Fargrim, der Furchtlose

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Innerhalb von Minuten füllte sich der große Platz mit Wikingern, die ihren Anführer und seine Tochter in ihre Mitte nahmen. Der große Wikinger besaß ein breites Kreuz und einen Bart, der sein Gesicht in einer Wolke blonden Haares versenkte. Seine kleinen Augen glitten Wachsam über die Menge, die sich versammelte. Eine Hand ruhte entspannt und doch jederzeit bereit auf dem Knauf seines breiten Schwertes. Finja grinste über beide Wangen, als ihre Mutter durch die Menge kam. Die Wikinger machten ihr platz ohne, dass ein Wort gesagt werden musste. Die Leute respektierten sie, vielleicht sogar mehr als das Oberhaupt selbst. Sie war eine Frau, wie sie sich jeder stolze Wikinger wünschte.
„Mama, sie kommen!" „Ich habe es gehört, mein Schatz und wie siehst du denn aus? Hast du den ganzen Tag auf der Klippe gesessen?", fragte sie vorwurfsvoll und zupfe einige der wilden Strähnen zurecht. Ein schuldiges Lächeln kreuzte ihr Gesicht, bevor sie den Blick zum Himmel wandte. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von den Fersen zu den Zehenspitzen und wieder zurück, zumindest bis sich die schwere Hand ihres Vaters auf ihre Schultern senkte. Er warf ihr ein warmes, aber strenges Lächeln zu.

Ein Rauschen und das geräuschvolle schlagen von Flügeln ließ sämtliche Kopfe nach Oben schnellen. Einige Wikinger zuckten verschreckt zusammen, besonders die älteren in der Masse. Keine Sekunde später rauschten zwei große Schatten über den Platz und zwei Drachen zogen enge Kreise über den Köpfen der Dorfbewohner, begleitet von erstaunten Ausrufen und Grölen. Automatisch schuf die Menge einen großen Platz in ihrer Mitte und mit zwei kräftigen Flügelschlägen ließen die beiden Drachen sich zwischen den Wikingern nieder. Beide trugen schimmernde goldene Schuppen, die Finja mit großen Augen betrachtete. Einer der Drachen besaß zwei Köpfe, die sich so sehr ähnelten, wie ihre Reiter sich unterschieden.
Einer war groß, schlank und blond, weißblond, während der andere klein und kräftig war, allerdings nicht kräftig im sinne von Dick, wie es bei einigen der anwesenden Wikingern der Fall war. Langsam ließ sie ihren Blick weiter wandern, da entdeckte sie auf dem Rücken von, es musste sich um einen Riesenhaften Alptraum handeln, eine schlanke Gestalt mit unverkennbar blondem Haar, wie es jeder der Fauststarken trug. Die Jungen, sprangen mehr oder minder elegant von ihren Reittieren hinunter. Seine Frisur war anders und seine Haare waren länger, und er war ein ganzes Stück größer, doch sie hätte ihn in jeder Gestalt erkannt.
„FINN!", der Schrei war noch nicht ganz an seinen Ohren angekommen, da warf Finja sich schon in seine Arme. Sie spürte die feste, ledige Rüstung und den rauen Stoff des Kapuzenshirts, als sich seine Arme um sie schlossen. „Ich hab dich so vermisst.", gestand sie leise. Sie spürte sein Lächeln mehr, als dass sie es sah. „Ich dich auch, aber lass mich zu erst unseren Vater begrüßen, Okay?", flüsterte er und gab ihr einen liebevollen Kuss aufs Haar. Die beiden anderen Jungen betrachteten das ganze amüsiert. Sie hatten sich dicht hinter Finn gesammelt und schauten sich neugierig um. Finja löste sich wiederstrebend von ihm, blieb jedoch dicht an seiner Seite, als er zu ihrem Vater und ihrer Mutter trat. Eine Hand zur Faust geballt ließ er sie auf seine Brust fallen, genau dort wo das Herz lag. In diesem Moment herrschte Schweigen. Das ganze Dorf beobachtete die Szenerie. Schließlich ballte das Oberhaupt seine Hand ebenfalls zur Faust und ließ sie donnernd auf sein Herz fallen. Das Dorf brach in grölenden Jubel aus, als Vater und Sohn sich in die Arme fielen. Danach trat Finn zu seiner Mutter und begrüßte auch sie freudig.

Einige Sekunden ließ das Oberhaupt verziehen, bevor er die Faust zum Himmel hob und das Dorf verstummte. Finn trat zu seinem Vater, der ihm die andere Hand auf die Schulter legte.
„Es ist jetzt zwei Jahre her, dass mein Sohn aufbrach um die Drachen zu studieren. Wir haben ihn in dieser Zeit schmerzlich vermisst und einige noch viel Mehr.", er warf Finja einen kurzen Blick zu, ehe er fortfuhr. „Doch heute ist er zu uns zurückgekehrt. Heute hat der Stamm der Fauststarken einen Grund zum Feiern. Bei Sonnenuntergang richten wir im Grünen Saal einen Festschmaus, wie wir ihn nur man Odins Tafel zu Gesicht bekommen!", donnerte er über den Platz, und die Menge jubelte. Ob der guten Worte oder der Aussicht auf das Festessen war an diesem Abend aus keinem herauszubekommen.

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