3. - Erste Suche

416 38 9
                                    

Laras Herz setzte einen kurzen Moment aus als auf einmal ein lauter Knall ertönte und dann es leise zu ticken begann. "Lara, versteck dich!", schrie Isa, als sie sich in eine Ecke zwang. Lara begriff nicht, was in diesem Moment gerade passierte. Um sie herum sprangen plötzlich alle drei auf und rissen Kisten und Kissen in die Höhe. Aufgeregt warf Lara ihren Kopf nach links, rechts und wieder nach links. Tick, Tick, Tick... Sie zog sich an der Wand, an der sie lehnte, nach oben und stellte sich auf ihre wackligen Beine. Das erste mal seit langen stand sie wieder und krabbelte nicht, wie die letzte Stunde. Wo sollte sie nochmal hin, wenn der Countdown begann? In die große Kiste. Sie schlürfte an der Wand entlang immer weiter, bis sie sich vor der Pappe auf die Knie fallen lassen konnte. Im Rückwertsgang krabbelte sie in den Karton. Er war alles andere als bequem, denn ihre Füße waren an der oberen hinteren Kante, ihre Knie an der unteren und ihr Hintern an der Decke der Kiste. Sie hatte das meiste ihres Gewichts auf den Ellenbogen, die sich schon jetzt wund rieben. Lara hatte noch ihre Hände frei und mit denen verstopfte sie nun die Öffnung. Es war nur noch ein minimaler Spalt am oberen Rand offen, durch den etwas Licht auf ihr Gesicht fiel. Es war richtig anstrengend so da zuliegen, doch anders ging es jetzt nicht. Tick, tick, tick... Der Countdown ging eine Minute lang, sagte Aiden, also müsste er nun bald zuende sein. Lara hörte nur noch ein kleines Rascheln von draußen und ihre eigenen kleinen Bewegungen, die an der Pappe kratzten. Schweißperlen lagen auf iher Stirn. Sie hatte Angst. Der Erzählungen der anderen nach, ist es nicht gerade gut, wenn man gefunden wird. Die Enge des Kartons trug ihren Teil der Angst bei. Klaustrophobie hatte Lara nicht, doch so wenig Platz mochte sie denoch nicht. Wer denn schon? Sie fühlte wie ihre Knie und die Ellenbogen langsam taub wurden und ihre Beine einen Krampf bekamen. Kalt lief es ihr den Rücken runter und auf ihrer Haut bildete sich eine Gänsehaut. Tick, Tick. Stille. Er war vorbei. Ein Knarren. Ein Ruck. Ein verdammtes Schloss, das dabei war, aufgesperrt zu werden. Er kam zu ihnen. Laras Herz pochte. Schnell und laut. Man könnte meinen, das genau ihr Herz sie auffliegen lassen könnte. Schwere Schritte gingen durch den Raum. Das Klacken, das die Sohlen seiner Schuhe verursachten, wenn sie auf den Steinboden traten, lies in Lara ein unbehagliches Gefühl zurück. War sie sicher? Würde er sie finden? Sie wusste es nicht. Das war ihre erste Suche. Würde sie diese verlieren, wäre es wohlmöglich mit ihr vorbei. Hatte sie überhaupt jemals eine Chance dazu, zu gewinnen? Na gut, so unsportlich war sie nicht, das kam von dem jahrelangen Baseball spielen, doch würde ihr das etwas helfen? Nicht wirklich. Nicht, um sich aus den Armen eines wohlmöglich gutgebauten Mannes zu befreien. Ihr Atem bebte und bildete kleine Wölkchen vor ihrem Mund. Die Tür stand anscheinend sperrangelweit offen und von draußen kam eine eiskalte Luft hinein. Wo waren sie nur gelandet? In Utah war es um diese Zeit unmöglich so kalt.

