Kapitel 17

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Der Verkehr in New York war stockend. Ebenso Jess' Gedanken. Er war unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn wusste er, wie er sich fühlen sollte. Seit er denken konnte hatte er immer nur ein Mädchen geliebt. Sein Mädchen. Und egal wie oft sie ihn abwies, er es verbockt hatte oder wie viele Kilometer ihn und Rory trennten. Sein Herz schlug nur für sie. Auch wenn es gebrochen war. Und dann kam Tori. In einem schwachen Moment, als er sein Leben zwar auf die Reihe gekriegt hatte, aber sein Herz nicht mehr ganz war. Dann trat die wunderschöne Blondine in sein Leben. Er weiß noch ganz genau, wie sie zu einer Vorlesung seines damals neuesten Buchs gekommen ist. Und genau als er die Passage vorlas, die er dem Mädchen gewidmet hatte, das sein Herz für immer in den Händen hielt und es nicht wollte...Genau in diesem Moment trafen sich ihre Augen. Victoria hatte ein wunderschönes Lächeln und ihre Augen strahlten so viel Güte aus, dass er für einen kurzen Augenblick dachte sie sei ein Engel. Ein Engel, der ihn am nächsten Tag mit einem Kaffee in Jess' Büro überraschte und sich selbstbewusst einen Weg in sein Leben erkämpfte. Sie hörte ihm zu als er über seine verlorene Liebe klagte. Sie war einfach da. Auf eine Art und Weise, die er so noch nicht kannte. Zu Anfang wollte er nur Freundschaft. Er war dem Himmel so dankbar, dass ihm jemand gesandt wurde, der ihn aus dem dunklen Loch holte in dem sich sein Herz befand. Und nach einiger Zeit, als die beiden vertrauter miteinander wurden machte sie den ersten Schritt und küsste ihn. Es war ein unschuldiger Kuss. Ein Abschiedskuss an ihrer Wohnungstür. Doch Abschied nahmen die beiden nicht. Am nächsten Morgen fand er sich neben ihr wieder. In einem nach Flieder duftenden Bett. Über seinem Kopf prangte ein Bild der bezaubernden Blondine, die ihm als erste Frau seit langer Zeit wieder körperlich nah sein durfte. Damals schlug sein Herz bis zum Halse. Er bekam Panik. Wollte flüchten. Und als er aus dem Bett aufstand, sich anzog und gerade aus der Tür treten wollte, hörte er sie seufzen. Er zuckte kurz zusammen und drehte sich um. Sie schlief. Die Decke, die ihrem Körper umhüllte, war leicht verrutscht und gab den Blick auf ihren schönen Rücken frei. Sollte er ihr eine Nachricht hinterlassen? Sowas wie:" Es war eine wunderschöne Nacht, aber ich denke wir sollten nur Freunde bleiben." Nein... es fühlte sich falsch an. Er konnte nicht einfach so gehen. Er wollte sie nicht einfach zurück lassen. Nicht nach allem was sie für ihn getan hat. Nachdem sie ihm geholfen hatte wieder zu lachen. Nachdem sie ihm zugehört und ihn aufgebaut hatte. Stattdessen kehrte er um und legte sich zurück in ihr Bett. Es war einfach nicht fair ihr gegenüber. Sie hat so etwas nicht verdient. Dies war der Tag an dem die beiden ein paar wurden. Noch am selben Abend schrieb er an einem Kapitel in seinem neuen Buch. Es war ein Buch über ihn und Rory und Victoria. „Sie war tatsächlich ein Engel. Der Himmel hatte sie geschickt, als ich vor einem Abgrund stand. Sie half mir zurück ins Leben. Und auch, wenn mein Herz immer noch in den Händen einer Gilmore lag und dort auf ewig verweilen wird, bin ich bereit meine Schuld vor Gott und dem Himmel zu begleichen. Ich werde den Engel, der mich gerettet hat, lieben und mein Leben in ihre Hände geben. Sie hat mich gerettet. Mich neu erschaffen. Nun soll sie entscheiden, wie mein neues Leben lieben wird." Ein Klick. Ein winzig kleiner Mausklick entfernt von der Wahrheit, die Jess' von Tag zu Tag mehr verdrängte. So verbrachten er und Tori die ersten zwei Monate, bevor er das Dokument von seinem Server löschte. Für ihn war das in sinnbildliches Ende seiner Vergangenheit und sein erster Schritt in ein völlig neues Leben. In Wahrheit war es die Geburt einer Lüge, die sein ganzes Leben neu vernetzte.

