Hab diesen Mini-Krimi für den Deutschunterricht geschrieben und ja
„Johann! Ich glaub da liegt jemand!", rief einer der Waldarbeiter, die nach dem Sturm die Waldstraße am Hang reinigten, seinem Vorgesetzten zu. „Bist du sicher?", fragte der Angesprochene und bewegte sich auf seinen Kollegen zu. Der schlitterte mehr oder weniger elegant den Abhang ein Stück weiter hinunter und begann, Matsch und Äste zur Seite zu schieben. Dann wich er erschrocken zurück. „Ruf die Polizei, der lebt nicht mehr!", rief der Arbeiter nach oben. Johann griff zum Telefon.
Sven Roland war ein 48 jähriger, untersetzter Mann mit einer Halbglatze, die er pflegte wie seine Bowlingkugel, und einem unordentlichen Dreitagebart. „Warum müssen Leichen eigentlich immer im Dreck liegen? Das ist jetzt bestimmt schon das fünfte Mal diese Woche, dass ich meine armen Stiefel von Matsch befreien muss", murrte er und näherte sich dem eher kleinen Körper. „Ich glaube dem Jungen würde es auch besser gefallen, wenn er statt im Matsch jetzt in seinem Bett liegen würde und ausschlafen, statt nie wieder aufwachen", gab Katharine Schmidt ihren Kommentar ab. Sie war gerade mal 28, aber die tiefen Sorgenfalten auf ihrer Stirn und ihr ernster Blick ließen sie alt wirken. Das dunkelbraune Haar hing ihr locker über die Schultern. Herr Roland zuckte mit den Schultern. „Wenn er sich nachts im Sturm draußen rumtreibt", erwiderte er. Frau Schmidt bückte sich hinunter und untersuchte den Boden sorgfältig. Ausgerissene Grasbüschel mischten sich mit Erdklumpen, Faustgroßen Steinen und dem Geruch von Tod. „Er hat nicht immer hier gelegen. Ein Erdrutsch muss ihn letzte Nacht runter gespült haben. Außerdem hat die Verwesung schon eingesetzt. Kollege, ich fürchte sie irren sich", Schmidt richtete sich wieder auf, „Er war schon vor'm Sturm tot."
Hr. Roland stellte zwei Becher frischen Kaffees vor seiner Mitarbeiterin auf den Schreibtisch. „Die Kollegen haben ihn identifiziert. Sie sind sich ziemlich sicher, dass es sich um einen gewissen William Southeast handelt. Er wurde schon am Mittwoch als vermisst gemeldet", mampfte der Hauptkommissar und nahm einen weiteren Bissen von seinem Donut. Genervt verdrehte Frau Schmidt die Augen. „Bei allem Respekt vor Ihnen, aber vor allem vor diesem armen unschuldigen Donut, würde ich es dennoch begrüßen wenn sie ihn nicht über dem Bericht der Gerichtsmedizin verstümmeln würden.", Sagte die Frau genervt. Der Kommissar feixte ein krümeliges Lachen. „Aber was Sie sagten passt zumindest zu dem, was die Medizin gefunden hat. Sie sagen er war am Anfang der Pubertät, 13 oder 14. Das was sie verwunderte war, dass der Kleine erstickt ist, es aber keine oberflächlichen Zeichen dafür gibt. Keine Würgemale und so", berichtete Frau Schmidt und nahm einen Schluck Kaffee. „Sonst irgendwelche potentiell tödlichen Verletzungen?", hinterfragte Herr Roland und zog einen weiteren rosa glasierten Donut aus seiner Bäcker Tüte. Instinktiv zog seine Kollegin die Dokumente von ihm weg. „Nichts, außer ein paar Sturmschäden. Die einzige Verletzung ist ein verstauchter Knöchel, sehr schlecht verheilt, und einige blaue Flecken", sie warf noch einen Blick auf den Bericht. Dann schaute sie Herrn Roland direkt in die Augen. Schließlich verkündete sie in so striktem Tonfall, dass er keinen Widerspruch zuließ: „Wir müssen seine Familie benachrichtigen. Ich schlage vor wir zwei machen uns gleich auf den Weg." Beinahe wäre der ältere Mann an seinem dritten Frühstück erstickt. Aber die große Frau ignorierte ihn und bewegte sich mit schnellen Schritten auf die Tür zu. Auf dem Weg schnappte sie sich ihre Autoschlüssel und ihre Jacke. „Kommen sie oder planen sie jetzt auch noch drauf zu gehen?", fragte sie ihn ohne einen Funken Sarkasmus oder einen humorösen Unterton.Es klingelte. Es klingelte wieder. Ein blond gelockter Junge öffnete die Tür mit einem lauten Gähnen. „Guten Morgen", brummelte er müde. Dann schaute er die zwei vor der Tür an und wurde leichenblass. „Sind, sind sie von der Polizei? Haben sie Will gefunden?", der Junge zog sie in die riesige Villa. „KILL!", schrie er die Treppe hinauf. Roland warf seiner Kollegin einen viel sagenden Blick zu. „Was gibt's Zwerg?", fragte ein mittelgroßer, schlanker, rothaariger junger Mann, der sich die Treppe runter schleppte. „Guten Tag. Mein Name ist Sven Roland und das ist meine Kollegin Schmidt. Wir sind wegen William hier", erklärte der Kommissar. Sofort sackten Kills Schultern nach unten und er sank etwas zusammen. „Haben sie ihn gefunden? Geht es ihm gut?", fragte der blonde hoffnungsvoll. Der junge Mann mit den roten Haaren legte dem kleineren Lockenkopf eine Hand auf die Schulter. „Wir haben seine Leiche im Wald aus'm Matsch gepult", antwortete Roland trocken und kalt. Der blonde schnappte nach Luft, fuhr herum und vergrub sein Gesicht im Hemd des älteren. Einige Sekunden später konnte man Schluchzer hören. Sogar Frau Schmidt schaute ihren Kollegen entsetzt an. Der Rotschopf ging auf die Knie und nahm den kleineren vorsichtig in den Arm. „Du hast gesagt er kommt zurück!", schniefte der Teenager vorwurfsvoll. „Ich weiß Bill, ich dachte wirklich er würde es tuen", seufzte der ältere. Auch in seinen Augen bildeten sich Tränen. Frau Schmidt rang um Fassung und Worte. „Wir müssen sie befragen Sir. Wir können ihnen gern einen Moment zu zweit geben, aber danach müssen sie mit aufs Revier kommen", versuchte sie so einfühlsam wie irgend möglich zu sagen. Der rothaarige nickte. „Fünf Minuten, bitte, wir kommen gleich raus", brachte er mit etwas brüchiger Stimme hervor.
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Ella
Short Storywo ist deine Seele zuhause? Wer hat William umgebracht? Warum zwingen meine Lehrer mich andauernd Geschichten zu schreiben und geben den anderen eine mindest-, aber mir eine höchst Länge? Ich veröffentliche jetzt einfach mal die Geschichten und Co...