Die Schritte kamen immer näher. Ein Schluchzer entfuhr ihrem Mund. Jetzt war es aus, jetzt bekam er sie. Es war unmöglich, dass er sie nicht gehört hatte! Doch, was passierte nun? Er wendete sich um. Und erst jetzt bemerkte Lara, dass das Schluchzen gar nicht von ihr kam, sondern von jemanden anderes.

Es wurde nun komplett still. Der Mann war stehen geblieben, das Schluchzen eingestellt. Selbst Laras Atem verlief nun zwar noch immer hektisch und voller Panik, doch nun leise und durch die Nase. Was war geschehen? Wen hatte er entdeckt? Laras Kopf senkte sich und legte sich auf den Pappkarton, die Stirn denoch auf dem kalten Steinboden.

Sie stockte kurz, als er begann Kissen durch den Raum zu werfen, die neben ihrem kleinen Bunker landeten.

Ein Kreischen, ein Jammern ein Flehen. Ein Tritt, ein Karton, der auf dem ihrem landete. Ein Schrei, ein Krächzen, ein Gurgeln, ein verdammter Hilferuf. Der Karton, der auf Lara gelandet war, erdrückte sie von oben. Der Hilfeschrei war gedämpft, durch die Kissen, die auf sie einstürzten. Hektisch und keuchend versuchte sich Lara aus ihrem Versteck zu buddeln.

Ein Kissen nach rechts, eins nach links. Hüfte fast am Boden. Den Kartonrand nach oben biegen, ein Versuch sich umzudrehen. Der Po liegt nun am Grund. Mit dem Bauch nach oben und den Füßen gegen die Rückwand gestemmt schob sich Lara nun hinaus. Sie stieß die Kiste nun komplett von sich und blickte erst mal wirr durch den Raum. Es war nun komplett hell und Lara hielt sich die Hand vor Augen. Ein paar mal musste sie blinzeln bis sie etwas wahr nahm. Die Schreie, die ununterbrochen ertönten, rangen erst jetzt wieder an ihre Ohren. Sie waren laut, Ohrenbetäubend. Die Stimme kam von Isa. Sie stand aufrecht in einer Holzkiste. Tränen rangen an ihren Wangen hinab und ihre Arme waren weit ausgestreckt. Sie versuchte aus ihrem restlichen Versteck zu entkommen, doch stolperte und fiel der Länge nach auf den Boden. Aiden lag bereits auf dem Boden und strampelte leise fluchend eine Decke von sich. Nun blickte Lara zu dem Mann, der zur Tür humpelte und das gebeugt. Der Grund für sein Humpeln? Vivian. Er hatte seine Arme um sie geschlungen und die ihren hingen etwas zappelnd in der Luft. Ihre Beine kreuzten sich um eines seiner, so dass er nicht richtig laufen konnte. Sie versuchte ihn zum Stolpern zu bekommen. Vergeblich. Isas Schreie wurden immer lauter und übertönten bald selbst Vivis. "Lass sie in Ruhe, du dreckiges...!", der Rest wurde von einem Schluchzer ihrerseits übertönt. Aiden hatte es nun endlich geschafft sich zu befreien und rannte nun vollen Tempos auf das Entführungsgespann zu, doch traf nur auf eine harte kalte Stahltür, die ihm nun den Weg versperrte. Sie waren weg. Vivis Schreie verstummt, selbst Isas, die nun einen jämmerlichen Haufen Elend auf dem Boden bildete. Aiden hämmerte gegen die Tür und brüllte lauthals Wörter, die lieber niemals in Laras Wortschatz kommen sollten.

Auf einmal wurde alles schwummrig. Aidens Schreie wurden immer leiser in Laras Ohren. Für sie war das alles zu viel. Ihr wurde schlecht und sie musste sich gegenüber ihrem Brechreiz ergeben. Schnell beugte sie sich zur Seite und kotzte all den Rest hinaus, der ihr noch verblieben war. Lara hielt sich an der Wand fest, doch desto trotz kippte sie um und das Licht wurde wieder dunkel.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 21, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die FuchsjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt