Prolog

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𝘞𝘦 𝘢𝘳𝘦𝘯'𝘵 𝘣𝘢𝘥 𝘱𝘦𝘰𝘱𝘭𝘦. 𝘞𝘦 𝘫𝘶𝘴𝘵 𝘤𝘰𝘮𝘦 𝘧𝘳𝘰𝘮 𝘢 𝘣𝘢𝘥 𝘱𝘭𝘢𝘤𝘦.


Es war stockdunkel und die Lichter der Straßenlaternen, welche kaum Licht spendeten,  spiegelten sich auf der noch feuchten Straße.

Sie hatte sich extra schwarze Sachen angezogen, so wie auch sonst bei ihren nächtlichen Raubzügen. Ihr Blick lag starr auf dem Schmuckgeschäft, das auf der anderen Straßenseite lag. Versteckt hinter einer Häuserecke fiel sie nicht auf. Endlich ging das Licht aus und der Eigentümer verließ das Geschäft. Sie beobachtete wie der alte Mann die Tür abschloss und das Eisengitter herunterfahren ließ, was den Laden eigentlich vor solchen Dieben wie ihr schützen sollte. Sie lächelte schadenfroh, diese Gitter waren kein großes Hindernis. Er schaute sich nochmal um, ohne sie, im Schatten getarnt, zu bemerken. Sie wartete noch so lange, bis er längere Zeit in der anderen Seitenstraße verschwunden war. Dann ging sie zügig und leise zum kleinen Laden. Immer wieder schaute sie sich um, versicherte sich, dass keiner in der kleinen Gasse war. Vor der Tür angekommen schaute sie sich nochmal die Sicherheitsvorkehrungen an. Sie kannte sie schon in- und auswendig, denn vor einem Raub sollte man sich das Ziel genau anschauen. Ein erneuter Blick auf die Schlösser und sie stellte wieder fest, dass der Aufwand geringer wäre, wenn sie von hinten reinkommt. Also wendete sie sich vom Eingang ab und lief schnell in die kleine Gasse neben dem Laden. Mülltonnen standen genau unter einem kleinen Lüftungsfenster. Sie wusste es lag genau über der Ladentheke, ein Kinderspiel, jedenfalls wenn sie durch das kleine Fenster wirklich durchpasste. Nochmal wanderte ihr Blick über die Umgebung, kein Mensch war in Sicht. Dann kletterte sie geschickt auf die eine Mülltonne und brach das Fenster auf. Von ihren Recherchen wusste sie, dass es dort keine Alarmanlage gab. Wahrscheinlich dachte keiner daran, dass irgendein Mensch durch diesen Spalt passte. Aber sie würde alles dafür tun um an die dicke Beute im Inneren des Gebäudes zu kommen. Ihre Mundwinkel zuckten als sie das Fenster mit Leichtigkeit geknackt hatte. Jetzt kam der schwierigere Teil, sie musste da durch.

Sie hatte schon zuhause über die verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten nachgedacht, aber zu einem richtigen Schluss kam sie nicht. Ihre Augenbrauen waren verärgert zusammen gezogen, sie musste es durchziehen. Wenn der Einbruch heute nicht klappte, hätten sie kein Geld für neues Essen, was seit gestern alle war. Und wie könnte sie ihren kleinen Bruder, noch einen weiteren Tag, hungern lassen? Nein, entschlossen schüttelte sie den Kopf, dass heute muss klappen. Sie schaffte es nach mehreren Anläufen tatsächlich durch das Fenster und ignorierte ihre dabei entstanden Schmerzen. Ihr Blick huschte kurz durch den Laden, sie wusste schon wo ihre Beute lag und welche Hindernisse sie dafür überwinden musste. Und wann die Polizei frühestens aufkreuzt. Sie huschte schnell durch den Laden zur ersten Vitrine, holte ihr Werkzeug hinaus und knackte das Schloss. Ab jetzt lief der Countdown, denn die stumme Alarmanlage wurde ausgelöst. Sie konnte nicht leugnen, sich gestresst zu fühlen. Denn sie musste in den folgenden sechs Minuten, vier Vitrinen ausräumen und wieder aus dem Laden hinaus. Schnell plünderte sie die erste und dann die anderen. Immer wieder schaute sie auf ihre zerschlissene Armbanduhr, nur um am Schluss feststellen zu müssen, dass sie eigentlich keine Zeit mehr hatte. Gehetzt schaute sie sich um, sie musste in nur circa fünfundzwanzig Sekunden hier raus sein, mit genug Abstand zum Laden. Sie hörte in der Ferne schon Sirenen und entschied sich für den, hoffentlich, schnellsten Weg hinaus. Sie rannte zum kleinen Fenster, schob die Tasche mit ihrer Beute hindurch und zog sich dann an diesem hoch. Sie quetschte sich durch und ignorierte das Wiederaufflammen vom Schmerz. Auf der Mülltonne stehend schnappte sie sich die Beute und verschwand in der dunklen Nacht, während die Polizisten vor dem Laden hielten.
Noch einmal Glück gehabt, war ihr letzter Gedanke, als sie die Stimmen der Polizisten hörte.

Die Schwarze ElsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt