Kapitel 3 - Mein Licht in der Dunkelheit

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...bis auf die Tatsache, dass meine Mutter eine Tratschtante durch und durch ist.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die schmucken Mütter mit ihren verwöhnten Kids Alex' Vater in Sorge um ihre Sprösslinge aus dem Weg gingen. Ganz simpel.

Gut, vielleicht stimmen die letzten drei Sätze so nicht ganz...

Aber wenn ich die Wahrheit erzählen würde, dann würdet ihr euch nur denken, was für ein vergraultes Kind ich schon damals war. Und seien wir mal ehrlich: Wen interessiert schon die Story eines verwöhnten Jugendlichen, der seine eigenen Grenzen nicht kennt und sich somit früher oder später in den Abgrund stürzen wird?

Ich glaube, bei einigen von euch rattert es in diesem Moment im Schädel, weil dieser Satz doch gar nicht zu meiner Art passt...
Aber halt!
Nicht wundern über die plötzliche Einsicht.

Diese Aussage stammt natürlich nicht von mir, sondern von meinem lieben Papi, der mir anscheinend eine verdammt rosige Zukunft prophezeit, wenn ich weiterhin mein Leben in derart genieße.

Man, das macht mich so sauer!
Das mit dem Internat und dass die mich dort einbuchten.
Und überhaupt, dass wir Kids einfach so vieles nicht machen dürfen. Ich meine konkret den Spaß, den sich die meisten Erwachsenen selber verbieten.
Beispielsweise die Sache mit der Bananen: Entweder etwas stimmt nicht mit mir und meinem Humor oder die anderen sind eben einfach schon zu verkorkst.

Just in diesem Moment fallen mir zwei Dinge auf. Erstens: Während des Toilettengangs kann man richtig gut philosophieren. Und zweitens: Draußen auf der anderen Straßenseite steht ein weißer unbeschrifteter Van mit abgedunkelten Scheiben, den ich aus Alex' Bad gut sehen kann. Also wenn das mal nicht verdächtig ist.
So ein Van in dieser Gegend.
Hier, wo man reiche Kids entführen und deren reiche Eltern erpressen kann...

Naja, was soll's. Wird schon seinen Grund haben.
Ich betätige die Spülung, wasche mir die Hände und mache mich auf den Weg zurück zu Alex.

Dabei schweifen meine Gedanken zu Martha ab. Ich werde sie definitiv am meisten vermissen. Die Tatsache, dass ich wegen meines Verhaltens weggeschickt werde - quasi in ein Bootcamp - würde sie so sehr enttäuschen, dass ich es nicht übers Herz bringe, ihr davon zu erzählen. Martha ist immer für mich da, egal welchen Mist ich schon wieder baue. Sie glaubt an mich und an das Gute in mir. So etwas nennt man Herzensgut und deshalb liebe ich sie so sehr.

Ich seufze und betrete Alex' Zimmer. Der spielt noch immer, ohne mich scheinbar zu registrieren, auf der Konsole. Deshalb schnappe ich mir mein Skateboard.

Gerade als ich durch die Türe gehe, um das Zimmer zu verlassen, meldet sich Alex doch zu Wort und das was er sagt, werde ich mein Leben bestimmt nicht vergessen:
„Hey, warte mal kurz, Adam." Ich bleibe im Türrahmen stehen.
„Wir beide wissen, dass du etwas an deinem Verhalten ändern solltest. Bevor es zu spät ist, meine ich."
Er macht eine kurze Pause, dann fährt er fort:
„Nicht nur wegen Martha, deinen Eltern oder irgendwem sonst - sondern für dich selbst.
Glaub' bloß nicht, ich merke nicht, wie es dir momentan wirklich geht. Dass es dir selbst nicht gut tut, wenn du es dir mit allen verscherzt. Mir machst du nach all der Zeit nichts mehr vor."
Für einen kurzen Moment ist es ganz still bis auf die Geräusche aus dem Spiel.
„Was ich damit eigentlich sagen will, ist... Naja, bitte versuch', dort keinen Scheiß zu bauen."
Und tatsächlich berührt mich das, was er gerade gesagt hat, sehr.

Also drehe ich mich noch einmal um und ich sehe, dass Alex mich ziemlich traurig anschaut. Wow, dass es ihn derart packt, macht mich ganz verlegen.

Mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht gehe ich auf Alex zu, der sich endlich aus seinem Sessel hochgerafft hat und mich seinerseits mit offenen Armen empfängt. Wie in einer dieser typischen Bromanzen stehen wir einfach nur da.

„Hey, Adam. Du kannst mich jetzt loslassen. Oder sehe ich für dich etwa aus wie ne' Eva?", unterbricht Alex mit einem schnippischen Unterton diesen innigen Moment. Unglaublich. Dieser Typ ist echt schlimmer als ich.

Wir lösen die Umarmung und Alex schaut mich mit einem aufmunternden Lächeln an. „Danke", ist das einzige, was ich herausbringe.

Ich drehe mich um. Und während ich gehe, bleibt mir das Grinsen wie eingemeißelt auf dem Gesicht.
Ja, manchmal wundere ich mich, dass derart gute Menschen etwas mit mir zu tun haben wollen.

Vor Alex' Haus krame ich noch in meinem Hosentaschen nach Geld. Nächster Halt: Der Blumenladen!

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Lasst mir doch ein Sternchen da! :))
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Es scheint, als wäre Adam doch kein so schlechter Mensch...

F*ck this shit - I'm outWo Geschichten leben. Entdecke jetzt