Prolog

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Ich hatte nie große Angst.

Ich konnte schon immer problemlos Horrorfilme ansehen, die Spinne aus dem Bad entfernen, die meine Mutter zum Zittern brachte oder ungesichert über eine wackelige Hängebrücke gehen.

 Ja - Man kann vieles von mir behaupten, aber ängstlich bin ich nicht. 

Das ist ein Vorteil und gleichzeitig ein Problem. So war ich schon öfter im Krankenhaus, als andere Leute im Supermarkt. Als ich sechs war, balancierte ich auf einem vier Meter hohen Geländer. Ich hatte keine Angst zu fallen. Dennoch musste ich danach mit einer gehörigen Platzwunde und einem gebrochenen Bein vom Krankenwagen abgeholt werden. Daraus gelernt habe ich nicht. Als ich zehn war, passierte mir das Selbe noch einmal. 

Meine Mutter hatte immer Angst um mich. Vor zwei Monaten ist sie gestorben. Und kein einziges Mal hatte ich Angst um sie.

So ist das mit der Angst. Sie sucht sich ihre Opfer aus, nach Lust und Laune. Mich hat sie offenbar übersehen.

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