Ich will nicht, dass du gehst!

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Leise trat Finn hinaus in die Nacht. Einige Stufen führten von der Grünen Halle nach unten. Auf der letzten hockte Finja, die Beine an die Brust gezogen und das Gesicht in den Armen vergraben. Zu ihren Füßen ruhte der Riesenhafte Alptraum, der das Mädchen aufmerksam beobachtete. „Ich sehe, du hast Sonnenwind und Bryn und Fosta gefunden.", meinte Finn leise und stieg langsam die Stufen runter. Finja ließ sich mit ihrer Antwort zeit, bis ihr Bruder sich neben ihr auf der Stufe niedergelassen hatte. „Sonnenwind. Das passt gut zu ihm.", murmelte Finja und lugte nun vorsichtig über ihre Arme hinaus. „Ihr." Sonnenwind hob den Kopf und schnaubte zustimmend, bevor sie ihn auf dem Schoß ihres Reiters niederließ. Finn begann vorsichtig ihr Kinn zu kraulen. „Einige Momente herrschte schweigen, doch Finn wusste, wenn er jetzt etwas sagen würde, würde Finja niemals mit der Sprache herausrücken. Also konzentrierte er sich darauf die Drachin weiter mit Streicheleinheiten zu verwöhnen. „Ich will nicht, dass du gehst!", platzte das offensichtliche aus ihr heraus.
„Ich weiß, aber es wäre nicht Fair. Ich kann Are und Bjarte nicht alleine gehen lassen. Götter, die beiden würden keine Woche überleben." „Aber sie können doch auch hier bleiben!" „Du weißt selber das das nicht geht. Mit der Ausbildung zum Drachenreiter sind wir eine Verpflichtung gegenüber der Drachen eingegangen. Die kann ich hier nicht erfüllen." Finja starrte trotzig in die Nacht hinaus. Finn seufzte. Er hatte ganz vergessen, wie störrisch seine kleine Schwester sein konnte. Sonnenwind schnaubte aufmunternd. „Danke.", flüsterte er und sah aus dem Augenwinkel, wie Finja zu ihm hinüber sah. „Gib mir deine Hand.", meinte er leise und griff nach ihrem Arm. Langsam führte er ihre Hand näher zu Sonnenwinds Schnauze. Finja bekam Augen so groß, wie Yackhufe, als ihre Fingerspitzen schließlich die warmen Schuppen berührten. Sonnenwind schnaubte beruhigend und blinzelte Finja freundlich an. „Finja, darf ich vorstellen Sonnenwind. Sonnenwind, das ist meine Schwester." Finja lächelte unsicher und lachte leicht, als sie begann über die goldenen Schuppen zu streichen. Plötzlich runzelte sie die Stirn und Finn wusste sofort, dass sich in ihrem Kopf eine Idee formte. „Was,- Was, wenn ich auch einen Drachen hätte. Dann könntest du mich mitnehmen!" „Nein!", Finn hatte keine Sekunde gezögert. „Was?" „Nein! Du bist nicht alt genug.", schloss er festentschlossen aus. „Ich bin 13. Ich bin kein Kind mehr!" „Genau du bist 13. Finja Drachen reiten ist kein Wanderausflug. Es ist verdammt gefährlich." „Na und? Ich habe die letzten zwei Jahre mit Kalle trainiert. Er ist der beste Kämpfer auf ganz Graufels. Ich werde mit nem Drachen sicher klarkommen!", entrüstete sie sich sauer und Finn konnte es ihr zum Teil nicht verdenken. Wäre man ihm damals so gekommen, wäre er auch sauer gewesen. „Ich spreche hier nicht von den Drachen. Die sind zwar nicht ungefährlich, immer noch harmloser, als vieles von dem was wir während der Ausbildung erlebt haben."
„Was soll das heißen?" „Finja, nicht jeder ist den Drachen gegenüber so freundlich eingestellt, wie wir. Es gibt Menschen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen oder sie gar töten wollen! Erinnere dich doch, vor nicht allzu langer Zeit haben wir das selbst noch getan." „Bis sie eines Tages nicht wieder kamen.", murmelte Finja nun beunruhigt. „Dort draußen gibt es diese Menschen und wenn wir den Drachen helfen wollen, kommen wir ihnen regelmäßig in die Quere. Ich habe in den letzten zwei Jahren vieles gelernt, aber das wichtigste war, dass der Umgang mit Drachen zwar gefährlich ist, aber das wahre Monster doch der Mensch ist." Finja schluckte schwer und die Hand, die eben noch Sonnenwind gestreichelt hatte ballte sich zur Faust. Finn atmete, in der Hoffnung Finja überzeugt zu haben, erleichtert auf.

„Du kannst mich doch trainieren."

Finn wollte am liebsten den Kopf in den Händen vergraben und sich die Haare raufen. „Wenn es da draußen wirklich so gefährlich ist kannst du jede Hilfe gebrauchen, die du bekommen kannst!" „Du hast recht. Ich kann jede Hilfe gebrauchen, aber ich kann dich nicht ausbilden. Ich kann dir den Umgang mit den Drachen zeigen, aber mehr auch nicht. Hicks ist der einzige, der genug über die Drachen weiß, um es jemandem beizubringen. Das Drachenreiten steckt noch in den Kinderschuhen. Wenn du unbedingt möchtest, kannst du in ein paar Jahren nach Bern reisen und die Ausbildung machen, aber ich kann und werde dich nicht trainieren.", versuchte Finn zu erklären. Finja schmollte trotzig. Finn wand sich nun von Sonnenwind ab und drehte Finja an den Schultern zu sich herum. „Außerdem wäre da noch was. Es ist eigentlich der wichtigste Grund. Finja, du bist meine kleine Schwester und du bist für mich das Wichtigste, was es gibt. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas geschieht. Erst recht nicht wenn es während dem Drachenreiten passiert. Verstanden?" Finja biss sich geschlagen auf die Unterlippe und nickte. Finn stieß erleichtert den Atem aus und lehnte sich zurück.

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