„Ach, bevor ich's vergesse, Adam: Ich gehe ab jetzt wieder arbeiten. Das bedeutet: Ich bin nicht mehr 24/7 für dich da. Ist das nicht schön?"
So ungefähr hat es sich für mich angefühlt, als mir meine Mutter davon erzählt hat. Natürlich hat sie sich etwas anders ausgedrückt, aber das ändert ja nichts an der Tatsache.
Und dann wurde von mir erwartet, dass ich mir nichts dir nichts akzeptieren soll, dass es auch noch andere Pflichten - so etwas, was man als Arbeit bezeichnet - in ihrem Leben gab?
Tja. Meine Mutter ging und eine andere kam.
Martha.
Da war plötzlich diese alte Frau, die mich an eine meiner Omas erinnerte. Als ich sie das erste Mal sah, da trug sie dieses lange Kleid mit roten Rosen bestickt und ihre ergrauten Haare hatte sie locker in einen Dutt gebunden. Die typische Nanny eben.
Martha sollte auf mich aufpassen?
Ich war doch kein kleines Kind mehr!Am Anfang versuchte ich wirklich, sie zu hassen. Schließlich musste ich sie ja irgendwie loswerden, damit ich meine Mutter wieder bekam.
Das war Klein-Adams ausgesprochen grandioser Plan. Aber ich musste mir eingestehen, dass es gar nicht so einfach ist, Martha nicht zu mögen.„Na gut, du kleiner schmollender Wurm." Allein schon die Tatsache, dass sie mich so nannte, macht sie in meinen Augen zu etwas Besonderem.
„So oder so wirst du irgendwann aus deinem Bett kriechen, wenn du auf die Toilette musst. Ich werde einfach darauf warten, dass du es nicht mehr aushältst", sagte sie schnippisch, „und in meinem Alter, da habe ich bereits gelernt, geduldig zu sein." Dann lachte sie.
Es hatte diesen warmen, gemütlichen Klang. Und ich müsste lügen, wenn ich verleugnete, dass ich sie irgendwie bereits am ersten Tag mochte.Und weil ich eben doch keine Stahlblase habe, sah ich mich nach stolzen zwei Tagen gezwungen nachzugeben und wie Martha es prophezeit hat, kroch ich mit Krämpfen im Bauch aus meinem Bett.
Doch ich machte es ihr dann natürlich nicht ganz so leicht. Denn ich sagte ihr gegenüber in der ersten Woche kein einziges Wort.
Bis sie mir androhte, sie müsste mich in eine Schule für Stumme stecken, wenn ich mich weiterhin in Schweigen hüllte. Natürlich glaubte ich ihr das nicht! Allerdings wollte ich auch kein unnötiges Risiko eingehen...
Und so war der erste Satz, den ich Martha entgegenwarf: „Zu kapitulieren heißt nicht zu verlieren!"
Dann nahm ich kritisch den Teller voll selbst gebackener Kekse von Martha - sozusagen ein Friedensakt.
Sie zog nur eine Augenbraue hoch und lächelte mich siegessicher an.Und als ich dann den ersten Bissen nahm, war es völlig um mich geschehen...
Ich seufze und muss bei den Erinnerungen daran lächeln. Ja, Martha ist wie eine Mutter für mich geworden. Umso mehr schmerzt es mich, sie jedes Mal im Krankenhaus zu besuchen und sie halb schlafend, halb wach - wie in Trance - ans Krankenbett gefesselt zu sehen.
Ich bleibe oft mehrere Stunden bei ihr, bis abends, wenn die Besuchszeit endet und ich heraus gescheucht werde. Heute allerdings hat sie Besuch von ihren Kindern und Enkeln, weshalb ich nur kurz in ihr Zimmer husche, als ihre Familie für Kaffee und Kuchen die Cafeteria aufsucht.
In letzter Zeit schläft sie sehr oft, wenn ich sie besuchen komme, so wie heute.
Daher stelle ich die Rosen mitsamt einer neuen Vase auf das Tischchen neben dem Bett, wo sie in Gesellschaft mit einer Vielzahl weiterer Blumensträuße den kahlen, sterilen Raum schmücken.Ich drücke nur für einen kurzen Moment ihre trotz des Alters glatte und weiche Hand und beuge mich hinunter, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.
Da klopft es an der Tür und ich fahre hoch. Ich rufe die Krankenschwester herein, lege Marthas Hand sanft auf das Bett und verlasse so schnell wie ich gekommen bin das Zimmer.
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Lasst mir doch ein Sternchen da! :))
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Memo: Von wegen Adam ist taktlos...
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F*ck this shit - I'm out
Teen FictionAdam: Verzogen, taktlos und ein Möchtegern-Gangster! So scheint er - der Sohn - eines reichen Unternehmers zu sein. Doch wer verbirgt sich tatsächlich hinter der harten Hülle? Als ihn seine verzweifelten Eltern in ein Internat stecken, versucht Ad...