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Als die Krankenhaustüren Moritz mit sich nahmen, starrte Jess seufzend auf die Straße vor sich. Es war zugezogen und stürmisch geworden. Wie spät es wohl war? Er holte sein Handy heraus.

21:24. Er starrte auf die 4 verpassten Anrufe, Papa. Das Display verschwamm vor seinen Augen, löste sich in bunte Pixel auf. Jess blinzelte die Tränen weg. Er wusste nicht, warum er traurig war.Jess setzte sich wieder und lehnte seinen Kopf an die Lehne. Es war ungemütlich, aber er hätte so weg dösen können. Sein Magen rumorte.

Weltschmerz, dachte er. Ein allgemeiner Zustand. Dann sah er nur noch in den Himmel, mit dieser Antwort befriedigt. Mehr musste er nicht wissen. Über etwas, was man nicht beeinflussen konnte, konnte man sich keine Gedanken machen.

Worüber er sich Gedanken machen musste, war seine Bewerbung, fiel ihm ein. Er sah sich um, fast als glaube er, hier, auf dem Eingangsbereich des Krankenhauses würde man Inspiration finden. Jess lachte über sich, dann stoppte er plötzlich.

Obwohl, dachte er. Wenn nicht hier, wo dann?

Seine Gedanken machten ihn müde. Jess schloss wieder die Augen. Er wünschte sich, er hätte irgendeine Ablenkung. Irgendwo donnerte es. In weiter Ferne, gedämpft von tausend Schichten Wattewolken.

Ein Hupen zerriss die Stille und Jess schreckte auf. Er fuhr sich übers Gesicht. Es hatte angefangen zu regnen. Schnell stand er auf und ließ das Krankenhaus und die Bank zurück. Autolichter durchbrachen die Dunkelheit, rot und weiß leuchteten sie wie Alarmschilder. Wieder hupte es. Eine Ampel sprang auf grün. Autos fuhren mit quietschenden Reifen an, die Straße schien sich fortzubewegen.

Ein Blitz zerriss den Nachthimmel. Wie legte Jess den Kopf in den Nacken, er zählte die Sekunden. 22,23,24.

Es donnerte.

Dann spürte Jess seine Jacke durchweichen und er sah sich nach seinem Auto um. Alles war dunkel und nass, die Nacht war in rote Rücklichter und grüne Ampel getaucht. Aber Jess musste plötzlich grinsen. Meine Güte, was für ein Wetter.

Scheiß auf Sonnenschein und blauen Himmel, dachte er.

Jess reckte die Arme in den Himmel, drehte sich im Kreis, während der Regen ihm den Rücken herunter lief. Das hier war es, dachte er. Das hier war das richtige Leben. So dunkel, dass man nichts mehr sah, ertrinkend in Chaos und falschem Licht.

Dann überquerte Jess die Straße und setzte sich in sein Auto.

Als er da war, zeigte das Zifferblatt kurz vor zehn. Jess Magen knurrte. Er hielt sich seine Jacke über den Kopf und sprintete zur Haustür. Fast stolperte er über die schwarze Katze, die fauchend wegsprang und Jess stieß die Eingangstür auf.

Die Geräusche rissen ab, sobald die schwere Tür wieder zugefallen war. Kurz verharrte er im dunklen Treppenhaus. Sein Atem hallte hohl. Er suchte den Lichtschalter. Sein Briefkasten war leer und enttäuscht schloss Jess ihn wieder. Dann rannte er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe herauf.

Das Licht ging aus, fluchend tastete Jess nach dem Geländer.

Jess."

Er schrie auf. Scheiße man, du hast mich erschreckt."

Wo bist du?" Hier." Tim?" Ja?" Was?" Limo?" Ja?" Mach das verdammte Licht an." Ich finds nicht."

Au!" Etwas hallte laut. Jess streckte die Arme aus. Er berührte etwas Weiches. Das ist mein Gesicht." Sorry. Limo?" Ne Tim." Okay. Habs."

Das Licht ging an.

Jess starrte auf Limo und Tim. Schnell ließ er seine ausgestreckte Hand sinken. Hey", sagte er dann. Sie grinsten sich an. Limos Haare klebten ihm nass an der Stirn. Tim nickte ihm zu. Du siehst scheiße aus", sagte er zu Jess. Jess schüttelte nur den Kopf und schloss die Tür auf. Was macht ihr hier?", fragte er und sie betraten die Wohnung. Limo schaltete das Licht an.

À demain Where stories live. Discover now