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» There are many who don't wish to sleep for fear of nightmares. Sadly, there are many who don't wish to wake for the same fear. « - Richelle Goodrich

- Xenias Sicht -

Als ich vor Schreck aufwache und das Weiß der Krankenhauswände mich blendet brauche ich erstmal einen Moment um mich zu erinnern wo ich bin.

Ein Albtraum. Schon wieder. Ich bin nun seit vier Tagen im Krankenhaus und jedes Mal wenn ich einschlafe plagen mich Albträume.

Sie laufen immer gleich ab. Es ist dunkel, ich bin alleine. Plötzlich ein Schlag auf den Hinterkopf, eine Person dessen Gesicht verschwommen ist. So als hätte jemand einen Radierer genommen und es wegradiert. Die Person kommt immer näher und näher. Ich hab Angst. Und dann wach ich auf.

Es fühlt sich so echt an. Jedesmal wache ich schweißgebadet auf und muss erst mal ein paar Mal tief ein und aus atmen.

Ich schaue mich um. Ich bin alleine im Zimmer. Sonst sitzt entweder meine Mutter, mein Vater oder mein großer Bruder David auf dem Sessel neben meinem Bett. Diesmal nicht.

Ich greife nach dem Glas Wasser, das auf meinem Nachtkasten steht und nehme einen Schluck. Mein ausgetrockneter Hals hat das echt gebraucht.

Die Tür geht auf und Mom kommt rein. "Du bist wach".
Ich nicke nur und umarme sie.

"Wie geht es dir, mein Schatz?", fragt mich meine Mutter.
Du meinst abgesehen davon, dass ich fünf Monate verschwunden war und mich nicht mal daran erinnern kann? "Gut", antworte ich nur.
Sie nickt anerkennend.

"Hier, ich habe dir was zum Essen mitgebracht", sagt sie und stellt mir eine Box, die verdächtig nach Sushi riecht, auf den Tisch in meinem Zimmer. Mein Lieblingsessen.
"Ich hab kein Hunger", erwidere ich aber und beachte das Essen nichtmal.
Mom seufzt nur: "Du musst was essen. Du hast in den letzten Tagen fast nichts zu dir genommen!"
Ich schüttel nur den Kopf. Mom seufzt schon wieder. Diese Unterhaltung führen wir in letzter Zeit oft.

"Wann kann ich wieder in die Schule gehen?", wechsel ich das Thema. Versteht mich nicht falsch, ich hasse Schule mehr als alles andere. Aber ich habe Liz und Noah noch gar nicht gesehen. Nur Familienangehörige durften mich besuchen.
Ich hab auch noch kein neues Handy, ich hab in dem ganzen Stress noch gar nicht daran gedacht. Daher kann ich die beiden auch nicht erreichen.

"Offiziell nächste Woche, aber du kannst dir so lange Zeit lassen wie du willst", meint Mom und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Dann will ich nächste Woche gleich gehen. Und können wir mir dann auch ein neues Handy kaufen gehen?", frag ich sie. "Sicher, mein Schatz"

Ich weiß in der Öffentlichkeit werden mich Reporter "attackieren". Meine Eltern haben mir schon erzählt, dass sie sämtliche Anfragen für Interviews bekommen haben, welche sie aber höflich abgelehnt haben. Ich weiß auch, dass ich noch mehr Aufmerksamkeit als sonst bekommen werde und ich viele Fragen, auf die ich keine Antworten habe, gestellt bekommen werde.

Und ich hab Angst davor. Aber ich kann mich nicht für immer verstecken. Und vielleicht kann ich mich irgendwann erinnern und das Arschloch, das mir das, was auch immer er getan hat, angetan hat, kommt in Gefängnis.

Nächste Woche Montag

Heute ist das erste Mal, dass ich in die Schule gehe seit ich entführt wurde. Ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass ich nicht aufgeregt bin.

Mir geht es schon besser teilweise. Ich hab ein wenig gegessen und ich bin nicht mehr so blass. Die blauen Flecken werden langsam gelb und schmerzen nicht mehr all zu sehr. Aber mental fühl ich mich noch immer als wäre alles erst gestern passiert.

Keiner weiß, dass ich heute wieder komme. Ich freue mich schon auf Liz' und Noahs Gesicht wenn sie mich wiedersehen. Vorallem auf Noahs. Ich habe ihn seit mehr als fünf Monaten nicht gesehen. Hat er mich vermisst?

David hält mit dem Auto vor der Schule. Ich will gerade aussteigen doch er hält mich zurück. "Pass auf dich auf. Und ruf an falls du doch heim willst. Ich hol dich ab". Ich nicke nur und umarme ihn dankend bevor ich dann wirklich das Auto verlasse.

Ich betrete den Schulhof und alles wird auf einmal still. Schüler an jeder Ecke haben aufgehört sich miteinander zu unterhalten und starren mich an. Ich fühle mich unangenehm.
"OH MEIN GOTT NIA!"
Eine starke Umarmung reißt mich fast zu Boden, aber ich kann mich gerade noch halten. Liz.

Ich erwidere die Umarmung. Liz hat Tränen in den Augen und ich auch.
"Du weißt gar nicht wie sehr ich dich vermisst habe. Ich hab nicht gedacht dich je wieder umarmen zu können. Ich muss dir so viel erzählen...", fängt sie an zu erzählen während wir uns noch immer ganz fest umarmen.

Nach gefühlten Stunden lassen wir uns los und ich wische mir eine Träne weg. Aber ich lächle. Und sie auch. Ich bin so glücklich sie wieder zu haben. Plötzlich fällt mir Noah ein.
"Wo ist Noah?", frag ich sie

Sie wird blass. Oh nein. "Ich muss dir was erzählen und es wird dir nicht gefallen." Sie nimmt meine Hand und zieht mich ins Schulgebäude. Und da seh ich es. Noah und Cecilia. Küssend.

"Er ist mit ihr zwei Monate nach deinem Verschwinden zusammengekommen. Er hat angenommen du wärst tot. Es tut mir so leid", erklärt Liz.

Ich hör gar nicht mehr auf sie. Ich steuer auf Noah zu und erst als ich kurz vor ihm stehe bemerkt er mich. Seine Kinnlade klappt runter. "The fuck, Nia?!"

"Ja, Nia, deine eigentliche Freundin. Schön wie sehr du um mich getrauert hast. Sieht wohl so aus als müsste ich gar nicht mehr mit dir Schluss machen.", gebe ich angepisst zurück.

"Nia, es tut mir so leid", entschuldigt er sich und reibt sich den Nacken.
"Verschwinde einfach aus meinen Leben, ok?", sage ich und will gehen.
"Nia warte bitte...". Er hält mich am Handgelenk fest. Wut steigt in mir auf.

Ich zieh meine Hand weg und gebe ihm eine richtig feste Ohrfeige. Er hält sich seine Wange und schaut mich fassungslos an. Das hat gut getan. Ich drehe mich um und renne zurück zu Liz. Alle im Gang schauen mich an, alles ist ruhig.

"Good job!", gratuliert Liz mir und wir klatschen ein als ich bei ihr ankomme. Das hat gut getan. Was Noah mir angetan hat ist natürlich schmerzvoll, aber das ist das erste Mal, dass ich mich wirklich verteidigt habe.

Mit gemischten Gefühlen gehe ich mit Liz in die erste Stunde. Auf einen nicht ganz so beschissenen Tag!

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feels like drowning | coming soonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt