4. Kapitel

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Die frische Abendluft kam mir entgegen, als ich das weiße Gebäude mit zitternden Beinen verlies. Der penetrante Desinfektionsgeruch wurde durch den Zigarettengeruch ersetzt, was mich instinktiv an meine hintere Hosentasche greifen ließ, doch vergebens. Enttäuscht stöhnte ich auf und machte mich auf den Weg nach Hause. Da ich immer noch kein Handy hatte und somit auch keine
Möglichkeit die Uhrzeit zu erfahren, blickte ich in den Himmel. Die Sonne schien noch, doch das würde bald nicht mehr der Fall sein, weswegen ich die Uhrzeit auf 18-19 Uhr schätzte.
Die Müdigkeit prägte sich immer mehr aus, weswegen ich so schnell wie möglich Zuhause ankam. Doch dort angekommen, merkte ich, dass ich nicht nur mein Handy, sondern auch meine Hausschlüssel vergessen hatte. Tief atmete ich ein und wieder aus, denn der Tag meinte es wirklich nicht gut mit mir.
Genervt stieg ich die Treppen, die an meine Wohnungstür führten wieder runter und stellte mich vor die Wohnungstür meiner Vermieterin. Denn die Wohnung, in der ich wohnte, gehörte der pessimistischen und verbitterten Miss Reynolds, die den unteren Teil, des Zweifamilienhauses bewohnte. Natürlich stellte sich das in Fällen wie diesen als großen Vorteil dar, doch die meiste Zeit war die Alte nur an meckern und das raubte mir den letzten Nerv. Das Einzige, was mich noch hier hielt, war, dass ich anstatt die Miete zu zahlen, wöchentlich ihre Haus- und Gartenarbeit erledigen musste, was mir ehrlich gesagt sehr gelegen kam. Denn viel Geld hatte ich sowieso nicht und das, was ich hatte, brauchte ich für ihn.
Nachdem ich zwei Mal geklingelt und vier Mal geklopft hatte, öffnete mir Miss Reynolds die Haustür. Ohne, dass ich etwa sagen musste, holte sie mir schon die Ersatzschlüssel, denn ehrlich gesagt, war es nicht das erste Mal und so langsam wurde es zur Routine, dass ich abends hier landete, um letztendlich mit dem Zweitschlüssel und paar bissigen Kommentare ihrerseits meine Wohnung erreichte. 
Dort angekommen legte ich mich nach einer ausgiebigen Dusche hin und fiel in einen tiefen Schlaf.

Viel zu früh strahlte mir am Morgen die Sonne ins Gesicht und holte mich aus meinem tiefen Schlaf. Stöhnend griff ich neben mein Kopfkissen, um nach der Uhrzeit zu schauen, doch vergebens. Verwirrt öffnete ich meine Augen und schaute mich im erhellten Zimmer um.
Wo zum Fick ist mein Handy?

Nach etlichen Minuten der Suche und das auch noch früh morgens fand ich es, nur um dann festzustellen, dass der Akku leer war. Scheiß Teil.

Schnell tapste ich zurück in mein Bett und steckte mein Handy an, damit ich endlich eine Uhrzeit angezeigt bekommen konnte: 07:36 Uhr. Fluchend und in einem rasenden Tempo rannte ich ins Bad und versuchte mich in der kürzesten Zeit fertig zu machen. Da ich meine Haare nicht mehr in den Griff bekommen würde, machte ich mir schnell einen Zopf und schnappte auf dem Weg nach draußen meine Tasche und einen Apfel. Ich hatte zwar keinen Hunger, doch ich hatte jetzt schon länger nichts mehr zu mir genommen und das wollte ich meinem Körper nicht antun. Nicht mehr. Nicht jetzt.

Ich kam aus der Puste an der Schule an, aber ich hatte es geschafft! Die Uhr, die im Flur des Haupteinganges war, zeigte 07:58 Uhr an. Erleichtert machte ich mich auf den Weg zum Deutschunterricht und setze mich wie gewohnt neben Maik. Doch zu meiner Verwunderung saß da kein verwuschelter Junge, der schon vor Unterrichtsbeginn abschaltete und schlief. Seine Augen waren komplett offen und er saß kerzengerade am Tisch und wartete auf den Lehrer. Selbst seine Haare waren gemacht. Hatte er etwa Haargel benutzt?

"Ehm..wo ist Maik und wer zu Hölle bist du?" fragte ich und setzte mich dabei auf meinen Platz. Den Apfel, den ich noch in meiner Hand hielt,platzierte ich auf meinen Tisch. Ohne mir ins Gesicht zu sehen, antwortete Maik, nicht ohne die Augen dabei zu verdrehen: "Ach halt die Klappe Sparks. Tu nicht so, als wärst du die Miss Perfect schlechthin. Deine Noten sind nicht mal besser als meine und ich bin nur physisch anwesend. Da wäre ich nicht so vorlaut."
Okay? Was sollte das denn jetzt? Ich hatte doch nicht böses gesagt, oder? Hatte ich ihn wirklich damit gekränkt oder wieso verhielt sich Maik wie eine arrogante Ziege? 
Sprachlos drehte ich mich von Maik weg und beobachtet, wie unser Lehrer die Tür reinkam. Ach scheiß auf ihn.

Doch als unser Lehrer eine Seitenanzahl von der aktuellen Lektüre nannte, war ich aufgeschmissen. Ich hatte es im Spint und Maik würde ich definitiv nicht mehr fragen. "MrSone, ich hab mein Buch im Spint. Ich gehe es schn-" doch MrStone ließ mich nicht ausreden.
"Nein. Schauen Sie beim Sitznachbarn oder setzen Sie sich neben jemand anderen und schauen Sie da mit. 
"Aber-"
"Ich sagte Nein, Ms. Sparks." Arsch.

Ich drehte mich zur Klasse um und versuchte einen freien Platz zu finden. Hinter mir hörte ich dann jemanden "Sie kann mit mir arbeiten" rufen und drehte mich erfreut um, nur damit sich grüne Augen in meine braunen bohren konnten.







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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 19, 2020 ⏰

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