Chapter 7

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You wear a mask for so long, you forget who you were beneath it.

"Keine Chance, Mira. Du bekommst dein Armband nicht zurück", meinte Danny und schüttelte grinsend den Kopf. Ava biss die Zähne aufeinander: "Ich gebe dir fünfhundert mehr." Danny zog bloß die Augenbrauen hoch. "Siebenhundertfünfzig", versuchte Ava weiter zu verhandeln. Langsam sah Danny nachdenklich aus. "Neunhundert, mein letztes Angebot." Danny biss sich auf die Lippe, ehe er einschlug: "Deal. Ich brauch zwei Tage Zeit bis ich das Armband wiederhabe, dann kommst du her und gibst mir die neunhundert plus die eintausendzweihundert, die ich sonst bekommen hätte." Ava nickte nur.

Isaac wartete erst einen Tag und dann zwei Tage, doch die gestohlenen Wertsachen waren nicht zurückgekehrt. Enttäuschung und Zorn machte sich in ihm breit, war er doch so davon überzeugt gewesen, dass Ava die Sachen zurückbringen würde. "Detective West", rief ihn plötzlich der Chef und schaute aus seinem abgetrennten Büro zu Isaac, der an seinem Schreibtisch saß. "Ein Paket für Sie." Isaac stand auf und ging zum Chef, welcher ihn wieder griesgrämig ansah. Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner Umschlag auf dem in ordentlicher Handschrift: "Isaac West" draufstand. Misstrauisch nahm Isaac das Paket in die Hand und musterte es, dann schüttelte er es vorsichtig und lauschte kurz. Als er sich annähernd sicher war, dass keine Bombe drin war, öffnete er das Paket. In diesem waren zwei gebundene Geldscheinbündel und ein goldenes Armband enthalten, er nahm die Sachen raus und zeigte sie dem Chef: "Die gestohlenen Sachen." Als er sie dem Chef übergab, sah er noch einen Zettel im Umschlag, es war ein Post-It Note. Er nahm es hinaus und las ihn sich durch: "Es braucht Weisheit den eigenen Fehler einzugestehen und Mut um ihn wieder gutzumachen. Naja und meistens auch Geld. - Die Schwarze Elster" Ein Lächeln huschte über Isaacs Gesicht, trotzdem war er auch um die finanzielle Lage von Ava besorgt. Schließlich hieß es nicht, dass ihr Wohl ihm egal war, sie war genauso eine Bürgerin des Landes, das er geschworen hat zu beschützen. Aber er fand den Weg den sie wählte, um zu überleben nicht gut.

