Die Klingel ertönte und die Ersten machten sich auf den Weg in die Cafeteria, um sich etwas zu essen zu kaufen und den heißesten Gossip mit ihren Freunden auszutauschen. Doch da ich weder Geld noch Freunde hatte, wartete ich erst bis alle aus dem Saal verschwunden waren und machte mich langsam aber gemütlich auf den Weg zu meinem Spint. Der Flur wurde immer leerer, da die meisten ihre Mittagspause mit essen verbrachten, wie es auch üblich war. Am Spint angekommen beobachtete ich erst die petrolfarbende Spinttür, die langsam aber sicher anfing zu rosten, doch das ignorierte ich gekonnt und schloß es auf. Obwohl ich wusste, dass das nächste Fach Chemie sein würde, schaute ich noch einmal meinen Stundenplan an, der an der Innentür der Spinttür hing, der mein Leid stets bestätigte.
Säufzend kramte ich mein Chemiebuch heraus und machte mich auf den Weg zu den Chemiesälen, da ich sowieso nichts besseres zutun hatte und das nun Mal besser ist, als alleine auf dem Schulflur zu stehen. Am Saal angekommen war kein Schüler weit und breit zu erkennen, weswegen ich mein Chemiebuch auf den Flurboden fallen ließ und mich auf den Weg zu Toiletten machte, die nur 5 Meter weiter entfernt waren.
Ich schaute mein Spiegelbild an und merkte, dass ich noch blasser aussah, als sowieso schon. Die tiefen Augenringe halfen da auch nicht viel weiter, doch ich schaute darüber hinweg. Schnell machte ich den Wasserhahn an, wusch meine Hände, benässte etwas meinen Nacken und mein Handgelenk, um mich etwas zu erfrischen und trank auch ein bisschen von dem Wasser, weil ich seit dem scheußlichen Tee nichts mehr zu mir genommen hatte. Fertig mit allem öffnete ich wieder die Tür und trat auf den Flur. Doch schon wieder empfingen mich zwei smaragdgrüne Augen und ich atmete genervt aus.
Er hatte sich neben mein Chemiebuch gestellt und beobachtete jeden Schritt, den ich auf ihn zu machte und dabei wurde sein verschmitztes Grinsen immer stärker. "So sieht man sich wieder.", kam es von ihm als ich schließlich mit verschränkten Armen vor ihm stand. "Zu oft an einem Tag, wenn du mich fragst. Was willst du?", antwortete ich schroff, doch sein Grinsen sank nicht. "Das Schicksal führt uns wohl zusammen." Darauf verdrehte ich bloß meine Augen, nahm mein Chemiebuch zur Hand und setzte mich etwas von ihm entfernt auf den Boden hin. Er tat das Gleiche und rutschte mit dem Rücken die Wand herunter, bis er ebenfalls auf dem Boden saß. Stille umgab uns und man konnte bloß unsere Atemzüge hören. "Wie heißt du?", kam es irgendwann links neben mir und ohne aufzuschauen, antwortete ich.
"Bella."
"Schöner Name, Bella."
"Danke."
Wieder umgab uns Stille, doch sie hielt nicht lange an.
"Möchtest du denn nicht wissen, wie ich heiße?", fragte er. Ich hatte ihn immer noch nicht angeschaut, doch konnte sein Grinsen bis hier hin spüren.
"Nein."
Darauf fing er an zu lachen, was mich dazu brachte ihn anzusehen. Die Grübchen waren nun deutlicher zu erkennen und ohne es zu bemerken, fing ich ebenfalls an zu lächeln. Ihn dabei zu beobachten, wie er lachte, bereitete mir mehr Spaß als geplant. Sein Lachen verwandelte sich wieder zu einem Grinsen und er schaute mich an. Sein Blick studierte mein Gesicht und sein intensiver Blick brannte sich in meine Haut ein.
"Lächeln steht dir, Bella. Ich bin übrigens Harry."
Sein Satz holte mich wieder in die Realität zurück, mein Lächeln erstarb und ich wendete ich meinen Blick ab.
"Hab ich was falsche-", doch weiter kam er nicht, denn ein Haufen an Schülern machte sich auf dem Flur breit und übertönte jeden Ton. Wahnsinn, ich hatte nicht einmal bemerkt, dass es gegongt hatte. Kopfschüttelnd stand ich auf und stellte mich neben der Tür des Chemiesaales, da jede Minute Frau Saas kommen würde. Seinen Blick spürte ich immer noch auf mir doch ignorierte es gekonnt und starrte stattdessen auf meine Schuhe. Die schwarzen Fake-Chucks waren auch langsam dem Ende zugeneigt. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, wurde die Tür wohl schon ausgeschlossen, denn die Schüler traten alle langsam ein. Ich folgte ihnen und setzte mich wieder in die letztere Reihe, um meine Ruhe zu haben.
"Kann ich mich neben dich setzen?", hörte ich seine Stimme neben mir. Ohne aufzusehen antwortete ich:
"Nein."
Als er jedoch wiedersprechen wollte, quietschte eine Stimme weiter vorne.
"Harry, komm doch zu mir."
Ich schaute auf und erkannte Claire. Viele kannte ich zwar nicht, doch Claire gehörte zu den geringen Leuten, denen ich ungewollt meine Aufmerksamkeit schenkte. Nicht, weil sie es verdient hätte, sondern aufgrund ihrer quietschenden Stimme und leider ihrer äußeren Schönheit. Leider fehlte es ihr komplett an ihrer inneren Schönheit, was sie für mich wieder hässlich machte. Doch im Grunde war sie mir egal.
Harry setzte sich neben sie und schaute mich noch einmal an, bevor er sich dem Unterricht zuwendete.Die Stunden zogen sich in die Länge und meine Konzentration hatte sich auch schon verabschiedet, was vermutlich auch meinem Schlafmangel zu verdanken war. Der Gedanke an mein Bett und die Wärme, die mich umgeben würde, ließ mich innerlich aufseufzen. Doch nach der Schule würde ich ihn wieder besuchen gehen, weswegen ich meinen Schlaf weiter nach hinten verschieben musste.
Somit schliff ich mich müde und demotiviert in den Mathe Unterricht und platzierte mich wieder neben Maik, der wieder zu schlafen schien. Was macht dieser Junge nachts und wie will er sein Abitur schaffen, wenn er dreiviertel der Schulzeit nur am Schlafen ist? Doch seine Wuschelhaare, die unordentlich auf seiner Stirn verteilt waren, ließen mich schmunzeln, weswegen ich mich dazu beschloss ihn diesmal in Ruhe zu lassen.Glücklicherweise hatte ich mein Mathe Buch aus dem Spind geholt, doch mein Blatt Papier war übersät mit Chemieformeln, weswegen ich mich umdrehte, um meinen Hintermann nach einem weiteren Blatt Papier zu fragen, doch als meine braunen Augen mit den Grünen Bekanntschaft machte, drehte ich mich ohne ein Wort zu verlieren wieder um. Langsam wurde das ganze merkwürdig und ich verstand nicht, warum er mir erst jetzt auffiel. War er neu? Doch warum sollte jemand mitten im Schuljahr die Schule wechseln?
Die Fragen in meinem Kopf schob ich zur Seite und drehte mich wieder um. Ohne ihn anzusehen, fragte ich: "Hat einer von euch ein Blatt für mich?" Gerade als der Lockenkopf sein Block aus seinem Ranzen holte, wurde mir ein Blatt Papier in die Hand gedrückt und sein Nebenmann grinste mich an. Ich bedankte mich leise und drehte mich wieder um und wollte mit der ersten Aufgabe beginnen, doch etwas auf dem Blatt zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es wurden in einer unleserlichen Handschrift Zahlen drauf gekritzelt, die vermutlich eine Handynummer ergeben sollten. Neben dran stand: "Falls du dich nochmal bedanken willst ;)". Sofort nahm ich das Blatt in die Hand, drehte mich um und zeriss es, während ich provokativ den Textverfasser anblickte. Mir war klar, dass die Aufmerksamkeit vieler Schüler nun auf mir lag, da ich anfing laut zu sprechen: "Also falls du mich wirklich in deinem Bett haben willst, dann solltest du dir was besseres einfallen lassen, als diese armselige Nummer."
Die Zweideutigkeit wurde mir erst im Nachhinein bewusst, als ich den Lockenkopf schmunzeln sah. Ich weiß nicht, was es war, doch automatisch verlor ich meine Seriosität und fing ebenfalls an zu schmunzeln. Ohne den Blickkontakt zu verlieren, bot er mir ebenfalls ein Blatt Papier an und fügte hinzu: "Da steht keine Nummer drauf, ich schwör's.". Ich nahm ihm das Papier ab und wollte erneut anfangen, als schon wieder Kritzeleien mein Blatt schmückten: "Ich mag deine Augen."
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Lichtblick
Fiksi RemajaAls ich kleiner war, habe ich mich immer gefragt, was passieren würde, wenn ich endlich 18 bin. Würde ich dann auf Partys gehen? Trinken, rauchen, feiern? Vielleicht einen Freund haben oder hoffnungslos verliebt sein? Ich sah all das als selbstverst...