Kapitel 2

89 15 19
                                    

Ich wurde von einem unsanften Ruckeln und Holpern aus meinem Schlaf geweckt. Ich konnte weder das Geräusch, noch das Gefühl, unsanft hin und her geschleudert zu werden, einordnen, also öffnete ich langsam meine Augen. Gleißendes Sonnenlicht blendete mich für einen Augenblick, sodass ich meine Augen noch einmal fest zusammenkniff um dem Schmerz zu entgehen, den das Licht in meine Netzhaut brannte. Es dauerte einem Moment, bis sich das Stechen verflüchtigt hatte. Vorsichtig öffnete ich meine Lider einen Spalt, bevor ich sie ganz öffnete. Ich konnte kaum etwas sehen, da ich auf dem Rücken lag. Lediglich kleine Schäfchenwolken, die am strahlend blauen Himmel entlang zogen, befanden sich in meinem eingeschränkten Blickfeld.

Langsam versuchte ich mich aufzurichten und musste dabei mehrere Versuche starten, da mich das Holpern immer wieder in meine Ausgangsposition zurück warf. Als ich es endlich geschafft hatte und eine einigermaßen bequeme Position gefunden hatte, ließ ich meinen Blick über meine Umwelt schweifen. Ich befand mich auf einem Holzkarren inmitten von Ballen aus Stroh, Bündeln von Kleidung und Stoffen. Außerdem waren da einige Säcke, in denen vermutlich Essen zu finden war. Der Karren wurde von zwei großen und starken Pferden gezogen, die, zumindest sah es danach aus, keine Mühe damit hatten. Ich konnte sie nur von hinten sehen, aber ihr Fell war braun und glänzte im Sonnenlicht. Der Wind spielte anmutig mit ihren langen Mähnen, während sie einen Huf vor den anderen setzten. Sie liefen schnell, sodass der Holzkarren bei jeder Unebenheit am Boden holperte und mir wieder das Gleichgewicht nahm. Ich musste mich an die Ballen aus Stroh klammern um nicht umzufallen oder gar vom Wagen geworfen zu werden.

Wir waren auf einer steinigen Straße unterwegs, die allerdings durch die Wurzeln der Bäume am Straßenrand, zerfurcht und uneben war. In der Ferne konnte ich noch knapp den Rand eines Waldes ausmachen. Der Wald in dem ich ohne eine Erinnerung aufgewacht war. Und dies war mir jetzt nun schon zum zweiten Mal passiert. Ich kramte in meinem Gedächtnis. Ich musste an dem Baum, an dem ich eine kleine Pause eingelegt hatte eingeschlafen sein. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie ich an seinem Fuße erschöpft niedergesunken war. Jemand musste mich dort, am Boden liegend vorgefunden und mich mit genommen haben. Ein ungutes Gefühl beschlich mich, sodass ich vorsichtig meinen Kopf zur Seite drehte. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als ich eine Stimme, direkt hinter mir hörte.

„Gut geschlafen?", fragte die Stimme und ich konnte daraus das verschmitzte Grinsen, das sich um seine Mundwinkel gebildet haben musste, hören. Ich dreht mich sofort um, um den Ursprung der tiefen, männlichen Stimme ausmachen zu können. Er saß hinter mir, die Beine im Schneidersitz verschränkt und seinen Oberkörper lässig, nach hinten auf seine Arme gestützt. Er trug seltsame Kleidung. Seine Hosen waren aus braunem Leder und wurden mit Schnüren am rechten Platz gehalten. Außerdem trug er ein weites Hemd, vermutlich aus Leinen oder einem ähnlichen Stoff und dunkle, lederne Stiefel. Um seinen Hals baumelte eine Halskette aus einem Lederband, mit einem silbern schimmernden Anhänger daran. Es war ein merkwürdiges Symbol, welches die Form eines Tieres oder etwas ähnlichem hatte. Außerdem war es recht klein, sodass ich die zarten, geschwungenen Äste, die sich um das Wesen rankten und die winzigen schwarzen Steine, die filigran eingearbeitet waren, kaum erkennen konnte. Dennoch bleiben meine Augen für einen kurzen Moment daran hängen. In meinem Kopf formte sich ein Bild. Ich trug eine ähnliche Kette. Unwillkürlich griff ich nach dem kalten Metall an meiner Brust, welches von meinem T-Shirt verdeckt wurde.

Sein Haar war kurz und dunkel. So dunkel, dass es seine ungewöhnlich hellen Augen im Sonnenlicht zum funkeln brachte.

Seine Aufmachung kam mir merkwürdig, fast unwirklich vor. Ich musste ein aufkommendes sarkastisches Lachen unterdrücken, denn all das, kam mir vor, wie ein schlechter Scherz. Als würde ich mich plötzlich in einer mittelalterlichen Theatervorstellung befinden, als wäre ich einfach durch die Zeit gereist.

Crown Of GoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt