Meer

0 0 0
                                    

Die orangenen Lichter, welche aus den Häusern schienen, verschlang die Dunkelheit.
Am Horizont versanken die sonst so monströsen Berge nach und nach hinter der schwarzen Linie, lediglich ein paar Spitzen waren noch zu erkennen.
Ihre Heimat. Ihre Heimat, der sie schon lange insgeheim den Rücken gekehrt hat. Sie war nichts weiter als eine trostlose Insel voller Gerröl und Dreck. Jeder Schritt den sie damals tat, landete vor einem weiteren Stein, welcher, wie die vielen anderen Steine, ihren Weg versperrten. Gelegt von ihrer Heimat, dem was sie über viele Jahre hinweg kannte, dem was sie vertraute, liebte und hasste.
Ihr Blick wanderte nach vorne auf das offene Meer. Ihr Herz schrie sie an um zu drehen, doch ihr Verstand sagte ihr sie solle loslassen, loslassen von dem, was sie so lange festhielt.
Es schmerzte, aber das war ok, jetzt war es ok.

Das kleine brüchige Holzflos schwamm weiter und sprang hin und wieder über die immer größer werdenden Wellen.
Eine ungewisse Reise lag vor ihr, sie kannte die wilden Ozeane nicht, sie kannte nichts, was sie kennen wollte. Sie hatte nicht die Chance es zu kennen, den die Steine hatten ihr die Sicht versperrt.
Mit all der verbliebenen Kraft klammerte sie sich an das wankende Floß. Langsam bezweifelte sie ihre Entscheidung zu fliehen, als das Gefährt in ein riesiges Wellental stürze und zu kenternt drohte, doch das tat es nicht.
Das Wasser, die Wellen wurden plötzlich ganz still, als die warme Sonne aus ihrem Schlaf erwachte und das Meer in eine goldene Farbe tauchte.
Das hinter ihr wurde nun endlich Vergangenheit, es verschwamm in einem Strudel aus Erinnerungen und sie spürte zum erstenmal den Genuss der Freiheit.

meine geschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt