Am nächsten Morgen war ich schon früh wach. Und tatsächlich war eins der ersten Dinge, die mir einfielen, das, was ich heute vorhatte: In diesen Park gehen und schauen, ob und was ich für Tsuzuku tun konnte. Ich war schon ganz schön aufgeregt, so etwas hatte ich kaum jemals getan, mich um jemand Fremden bemüht. Ich hatte mich schlicht nie getraut.
Und dass es außerdem gerade dieser Ort war, der Treffpunkt der hiesigen Punk- und VKei-Szene, veranlasste mich dazu, dass ich nicht lange herumlag, sondern aufstand und überlegte, was ich heute am besten anzog, und wie ich mich schminken sollte. Ich wollte nicht overdressed aussehen, aber schon noch so, dass man mir meine Freude am Visual Kei ansah.
Ich suchte mir ein kunstvoll zerfetztes Shirt in Schwarz und Rot aus, dazu eine mit Sicherheitsnadeln und silbrigen Schnallen geschmückte, schwarze Hose, und nahm beides samt Unterwäsche mit rüber ins Bad, wo ich erst mal unter die Dusche verschwand.
Duschen, Haare waschen, anziehen, und dann schminken und meine Haare ein wenig stylen, das alles nahm einige Zeit in Anspruch, obwohl ich nicht mal auf mein volles Programm an Make-up mit bunten Kontaktlinsen und Glitzer zurückgriff, sondern für meine Verhältnisse ganz dezent blieb. Dennoch war es, als ich mit allem fertig war und wieder zurück in mein Zimmer ging, schon acht Uhr und ich dachte, so konnte ich raus gehen.
Ich hatte ein kleines Café im Sinn, wo es ein schönes, kleines Frühstück gab, und dort wollte ich als erstes hin, danach in den Park.
Draußen war es hell, die Sonne schien und es sah nach einem schönen Tag aus, wahrscheinlich würde es sogar ganz schön warm werden. Ich nahm mir trotzdem eine kleine Jacke mit, schnappte mir meine Tasche und ging die Treppen runter. Im Eingangsbereich standen meine Lieblingsstiefel, dunkellilafarbene Doc Martens, die zog ich an und machte mich dann auf den Weg.
Das kleine Café lag in der Nähe des Akutagawa-Kouen, und ich konnte von dem Fensterplatz, an dem ich dann saß, rüber schauen, den kleinen Park und die ihn zum Teil überspannende Fußgängerbrücke sehen, die über den Fluss dahinter führte. Unter dieser Brücke lebte Tsuzuku also, eine andere Brücke gab es in dieser Gegend auch nicht.
Der Park hatte eine Stelle für Lagerfeuer, die jetzt zwar kalt war, aber ich sah ein paar Leute dort sitzen, mir fiel ein Mädchen dort auf, die langes, dunkelblaues Haar hatte, und einen auffälligen, rot karierten Minirock trug. Die anderen Leute waren eher schlicht gekleidet und in dunklen Farben, ich ordnete sie eher den Obdachlosen, als den Punks und Visuals zu.
Zuerst einmal frühstückte ich gemütlich, sah dabei aus dem Fenster und beobachtete die Menschen, die auf den Straßen und die im Park gegenüber. Ich sah Firmenangestellte in Anzug und Kostüm vorbeilaufen, Kinder und Jugendliche in Schuluniformen auf dem Weg zur Schule, Mütter mit Kinderwägen, ältere Damen, manche sogar im Kimono ... Und drüben sah ich die abgerissenen Obdachlosen und die Punks, die ganz in ihrer eigenen Gesellschaft zu leben schienen.
Ich ahnte, wohin ich gehörte, ich fühlte mich zu ihnen hingezogen, den Leuten, die aussahen wie ich es schön fand, wie ich auch selbst aussah. Und ich würde ihnen gegenüber Meto sein, diesen Namen benutzen, weil mein Taufname Yuuhei Asakawa dort meinem Gefühl nach nicht hinpasste.
Nach dem Frühstück wagte ich es dann, verließ das Café und ging über die Straße. An der Ampel musste ich noch kurz stehen bleiben, und während ich wartete, dass sie auf blau umsprang, sah ich rüber, ob mich schon jemand bemerkte. Neu zu einer Gruppe dazu zu kommen, war ja nicht so einfach, und ich hoffte, dass sie mich einfach mit meinem zu ihnen passenden Aussehen annahmen.
Als ich den Park betrat, kam gerade in dem Moment von der anderen Seite aus eine Gruppe von jungen Leuten an, die alle eindeutig szenetypisch gekleidet waren. Vorne ging ein Mädchen mit kurzen, grün-schwarzen Haaren, sie lief auf das blauhaarige Mädchen zu, diese sprang auf, sie umarmten und küssten sich.
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Koi no mae wa ...
FanfictionKoi no mae wa ... - Was das vor der Liebe betrifft ... - Meto hat einen Sprachfehler und spricht deshalb kaum, leidet an sozialen Ängsten und fühlt sich von der Welt ausgeschlossen. Als er auf ein Stadtfest geht, um der Welt noch eine letzte Chance...