» Chapter one «

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Es gab nichts schöneres, als einen schlafenden Jax in seinem sonnengetränkten Bett zu beobachten. Wie immer, wenn er schlief, umklammerte er sein Kopfkissen mit einer Hand, die andere lag von sich gestreckt daneben. Stundenlang hätte ich ihm bei schlafen zusehen können, doch es war nicht meine Aufgabe ihn anzusehen. Leicht nahm ich seine große Hand in die meine. Als hätte er gespürt, dass ich es bin, schloss er seine Finger beschützerisch und bestimmend um meine Hand. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen.

Langsam begann er, zu blinzeln und öffnete seine wunderschönen braunen Augen, in denen ich mich stundenlang verlieren könnte. Als er mich erblickte, schien er mich anzuschauen, als sei ich das anbetungswürdigste Wesen auf dem Planeten, den wir Erde nennen. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich erwartet, dass er, der Kronprinz und Thronerbe Katerras, dem mächtigsten Reiches der Erde, meine Gefühle erwidern würde. Schließlich war ich in einfachen Umständen geboren worden. Als dritte Tochter eines Schneiders und einer mittellosen Sängerin. Und er? Er war der Sohn des Mannes, der das Reich aus dem Ruin geholt hatte, und der Frau, die sich für ihr Volk geopfert hatte und gestorben war. Ihr Name? Clarisse Magdalena Schreave. Gestorben als ein Volksheldin. Hatte einen Sohn und ihren Mann hinterlassen. Jax trauerte immer noch sehr um seine geliebte Mutter, das merkte man deutlich.
Nun, zehn Jahre nach dem überraschenden Tod der geliebten Monarchin Katerras, hatte König Maximilian Schreave seine ehemalige Mätresse und Liebhaberin, Penelope Smith, geehelicht und mit ihr zwei Kinder bekommen, Josephine und Cassandra Schreave.

»Hey...«, hauchte Jax mit seiner rauen Morgenstimme und riss mich aus dem Gedanken an seine Familie. Ich sah ihn lächelnd an, drückte seine Hand etwas fester und beugte mich zu ihm hinab, um ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken. »Es ist schön aufzuwachen und dich als erstes zu sehen, Mai«, murmelte er und schaute mich an. Mai. Den Spitznamen hatte er mir gegeben, seit wir uns kannten. »Es gibt nichts schöneres, als dir beim schlafen zuzusehen« Leise lachend richtete er sich auf und entblößte so seinen durchtrainierten Oberkörper. Seit wir uns kannten schlief er oberkörperfrei. Wahrscheinlich schon früher. »Man soll doch nicht lügen, Engelchen. Gib zu, dass du wunderschön bist und ich lasse dich laufen...«

Er stürzte sich auf mich und begann mich an den Seiten zu kitzeln. Er wusste genau, wie sehr ich es hasste, wenn er mich kitzelte. Ich wand mich in seinen Armen und konnte gar nicht mehr aufhören, zu kichern. Als er schließlich aufhörte, schaute ich in seine wundervollen, braunen Augen und fragte mich wieder einmal, wie ich ihn nur verdient hatte. »Ist ja gut, ich gebe es ja zu!«, japste ich schweratmend und sah verlegen weg von ihm. Er drückte mein Kinn mit seinem Zeige- und Mittelfinger zu sich hoch, sodass ich in sein sonnenumrahmtes Gesicht blicken musste. »Na siehst du? So einfach ist es« Jax senkte den Kopf um mir einen kurzen Kuss zu geben, ehe er sich aufrichtete und aufstand. »Ich muss leider arbeiten, Mai. Wenn du mir Gesellschaft leisten willst...« Ich schüttelte den Kopf, so gerne ich auch zusagen wollte. »Ich muss auch arbeiten. Hinterher fällt das hier«, sagte ich, während ich mich vorbeugte und ihm wieder einen kurzen Kuss, »noch jemandem auf. Und dann haben wir nämlich ein Problem« Er nickte verständig und seufzte dann. »Dann fängst du hier an.«, bestimmte er und entlockte mir damit ein Grinsen. »Wie der Prinz wünscht!«, schmunzelte ich.

Nachdem ich bei Jax im Zimmer fertig war, gab er mir noch einen flüchtigen Abschiedskuss und entließ mich somit. Ich lief durch das Schloss und reinigte die Zimmer. Als letztes stand nur noch die Zimmer der Prinzessinnen auf meiner Liste. Um nicht direkt zum Zimmer der gehässigen Josephine gehen zu müssen, betrat ich zunächst das Zimmer der zwölfjährigen Cassandra.

»Maisie!«
Im Gegensatz zu Josephine schien Cassandra mich zu mögen. Sie freute sich jedes Mal, mich zu sehen, wenn ich ihr Zimmer betrat, das vor rosa Dingen nur so strotzte. Viele würden denken, Cassandra Anne Schreave wäre ein verzogenes, kleines Mädchen, doch eigentlich war sie liebenswert und sanft. Niemals könnte sie nur einer Fliege etwas zuleide tun. »Erzähl mir den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Schloss!«, verlangte Cassandra lachend, während ich zu ihrem riesigen Himmelbett ging, das - wie sollte es auch anders sein - rosa war. Ich holte zuerst das erste Kissen und begann, es aufzuschütteln. »Was für Klatsch meinen Sie, Prinzessin Cassandra?«, fragte ich und lächelte die blondhaarige Prinzessin leicht an. »Du weißt schon. Liebschaften zwischen den Bediensteten, geheime Lieben, etwas Neues aus dem Alltag der Bediensteten halt. Die Zofen reden doch immer untereinander!«, erwiderte sie.

Of Love and Betrayal [paused]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt