sein könnte. Ich bringe Astrid einfach mal auf ihre Hütte." Die Berkianer nickten zustimmend und gingen wieder ihrem Alltagsleben nach. Hicks blickte zu Astrids Drachen: ,,Keine Sorge, Sturmpfeil. Sie soll sich ausruhen und dann geht es ihr bestimmt wieder besser." Sturmpfeil gab ein unsicheres Krächzen von sich, nahm sich dann aber zusammen und begab sich in ihren Stall. Hicks schaute dem Nadder nach. Könnte er nur die Sprache der Drachen sprechen. Dann könnte er sofort von Sturmpfeil erfahren, was passiert war.
In Astrids Zimmer in ihrer Hütte angekommen, legte Hicks sie auf ihr Bett. Astrids Eltern waren schon vor längerer Zeit gestorben. Manche Wikinger wurden nun mal nicht sehr alt. Die Blondine wohnte nun alleine in diesem Haus.
Hicks deckte seine Freundin zu und setzte sich neben sie an den Bettrand. Er betrachtete sie, während sie ruhig schlief und normale Atemzüge holte. Nichts Außergewöhnliches. Es schien ihr gut zu gehen. Sie war nur ohnmächtig. Aber warum ohnmächtig?
Hicks ging in seinen Gedanken nochmal alles durch. Astrid hatte ihm am frühen Nachmittag gesagt, sie würde mit Sturmpfeil fliegen gehen. Dann kam sie ohnmächtig wieder zurück. Der Braunhaarige kam mit der Vermutung auf, dass sie vielleicht von einem Drachen oder Drachenjägern angegriffen worden war, aber sie trug keine Verletzungen. Es war so seltsam. Verdammt seltsam. Was war nur passiert?

Hiccstrid ~ Rote Bilder ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt