Kapitel 5 - Willkommen im Zirkus

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Ich bin jedes verdammte Mal davon beeindruckt, wenn mein Vater mal wieder seinen Einfluss auf Gott und die Welt demonstriert. Er hat Kontakte wie vom Fließband und wenn ihm mal der passende Freund fehlt, dann bastelt er ihn sich mit Geld zurecht.

Genau wie es in meinem Fall nötig war, um das mit dem Internat so schnell wie nur möglich zu arrangieren. Denn keine 48 Stunden später sitze ich total genervt auf dem Beifahrersitz seines Geschäftswagens. Nur das nicht mein geliebter Paps hinterm Steuer hockt, sondern irgendeine seiner Marionetten.

Also ich muss schon sagen, der Puppenschnitzer hat mehr an meinem One-Night-Chauffeur drangelassen, als mir lieb ist. Ich würde nicht behaupten, dass ich gegen ihn keine Chance hätte, aber seine Arme - die haben bestimmt locker den Durchmesser von meinem Kopf. Und ganz ehrlich: ich wette, meinen Paps würde es nicht einmal großartig stören, wenn dieser Muskel-to-Go mich in die Mängel nehmen und so richtig dünn ausrollen würde.

Als dieser Typ auf einmal vor meiner Haustür stand, wurde mir mal wieder bewusst, wie sehr ich meinem Vater egal war. Nicht dass es mich stört, ich bin sogar ganz froh darüber, denn diese Empfindung basiert auf reiner Gegenseitigkeit. Es überrascht mich trotzdem. Schließlich hätte ich erwartet, dass er mich höchstpersönlich an die Pforten meines zukünftigen Gefängnisses bringen und mir voller Schadenfreude hinterher blicken würde, während ich die letzten Schritte in Freiheit gehe.

Nun gut, es soll mir recht sein.
Die Fahrt vergeht so unglaublich langsam, ich hätte es so lange bestimmt nicht mit Paps auf engstem Raum ausgehalten.

Glücklicherweise schlafe ich irgendwann ein und wache erst wieder auf, als der Wagen ziemlich unsanft zum Stehen kommt.

Als ich meine anfängliche Verwirrung abgeschüttelt habe, erkenne ich erst so richtig dieses wirklich gigantische Schloss, das sich vor mir sowohl in die Höhe als auch Breite erstreckt. Zumindest sehe ich dessen Türme und Dächer über das ebenso überdimensional wirkende Tor ragen.

Ich strecke mich und gähne ein-, zweimal. O man, ich kann nicht glauben, dass ich gestern noch zu Hause rumgesessen bin und jetzt öffnet sich vor mir der Weg in mein Zuhause 2.0.

Als das Tor endlich offensteht, offenbart sich mir die ganze Schönheit dieses Anwesens. Wirklich, das Ding hat etwas. Nicht umsonst wohnten da drinnen die Könige und Königinnen des Landes. Also ich staune nicht schlecht. Vor allem weil - wie ich erkenne, als wir Richtung Schlossplatz fahren - bereits ein Empfangskomitee auf mich wartet. Nett.

Ich muss schon sagen: Die geben sich hier echt Mühe, Eindruck bei den Eltern - oder in meinem Fall beim billigen Fake - zu schinden. Und während mein Kumpel die letzten Meter fährt, denke ich mir zum ersten Mal, seit mein Paps mir davon erzählt hat, mich in ein Internat zu stecken: Vielleicht wird es hier doch gar nicht so schlecht.

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Lasst doch einen Kommentar da :))
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Das kann heiter werden im Internat...

[Geschichte pausiert]

F*ck this shit - I'm outWo Geschichten leben. Entdecke jetzt