Als ich aus dem Fenster herausschaute, sah ich die Welt, die an mir vorbeizog. Die Sonne schien grell und der Himmel war strahlend blau. Keine Wolke war zu erkennen, es war ein wunderschöner Frühlingstag.
Ich saß im Auto meiner Mutter und hörte mit meinen großen Kopfhörern Musik. Seit heute morgen hörte ich mir die beiden Lieder in Dauerschleife an, ich wollte auf gar keinen Fall einen Fehler machen. Denn heute war der Tag der Benefizgala gekommen. Meine Nervösität brachte mich beinahe um, doch ich versuchte mich auf das wesentliche zu konzentrieren. In meinem Kopf spielte sich immer wieder die selbe Frequenz ab. Immer und immer wieder ging ich die Choreographien in meinem Kopf durch, welchen Ausdruck ich haben musste und wie ich mit meinem Kostüm umzugehen hatte.Mein Kostüm. Hatte ich es dabei? Plötzliche Unsicherheit packte meinen Körper und ließ mich zusammen zucken. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich nahm meine Kopfhörer ab. Ich sah zu meiner Mutter, die seelenruhig Nachrichten im Radio hörte und sich auf den Straßenverlauf konzentrierte.
"Mom?", fragte ich leicht panisch, "Hab ich beide Kostüme eingepackt?"
"Ja hast du.", sagte meine Mom seelenruhig, "Deine Schuhe hast du auch und das Make Up und die Haarsachen haben wir auch dabei. Wir haben alles, mein Schatz."
"Gut", murmelte ich und setzte meine Kopfhörer wieder auf. Ich beruhigte mich langsam wieder und widmete mich der Musik.Als wir uns durch den stockenden Verkehr der Stadt geschlängelt hatten und bei einem großen Gebäude ankamen, wurde ich ganz ruhig. Es war ungefähr vierstöckig und hatte viele große Fenster, die im Licht der Sonne glänzten. Das Gebäude lag etwas außerhalb der Innenstadt und erstrahlte in einem stechenden Weißton.
Wer auch immer hier wohnte war reich, stellte ich fest und nahm die große Tasche aus dem Kofferraum unseres Autos.
"Gib mir die ruhig. Ich geh alles im Backstage Bereich aufbauen, du kannst ja schon mal Mr. Grey suchen.", schlug meine Mutter vor, "Ich komm dann nach."
Ich nickte und übergab ihr die große Reisetasche. Einen Moment ging ich in mich und atmete tief durch. Es dauerte einen Moment bevor ich mein rotes Etuikleid glattstrich und meiner Mutter in das pompöse Haus folgte.Im Gang scheideten sich unsere Wege. Sie ging durch eine Tür auf der linken Seite, die als "Backstagebereich" ausgeschrieben war. Ich dagegen ging weiter den langen Gang entlang. Mir fiel sofort auf, dass die Decke sehr hoch war. Die Wände waren weiß gestrichen und durch Gemälde und Skulpturen verziert worden. Ich hatte Angst mich auf dem Marmorboden vorwärts zu bewegen, ich hatte das Gefühl durch jede Bewegung könnte ich die wervollen Gegenstände beschädigen. Mein Blick blieb bei einem wunderschönen Gemälde in ölfarbe hängen. Es war eine Tänzerin zu sehen, die sich auf einer großen Bühne befand. Sie trug ein wunderschönes Kostüm. Ein silbernes Tutu und ein weißer Body, welcher durch Glitzersteine, Federn und Stickerein verziert war. Sie machte ein Grand Jété, also einen Sprung in dem man in der Luft einen Spagat machte. Ihr Ausdruck und ihre Körperspannung auf dem Gemälde beeindruckten mich. Was würde ich dazu geben, würde mich einmal jemand malen.
Meine Tagträumerein wurden durch auf mich zukommende Schritte unterbrochen. Sofort schaute ich auf und sah einen Mann im mittleren Alter auf mich zu kommen. Er lächelte gutmütig und reichte mir die Hand, "Guten Tag", begrüßte er mich herzlich.
Ich reichte ihm meine Hand und er griff sie förmlich. Sein Händegriff war fest und stark. Seine Erscheinung schüchterte mich ein wenig ein. Er trug ein königsblaues Jacket und ein weißes Hemd. Sein Blick war weich, aber auch bestimmend. Ich vermutete, dass er der Veranstalter dieser Gala war. Er als Person hatte eine besondere Austrahlung, die ich nicht beschreiben konnte. Auf jeden Fall beeindruckte er mich mit seinem Auftreten.
"Wie ich sehe hast du Gefallen an meinen Bildern gefunden.", sagte er und wand sich dem Gemälde zu, "Ich muss aber auch zugeben, dass dies eines meiner Lieblingswerke ist. Die Wirkung, die dieses Gemälde ausstrahlt ist unfassbar, nicht wahr?"
Ich nickte ihm zu, unfähig etwas zu sagen. Mit seiner Glatze und der Brille sah er so ernst und so wichtig aus, dass ich sofort Respekt vor ihm hatte.
"Ich bin Elon Stark. Du musst Olivia sein", sagte er und lächelte.
"Ja genau. Es freut mich Sie kennen zu lernen", antwortete ich höflich und korrigierte den Sitz des Henkels meiner kleinen silbernen Tasche auf meiner Schulter. Ich wandt mich wieder dem Herrn vor mir zu und lächelte mein freundlichstes Lächeln.
"Die Freude ist ganz meinerseits. Ich habe schon so viel gutes über dich gehört, dass ich ganz gespannt auf deinen Auftritt bin", sagte Mr. Stark und lächelte mir freundlich zu
"Ich bin Ihnen wirklich dankbar für diese Chance", erwiderte ich und setzte mich mit ihm zusammen in Bewegung.
Jetzt wurde es ernst, dachte ich und spürte, wie mein Herz seinen Herzschlag pro Minute verdoppelte.
"Ich bin wirklich froh, dir diese Chance bieten zu können. Was dein Lehrer mir bisher über dich erzählt hat, hat mich wirklich beeindruckt. Ich hoffe wirklich sehr, dass dein Auftritt auch alle andere Gäste meiner Gala beeindrucken wird.", erzählte Mr. Stark, während ich ihm folgte und ihm aufmerksam zuhörte.
"Ich bewundere jeden Sportler, der für seine Ziele so viel auf sich nimmt. Meine Frau war auch auf einer Balletschule. Ihr ist es wichtig, die jungen Talente zu fördern. Und mich hat sie mit ihrer Begeisterung angesteckt."
"Dankeschön", sagte ich und blieb mit ihm zusammen stehen. Er lächelte mich freundlich an und deutete einem Kellner an, ihm zwei Gläser Sekt zu bringen.
"Heute dürfen alle ein Gläschen trinken. Solange du mir dann nicht von der Bühne fällst.", er brach in schallendem Gelächter aus, was ich nur halb erwidern konnte. Mr. Stark war nett und hatte eine gewisse Aura, die er ausstrahlte, doch es wäre mir lieber mein Trainer oder meine Mutter würden mich aus dieser Konversation herausholen.
"Keine Sorge", kicherte ich und dankte dem Kellner, welcher mir ein gefülltes Sektglas reichte.
"Na dann, kommen Sie. Ich werde ihnen meine Gäste vorstellen."
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Smoke and Fire
Teen FictionWas ist, wenn sich zwei Menschen treffen, die in Wirklichkeit das komplette Gegenteil voneinander sind? Sie lebten in zwei unterschiedlichen Welten und auf einmal treffen sie aufeinander. Kann das gut gehen? Olivia, eine siebzehnjährige Tänzerin, is...