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Ben schlug die Augen auf. Ein Traum, es war ein Traum gewesen! Oder? Besorgt richtete er sich auf und fiel auf den Boden der Tatsachen zurück. 

Neben ihm lag seine Mutter. Tot! 

Er schluckte heftig. Zu seiner Linken kauerte Cléo. Ihre Augen waren geschlossen, doch sie schlief nicht. Vorsichtig stieß Ben sie an. Sie schreckte hoch. "Oh, du bist wach!" 

Sie gähnte. "Wie geht's dir?" 

Sanft legte sie eine Hand auf seine Schulter. Ben zuckte zurück. Cléo ließ die Hand sinken. "Was..machen wir jetzt?" 

Ben sagte nichts. Er starrte ins Leere. Ja, genau das war es was er fühlte: Nichts! Keine Emotionen prägten seine Gesichtszüge. Steif saß er im Gras und dachte an...Er wusste es nicht.

Cléo rappelte sich auf. Ben tat es ihr nach. Es hatte keinen Zweck über den unerwarteten, viel zu frühen Tod seiner Mutter zu jammern. 36. 36 Jahre alt war sie gewesen. Ben lief wortlos in den Wald. Cléo blieb zurück. Unentschlossen sah sie die Leiche zu ihren Füßen an. Schließlich packte sie sie unter den Armen und schleifte sie ins Dickicht hinter Ben her.

Ben ließ sich in den Sand fallen und hielt nach Nike Ausschau. Er brauchte ganz dringend jemanden den er anschreien konnte, ohne Wiederworte hören zu müssen. 

Die Sonne ging bereits unter, da kam Cléo auf ihn zu gerannt. "Was ist?", fauchte er. 

"Ich will dir was zeigen! Und außerdem habe ich was zu essen aufgetrieben!"

Entschlossen packte sie ihn an der Hand und zerrte ihn hinter sich her. 

"Ich hab keinen Hunger", maulte Ben. Cléo führte ihn zu einer riesigen Palme am Rande des Strandes. Unter ihr stand etwas, das Ben aus der Ferne noch nicht erkennen konnte. Als er langsam näher kam, traute er seinen Augen kaum. Ein Felsbrocken war tief in den Sand eingebuddelt worden. Auf dem Stückchen, das noch hervorsah lag eine wunderschöne Orchidee. Die Lieblingsblumen meiner Mum. Vor dem Stein war der Sand sehr locker. Und Ben ahnte, weshalb.

"Ich dachte mir ein ordentliches Begräbnis hätte ihr gefallen", nuschelte Cléo verlegen. Ben traten Tränen in die Augen. Er beugte sich zu ihr und umarmte sie. Lange Zeit standen sie Arm in Arm vor dem Grab, während hinter ihnen die Sonne den Horizont küsste.

Nach einer Weile knurrte Bens Magen. Cléo löste sich von ihm und ging um die Palme herum. Sie kam mit drei Kokosnüssen wieder hervor. "Tja, wir müssen uns jetzt wohl oder übel an das Inselleben gewöhnen!", lachte sie. Auch Ben kicherte. Sie schafften es sogar die Kokosnüsse aufzutreten. Gierig verschlangen sie alle drei innerhalb von wenigen Minuten.

Plötzlich hörten sie Schritte. Ben und Cléo drehten sich gleichzeitig um. Und da stand er. Nike hatte nur noch seine Unterwäsche an. In der einen Hand  hielt eine Pistole.

Die InselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt