Damals wurde ich nicht geliebt, diesmal aber sorge ich dafür
Meine Hände strichen sacht über das cremig, weiße Stoffkleid das ich, als Kleidungsstück in meiner Hand festhielt, müde von dem ganzen Denken.
Es war nicht besonders, sondern wurde ziemlich simpel gehalten, der kleine Rüschen Kragen war dabei das auffallendste. Die weiten Ärmel reichten bis zu den Ellbogen und der Stoff wurde unsorgfältig zusammengelegt, da man unübersehbare Falten im federleichten, dünnem Material erkennen konnte.
Rasch zog ich das lockere Kleid an und wischte noch einige Mal über die entstandenen Knitter. Es reichte einige Zentimeter nach meinen Fingerspitzen und war somit akzeptabel als Länge.
Irgendwie niedergeschlagen warf ich wieder einen Blick auf die Aussicht hinter dem weiten Fenster. Mir fiel es wirklich an mentale Stärke zu verkraften, wo ich jetzt war und was die Konsequenzen meines Ungewollten dar seins sind.
Mit einem kräftigen Schwung stand ich vom quietschenden Bett auf und torkelte mühevoll auf das nun sehr weit weg schienende Fenster zu.
Nach einigen mühseligen Schritten spürte ich das kühle Fensterglas unter meinen brennenden Handflächen, darauf schloss ich kurz meine noch schläfrigen Augen und nahm die stechend strenge Luft in mir auf. Die Luft brannte mir immer noch den Rachen runter und hinterließ etliche Schmerzen in meiner Brust und Magen.
Plötzlich stellten sich die Haare auf meinem Nacken auf und ich zuckte stürmisch zusammen bei dem leichten Atem, den ich neben meinem Ohr zu spüren bekam. Infolgedessen riss ich meinen Kopf nach links, wo mich die Perfektion selbst mit glänzenden Augen ansah.
Für einen minimalen Moment stoppte die Welt um mich, alles war verschwommen. Er war wieder einmal sehr nah an meinem Körper und mein Herz konnte ihn nur schwer verkraften. Gefühlte drei Minuten sagte keiner von uns etwas, wir schauten uns nur beide sorgsam in die Augen und horchten unseren leichten Atemzügen zu.
Daraufhin räusperte er sich und ging einen Schritt nach hinten, während ich wieder einmal meine Boots begaffte und feststellen musste das sie gar nicht zu meinem jetzigen Kleid passten.
"Wie ich sehe, bist du schon fertig, also lass uns jetzt über das Bündnis reden."
"Was für ein Bündnis?"
"Ich habe dir ja schon von der Ausstellung erzählt. Dort sucht dich ja ein Caecus aus und nimmt dich mit, je nach Caecus machen sie das Bündnis gleich oder später.
Ein Mensch darf sich dagegen nicht wehren und kann es auch nicht. Es gibt Methoden, um dich zu zwingen.
Das Bündnis entsteht durch einen leidenschaftlichen Kuss und damit bist du sozusagen "markiert".
Das heißt, keine andere Kreatur darf dich anfassen oder als seine um markieren, falls dies nicht respektiert wird, kommt es entweder zu einem Kampf zwischen ihnen, wo der Stärkere gewinnt, oder Verbannung aus der Rebellion.
Meistens schneidet man ihnen dann die Zunge weg, um zu verhindern, das jemand etwas über die Rebellion verrät.
Wenn du markiert wurdest, kannst du, neben deinen, auch die Gefühle und Bedürfnisse der diesbezüglichen Kreatur spüren, umgekehrt geht das aber nicht.
𝕾𝖎𝖊 𝖋𝖚𝖊𝖍𝖑𝖙 𝖓𝖎𝖈𝖍𝖙 𝖉𝖆𝖘, 𝖜𝖆𝖘 𝖉𝖚 𝖋𝖚𝖊𝖍𝖑𝖘𝖙."
"Wohin nimmt mich der Caecus denn bitte mit? Warum kann ich nicht einfach nachhause gehen? Was hält mich ab, nicht jetzt gleich aus diesem Fenster zu springen und abzuhauen?"
"Die Barriere und die Rebellion.
Mal abgesehen das du naja, wie der Name schon sagt, im Nichts bist und nicht aus einer Ebene entkommen kannst, gibt es um diese Villa eine Art Barriere, die verhindert, dass der Herrscher die Menschen fühlen kann.
Steigst du aus dieser Barriere wird die Rebellion nicht zögern dich umzubringen. Also wäre ich du würde ich es lieber lassen."
"Also, wenn ich jetzt aus dem Fenster springe, würde es die Rebellion merken und mich umbringen."
"Genau, wenn nicht, dann macht es der Herrscher, egal wie du es machst am Ende ..."
"Am Ende lande ich immer tot. Gut, ich habe es verstanden, aber wohin führt mich den jetzt die Kreatur, die mich ausgewählt hat?"
"Unterschiedlich, es kommt darauf an, in welcher Residenz die Kreatur eingeteilt ist.Es gibt eine Hauptresidenz und sechs Nebenresidenzen. In der Hauptresidenz, wo wir uns gerade befinden, werden meistens die Ausstellungen gehalten und die Generäle verbringen für gewöhnlich hier ihre Zeit, während die anderen Residenzen unter den dreien aufgeteilt sind. Somit ist schwer zu sagen wo du landest ."
"Das ist definit unfair und kompliziert. Warum bekomme ich keine konkreten Daten, alles wird mir hier einfach so ins Gesicht geworfen und ich muss es bedingungslos akzeptieren. Was soll das denn alles bedeuten und ein Kuss? Was soll dieser Mist, wie kannst du hier nur so leben? Wie kann irgendjemand so leben?! Totaler Dreck!"
Ich war am ausrasten, ich konnte nichts mehr verstehen und mich gar nicht erst beherrschen. Jin sah mich nur bedrückt an, ich konnte verstehen warum, wohl möglich war ich nicht die erste die so handelte und natürlich wusste ich auch selbst das es zwecklos sei. Mehr als mich darüber zu ärgern konnte ich sowieso nicht, am Ende müsste ich mich dem dennoch hingeben.
"Ach, also wegen dem Bündnis."
"Ja?"
"Heißt das, dass ich auch Schmerzen von dem Caecus fühle?"
"Es kommt darauf an, wenn das Bündnis stark genug ist, dann ja."
"Wie kann es den stärker werden?"
"Wenn man sich gegenseitig liebt oder sehr gern hat und die Kreatur akzeptiert."
"Es gibt tatsächlich Liebe hier, diese Dinger da können Lieben?"
"Ja, das können sie auch, weißt du sie fühlen sogar viel intensiver als wir und sind daher sehr sensibel.
Sie können doch nichts dafür in dieser Welt gefangen zu sein. War es so falsch für sich selbst zu kämpfen? Manche wollen doch nur etwas Zuneigung und Mitgefühl, jemand der auf sie aufpasst und so akzeptiert, wie sie sind."
Ich konnte klar erkennen das mehr dahinter steckte als eine normale Moralpredigt. Wahrscheinlich hat er selbst eine Kreatur, die sehr verletzt ist und sie muss Jin wahnsinnig viel bedeuten.
"Gehörst du auch einem Caeacus?"
"Nein, ich bin wie schon gesagt nur ein Haushelfer, ich koche für die Menschen und räume deren Zimmer auf, solche Sachen. Mich hat damals keiner ausgewählt weißt du?
Tja, nicht jeder weiß halt was gut ist."
"Warum eigentlich darf man nicht zwei von ihnen gehören?"
"So viel kann ein Mensch nicht aushalten, von den Gefühlen her, zudem sind sie sehr besitzergreifend und teilen nicht gern."
"Wie erkennen mich die Caecus das ich markiert bin?"
"Sie spüren das, du hast eine andere Aura um dich."
Auf einmal raste ein pinkhaariges Mädchen hektisch durch die knarrende Tür in das Zimmer.
"Seid ihr fertig mit dem reden, es wird nämlich Zeit für die Ausstellung. Also falls ihr mehr Zeit braucht, dann ..."
"Nein, ich denke das reicht für den Moment, wenn du weitere Fragen hast komm ruhig zu mir, das übrigens ist Molly."
Mit einer kleinen, aber dennoch delikaten Handbewegung zeigte er auf das zierliche Mädchen in der Tür. Sie hatte kurze, leicht gewellte Haare in einem sanften rosa, die ungekämmt aussahen und ein Lächeln so groß wie ihr ganzes Gesicht, sie sah nett aus.
"Bist du bereit ein komplett neues Leben zu beginnen?"
"Um ehrlich zu sein, Nein."
"Gut, dann folgst du mir jetzt bis zum Saal und von dort aus kriegst du, dann andere Anweisungen, versuch nett zu wirken und vielleicht bekommst du ja auch einen warmherzigen, freundlichen Caecus."
"Warum bekommen?"
"Der Anführer und seine rechten Hände, der Rebellion bestimmen letzten Endes wer dich bekommt, falls mehrere dich wollen."
"Das wird ja immer besser."
"Alles wird gut, vertrau mir."
Jin kann anscheinend nicht die Hände von mir lassen. Wieder einmal gab er mir einen kleinen Kuss auf die Hand, bevor er meine Knöchel lieblich nachfuhr und sie ein letztes Mal als Verstärkung drückte, um zum Schluss mit lockeren Schritten auf die Tür zuzugehen und mir diese offen zuhalten.
"Nach dir."
"Wie charmant, danke."
Nun war es so weit, ich würde einem fremden gehören, der nicht einmal menschlich ist und hätte gar keine Rechte.
Eingesperrt im Nichts.
Jin hat mich über vieles informiert, jedoch nicht warum ein Caecus die Menschen braucht.
Entschuldigt dieses Kapitel es besteht fast nur aus Dialogen und Erklärungen, aber diese Sachen braucht man eben für einen guten Verlauf.
Im nächsten Teil geht es spannender weiter (das hoffe ich zumindest).
-Minki
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-Touch Bts FF
FanfictionGehasst von beiden Welten und nicht existent in der anderen, das sind Sie. Misslungene Kreaturen ohne Geborgenheit, Zuneigung und Herz, denn die liebsten Sachen wurden Ihnen genommen. Es heißt ja Gott liebt alle, aber das ist falsch. Sie werden als...