Es war dunkel als Ava die Wohnung verließ und Richtung Hauptstraße unterwegs war, stets begleitet von einem mulmigen Gefühl. Durch ihre schwarze Kleidung verschwand sie nahezu in der Dunkelheit und nur ihre Augen blitzten in den Lichtern der Straßenlaternen auf. Sie war zügig unterwegs und ihre Schritte halten leise durch die menschenleeren Gassen. Nach kurzer Zeit war sie an ihrem Ziel angekommen, der Schriftzug des Schmuckladens reflektierte das Licht. Sie schenkte ihrer Umgebung kurz unauffällige Seitenblicke, bevor sie zu der Eingangstür ging. Ein Gitter war davor, welches den Laden einbruchssicher machen sollte. Sie holte ein kleines Täschchen aus ihrer Jacke und klappte es auf, zusehen waren verschiedene Werkzeuge eines Diebes. Zielsicher griff sie sich eines und machte sich am Schloss des Gitters zu schaffen, dann schob sie es nach oben, so dass sie die Tür knacken konnte. Als sie auch dieses Hindernis überwunden hat, ging sie leise in das Geschäft und scannte ihre Umgebung nach der Beute. Fündig wurde sie an der Kasse, eine ganze Vitrine voll Diamantschmucks, welcher ihre Augen zum leuchten brachte. Das Werkzeug von dem Gitter und der Tür lag noch immer schwer in ihrer Hand und wurde von ihr sogleich für die Vitrine benutzt. Während sie es aufschloss und die Beute in ihre Tasche stopfte, erklangen plötzlich Sirenen. Ihr Kopf schnellte nach oben. Überrascht brauchte sie einen Moment um zu realisieren, dass die Polizei auf dem Weg zu ihr war, viel zu früh. Die Panik machte sich in ihr breit und sie versuchte einen Ausweg zu finden. Sie lief schnell zum Hinterzimmer um eine Hintertür zu suchen, aber vergebens. Frustriert atmete sie aus, während die Sirenen rasant näher kamen. Schnell lief sie wieder in den Hauptraum und zur Eingangstür, nur um den Polizeiwagen in die Straße des Ladens einbiegen zu sehen. Instinktiv riss sie die Tür auf und rannte in die andere Richtung, in die entgegengesetzte zu ihrer Wohnung. "Hey! Stehen bleiben! Polizei!", rief einer der Polizisten laut, dann gaben sie mit ihrem Auto extra Gas und verfolgten Ava. Ihr Puls raste, während ihre Gedanken nur bei Liam waren. Das Auto holte immer weiter zu ihr auf, unterdessen suchte sie nach Möglichkeiten zu entkommen. Als das Auto sie überholte, blieb sie abrupt stehen und ihr Atem ging rasselnd. Die Polizisten sprangen aus ihren Autos und rannten auf sie zu, so dass Ava sich erschrocken umdrehte und auch begann zu rennen. Sie merkte, wie ihren Beinen die Kraft verließ und sie immer schwere Luft holen konnte. Die feste Überzeugung, dass es hier jetzt zu ende war, lastete auf ihren Schultern und machte es ihr noch schwieriger weiter zu rennen. Sie hörte wie die Schritte immer näher kamen, wie die Polizisten aufholten. Dann riss jemand sie von hinten zu Boden und sie schlug hart auf den Beton auf. Ihre Tasche mit dem Schmuck machte ein klimperndes Geräusch, als sie einen Meter entfernt zu Boden kam. Ava spürte das Gewicht von dem Mann auf ihrem Rücken, der versuchte sie trotz ihrer Gegenwehr zu fesseln und festzuhalten. "Hilf mir mal", meinte er aufgebracht zu seinem Kollegen und seine raue Stimme ließ Ava zusammenzucken. Sie hörte den Hass in ihr, den Hass auf sie, den Hass auf ihre Taten. Ihr Körper schmerzte noch immer von dem harten Aufprall und die Panik ließ Tränen in ihre Augen treiben. "Wie denn?", fragte der Kollege den Mann auf ihr, so dass dieser kurz abgelenkt war. Sie bemerkte sofort, dass er ihre Arme lockerer hatte und das nutzte sie ohne zu überlegen aus. Sie schlug ihm mit dem Ellbogen in das Gesicht, oder dahin wo sie sein Gesicht vermutete, und schmiss ihn dann von sich herunter. Der Polizist hielt sich fluchend seine Nase, welche einen ekelhaften Knack von sich gegeben hatte, und stand dann wieder auf, bereit sie erneut niederzuringen. Sein Kollege, noch immer perplex über die Wendung der Ereignisse, stand hilflos daneben. "Tu doch was, du Vollidiot!", brüllte sein verletzter Kollege ihn wütend an, so dass der Mann endlich aus seiner Starre erwachte und auf sie losging. Ihre Augen weiteten sich und sie duckte sich gerade noch rechtzeitig um seinem Schlag auszuweichen. Sie ruderte mit den Armen, als sie fast das Gleichgewicht verlor. Da der Polizist erneut auf sie losging, hatte sie jedoch keine Zeit sich wieder zu fassen. Während sie ihm immer wieder auswich, hörte sie seinen Kollegen, mit der nun gebrochenen Nase, in sein Funkgerät sprechen: "Streifenwagen 557 an Zentrale. Einbruch, 22nd Weststreet. Täter noch vor Ort. Ein Officer verletzt, bitten um Verstärkung." Die Panik die sich weiter verstärkte ließ sie nun den Officer vor ihr einen harten Kinnhaken verpassen, so dass er zu Boden ging und sie flüchten konnte. Der andere Mann konnte gar nicht so schnell reagieren da war sie schon mit der Beute verschwunden.

Als Ava bei ihr zuhause ankam, nachdem sie auf dem Weg dahin die Beute verkauft hatte, ging sie zuerst in Liams Zimmer. Es war ungewöhnlich, dass er sie nicht sofort überrumpelte wenn sie ankam. Es war dunkel in seinem Zimmer und sie konnte nur schemenhaft die Einrichtung erkennen. Nach einem kurzen Blick durch das kahle Zimmer sah sie eine Gestalt im Bett liegen und machte das Licht an. Sie zog besorgt ihre Augenbrauen zusammen und setzte sich an die Bettkante. "Schatz?", fragte sie ihren Bruder, welcher unter der dünnen Decke zu zittern schien. Es kam nur ein leises Wimmern von ihm. "Hey, geht's dir nicht gut? Hast du Kopfweh?", fragte sie und fasste besorgt seine Stirn an, welche förmlich glühte. "Verdammt", flüsterte sie, stand auf und holte einen kalten Umschlag für ihn. Als sie ihn auf seine Stirn legt, zuckte er zusammen und seine Augen öffneten sich einen Spalt breit. "Ava?", flüsterte er fragend und fing sogleich an schwer zu husten. Der Husten schüttelte seinen ganzen Körper durch. "Ganz ruhig. Ich bin jetzt da. Leg dich hin und schlaf weiter, ich hole dir schnell Tee." "Nein, geh nicht. Bitte", fing er an zu weinen und zu flehen. In ihren Augen bildeten sich Tränen: "Ich bin gleich wieder da, Schatz. Alles ist gut." Dann stand sie auf und verließ zügig die Wohnung.

Isaac musterte die Zeichnung kritisch: "So sah die Täterin aus?" Der Officer, welcher ein durchgeblutetes Tuch an seine Nase hielt, nickte eifrig. Isaac schaute auf das genaue Abbild von Ava und besorgt sah er dann zu dem Polizeichef, welcher nachdenklich über seinen weißen Schnurrbart strich. "Lassen sie nach der jungen Frau fanden", ordnete er einem Officer an. Dann schaute er zu Isaac: "Erkennen Sie die Frau? Ich bin mir so sicher, dass ich sie schon mal gesehen habe." Isaac schluckte, dann schüttelte er den Kopf: "Nein, Sir. Diese Frau habe ich noch nie gesehen." Der Chef nickte misstrauisch und wandte sich dann von dem Detective ab, welcher den Kiefer aufeinander presste.

Die Schwarze ElsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt