Kapitel 2; Das Mädchen und die Puppe (1)

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Part IX.

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Ich erinnere mich daran. Sie war hier. Sie saß da und schrieb leise Briefe. Ich erinnere mich. Ich sitze mit meiner lächelnden Mutter zusammen. Ich bin mir sicher, dass ich diese Szene nie vergessen werde. Nicht bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.Der Beruf des Schreibers ist in der Tat sehr angesehen.Mit dem Aufstieg der Auto Memories Doll bewegte der Beruf sich auf das Aussterben zu. Aber es gab nicht wenige Menschen, die solche bewährten Berufe liebten und beschützten.Selbst in diesem Zeitalter, in dem der "automatische-Schreiber" aufstieg, gab es Liebhaber der guten alten Zeit, die tatsächlich diese traditionellen Methoden bevorzugten.

Die Mutter von Anne Magnolia war eine Liebhaberin der guten alten Zeiten.Mit Sommersprossen, natürlich gewelltem schwarzem Haar und fast schienendünnen Rahmen sahen Mutter und Tochter genau gleich aus.

Annes Mutter stammte aus einer wohlhabenden Familie.Bis sie verheiratet wurde,wurde sie Zuhause gemocht.Von ihrem leichten, luftigen Lächeln und ihrem artlosen Lachen hätte jeder ahnen können, dass sie für immer jung war.Als Anne an ihre Mutter dachte, fiel ihr ein, dass sie selbst jetzt wie ein junges Mädchen war.Obwohl sie bei allem, was sie versuchte, ungeschickt war, war ihre Mutter immer voller Neugier. Und jedes Mal, wenn sie Anne sagte: „Ich habe etwas Neues zum Ausprobieren!", Schüttelte die Tochter den Kopf in sanfter Verzweiflung. "Jetzt geht das schon wieder los."

Von Paddelbooten und Hundeläufen bis zum Quilten und Ikebana aus dem Osten. Sie liebte es, neue Hobbys zu finden, und freute sich an den Dingen, die kleine Mädchen liebten. Wann immer sie einen Ausflug unternahm, um die Bühne zu besuchen, war es unvermeidlich, eine Liebesgeschichte zu sehen.Sie liebte Spitze und Kleider,die sie tragen würden,ähnelten den der Prinzessinen aus Märchen.Sie zwang ihre Tochter diese auch zu tragen und wollte,dass sie immer Partneroutfits tragen.

Anne ihrerseits hatte ihre eigenen Vorbehalte gegen eine Frau in diesem Alter, die immer Outfits trug, die mit Bändern bedeckt waren. Aber nicht einmal sprach sie diese Gefühle aus.

Anne liebte ihre Mutter mehr als jeder andere auf der Welt. Sie hatte tatsächlich das Gefühl, dass sie ihre Mutter noch mehr liebte als sich selber. Das junge Mädchen war überzeugt, dass sie die einzige Person war, die ihre Mutter die sicherlich keine starke Person war,beschützen konnte.So liebte Anne ihre Mutter blind.Nachdem ihre geliebte Mutter krank geworden war, traf Anne die Auto Memories Doll.

Obwohl sie viele Erinnerungen an ihre Mutter hatte,drehten sich ihre ersten Gedanken immer um die paar Tage,die sie mit dem mysteriösen Besucher verbracht hatten.Das „Ding" kam an einem sehr klaren Frühlingstag an.Die einzelne Straße, die sich in die Ferne erstreckte, war in schönes Frühlingssonnenlicht getaucht. Die Blumen am Straßenrand, die ihre Köpfe aus dem schmelzenden Schnee herausgestoßen hatten, wehten sanft mit dem Wind mit.

Anne war im Garten und beobachtete, wie das „Ding" näher kam.Annes Mutter hatte auf einem Hügel ein altmodisches, exquisites Landhaus geerbt. Mit weiß gestrichenen Wänden und einem blauen Dach, umgeben von dicken Birken, sah das Haus aus, als wäre es eine Illustration im Märchen.Es stand ganz allein an einem Ort, der weit entfernt von der nächsten geschäftigen Stadt lag. Vom Haus aus konnte man in alle Richtungen blicken und keine Nachbarhäuser sehen. Und so konnte die Ankunft eines Besuchers leicht mit einem Blick aus dem Fenster festgestellt werden.

"Was ist...das!?"

Anne trug ein Kittelkleid mit einer großen, hellblauen Schleife im Nacken. Ihr Gesicht war etwas schlicht, aber sie war trotzdem bezaubernd. Ihre großen, dunkelbraunen Augen waren so weit geöffnet, dass es schien, als ob sie bereit wären, sich sofort zu ergießen.Als Anne ihren Blick von dem in Sonnenlicht gebadeten „Ding" abwandte und auf ihr Haus zuging, stieg sie so schnell sie konnte aus ihren Blumenschuhen aus Lackleder und rannte aus dem Garten zurück ins Haus.Sie ging durch den breiten Eingang, rannte die Wendeltreppe hinauf, deren Wände mit Porträts von Verwandten übersät waren, und öffnete oben eine Tür, an der ein Kranz rosa Rosen hing.

"Mama!"

Anne stürmte völlig außer Atem in das Zimmer, nur damit sich ihre Mutter ganz leicht vom Bett hochheben konnte, um sie zu sehen.

"Anne, wie oft habe ich dir gesagt, dass du bitte klopfen sollst, wenn du einen Raum betrittst? Und wie wäre es mit einer richtigen Begrüßung? "

Auch wenn sie wegen den Worten ihrer Mutter gereizt war,lies sie sich hinunter und zupfte an den Rocksaum mit einem ordentlichen Knicks.In dieser Pose sah sie die perfekte kleine Dame aus. Aber in Wahrheit war Anne nur ein Kind. Nur sieben Jahre waren vergangen, seit sie auf die Welt kam. Ihre Glieder und ihr Gesicht waren hell und sanft.

"Mutter,es tut mir leid dich zu stören."

"Besser.Nun was ist es? Hast du wieder einen interessanten Käfer gefunden? Deine Mutter hat nicht das geringste Interesse es zu sehen."

„Es ist kein Käfer! Eine Puppe läuft auf das Haus zu. Ähm, es ist eine Puppe, aber viel größer als eine gewöhnliche Puppe. Es ist eine Mädchenpuppe, wie eine aus dem Fotobuch der Porzellanpuppen, die du so sehr magst. "

Ihre Rede war unkultiviert. Es kam in kurzen Stößen wie Husten heraus. Annes Mutter schnalzte mit der Zunge.

"Eine weibliche Puppe."

"Mama!"

"Du bist die Tochter einer Magnolie. Deine Worte sollen elegant und schön sein. Noch einmal bitte. "

Anne stieß ihre Wangen aus und wiederholte sich .

"Eine weibliche Puppe! Es kommt diesen Weg entland!"

...

Violet Evergarden; Volume 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt