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Ben starrte. Eine ganze Weile lang. Kurz sah er zu den anderen Kindern auf dem Schulhof. Dann starrte er wieder. Auf dem Dach stand Tammy. Sie wirkte klein und verloren. Ben war verwirrt gewesen, als er angefangen hatte zu starren. Glücklicherweise hatte Tammy einen Block. Auf diesen hatte sie geschrieben.

Ben du bist toll.

Er war nicht wirklich schlauer daraus geworden, aber das Kompliment schmeichelte ihm. 

Du bist besser, als die Anderen. Vergiss das nicht!

Die Schrift wurde kleiner und krakeliger. Ben musste die Augen zusammenkneifen, um die Worte entziffern zu können. Es war seltsam. Seit Wochen, Monaten war Tammy furchtbar traurig und abwesend gewesen. Sie hatten sich kaum noch gesehen. Und jetzt wollte sie plötzlich ein Spiel mit ihm spielen. Es war Bens zwölfter Geburtstag und er nahm an, dass es eine Art entschuldigendes Geschenk sein sollte.

Aber ich glaube, dass ich dich ein bisschen kaputt gemacht habe...in letzter Zeit.

Ben schüttelte den Kopf. So langsam hatte er Angst, dass Tammy ausversehen vom Dach fallen könnte. Es waren immerhin fünf Stockwerke.

Ben, wir werden uns wohl nicht wiedersehen.

Er glaubte ein Schluchzen zu hören, aber es konnte wahrscheinlich nicht von Tammy sein, schließlich hatte er Geburtstag. Sie sollte froh sein. Ben war ein wenig verwirrter. "Was?", rief er und ein paar Kinder sahen ihn seltsam an.

Ich habe dich so lieb Kleiner!

"Ich bin nicht klein!" sagte Ben empört, mehr zu sich selbst, als zu irgendwem anders.

:)

Das war er wirklich nicht. Inzwischen war er größer als Tammy.

Happy Birthday Ben!

Ben fand es etwas taktlos, dass sie ihm die Glückwünsche nicht persönlich zukommen ließ, aber vielleicht hatte sie ja eine Überraschung geplant, für die sie das Schuldach benötigte. Er runzelte die Stirn.

Und tatsächlich überraschte Tammy ihn.

Sehr sogar.

Zuerst ließ sie den Block einfach fallen.

Dann sich selbst.





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