Die Erinnerung schmerzte ihn. Er schloss für eine Sekunde die Augen und hielt mitten in New York auf dem Gehsteig an. Wollte er das wirklich? Sein neues Leben wegwerfen und der Vergangenheit nachjagen? Rory ging es gut, das hatte Luke selbst gesagt. Einen kurzen Augenblick zögerte er. Tori war seine Zukunft. Sie hat ihm ein neues Herz geschenkt, ihm gezeigt, dass er ein guter Mensch sein kann. Sie hat ihn immer unterstützt und geliebt. Und belogen. Nicht zum Ersten Mal... „Verdammt!", fluchte er leise und fuhr sich durch die Haare. Er liebte Rory. Aber er wusste, die beiden würden niemals eine Zukunft miteinander haben. Egal wie sehr er sich wünschte, dass es klappen könnte. Und egal, wie sehr er es genoss in Stars Hollow davon zu träumen, dass sie für einander bestimmt waren. Egal wie stark es sich anfühlte. Tori war seine Zukunft. Sie wollen heiraten... Und sie wird ihm verzeihen, das weiß er ganz genau. Sie wird ihm verzeihen, weil sie ihn versteht. Sie versteht immer alles. Er muss Rory jetzt einfach sehen. Nur wissen ob es ihr gut geht, bevor er nun tatsächlich Abschied nehmen konnte.

„Hier dein Kaffee, Kleines!", Luke hielt ihr einen kleinen Pappbecher entgegen. „Danke", Rory lächelte schwach und nahm einen kleinen Schluck des heißen Getränks. „Immer noch nichts Neues?", erkundigte sich Luke. „Nein...", Rory seufzte," Ich wünschte ich könnte einfach nach Hause gehen. Das alles vergessen. Aber...." „Aber?" „So kalt bin ich nicht", sagte sie," Ich bin vielleicht keine Mörderin, aber ich würde mich wie eine fühlen, wenn ich nicht hierbleibe, bis es zu Ende ist!" „Rory...", Lorelai sah ihre Tochter an," Du weißt ich bin immer an deiner Seite, aber wir können nicht für immer hierbleiben!" „Nur noch ein paar Stunden...", murmelte Rory," Es wird jemand spenden. Es muss einfach jemand spenden!" Lorelai sah betrübt zu Boden. Die Chancen standen schlecht. Das war was jeder wusste, aber es nicht aussprach. „Jetzt guck nicht so Mom!", schimpfte Rory," Er wird nicht sterben! Das darf er nicht..."

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Hallo meine Lieben.

Ein etwas anderes Kapitel... Mit mehr Monologen als Dialogen. Ich dachte mir, es wäre vielleicht interessant die Vorgeschichte von Jess und Tori mit einzubringen. Was haltet ihr davon?

Und noch vielen vielen lieben Dank an all die lieben Kommentare. Ich werde mir heute noch Zeit nehmen und auf jedes Kommentar antworten. Versprochen :)

Und ENTSCHULDIGUNG für meine Inaktivität. Es ist tatsächlich Jahre her... Ich kann euch nicht versprechen, dass ich wieder aktiver sein werde, aber ich hoffe es natürlich. Ich werde mir Mühe geben :D

Xoxo Joana

PS: Die Widmung geht an die Person, die ungeahnter Weise sehr wichtig für das Existieren dieses Kapitels ist. Fun Fact: Ich bekomme per E-Mail unter anderem auch Benachrichtigungen von Wattpad. Leider achte ich kaum darauf. Ohne Witz mein Postfach ist überfüllt mit soooo vielen Newslettern von verschiedenen Seiten, Werbung etc. das ich kaum meine E-Mails lese, aber heute war mir scheinbar langweilig und ich habe mir den Kommentar zu Kapitel 15 durchgelesen und dachte mir erstmal so:" Hää?!" Nach kurzer Überlegung entschied ich mich dazu meine eigene Story zu lesen und nach Kapitel 16 hatte ich nur einen Gedanken:" Wie konnte ich so ein grausamer Mensch sein und euch einfach hängen lassen für fast f*cking 3 Jahre!!" Naja....Danke auf jeden Fall an Maoam2005 das dein Kommentar mich letztendlich dazu gebracht hat wieder ein Kapitel zu schreiben. Da sieht man wie Zufälle wie in unserem Fall ein random Kommentar einfach dazu führen, dass etwas fast unmögliches passiert und zwar das ich mich wieder ans Schreiben herantraue. 

Gilmore Girls Staffel 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt