Kapitel 1

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~ Halte fest was du kannst. Solange du kannst. Kämpfe für alles was dir wichtig ist. Gestehe dir deine Fehler ein und gestehe deine Liebe. Denn manchmal geht alles so schnell. Ehe du dich versiehst ist alles weg. Und du stehst da. Von Hundert auf Null. Mit Nichts. ~

"Und dann hat Lara gesagt dass es die wirklich gibt und dass sie nachts in dein Zimmer kommen!" sagte Maja ganz ängstlich. "Ach Maja" meinte meine Mutter, "Das stimmt doch überhaupt nicht! Du bist doch jetzt schon in der Schule. Glaub so einen Schwachsinn nicht! Es gibt keine Geister!".

"Jap" stimmte ich ihr kauend zu und schaufelte mir noch mehr Spaghetti auf meinen Teller.

"Aber jetzt hab ich Angst und kann nicht mehr schlafen" quengelte meine kleine Schwester. Mama seufzte. "Nadann putz dir schonmal Zähne und ich komm dann noch kurz und les mit dir eine Gute-Nacht-Geschichte, Ok?"

"Ok" meinte sie nur kurz und verschwand dann in unser kleines Bad.

Wir wohnten hier schon lange. Seit mein Vater über Nacht verschwunden war wohnte ich hier mit meiner Mutter und meiner 7 Jahre alten Schwester Maja. Die Wohnung war klein aber sie gefiel mir. Wenigstens hatte ich mein eigenes Zimmer.

Ich half meiner Mutter beim Tisch-Abräumen. "Sicher dass du dich nicht wieder hinlegen willst?" fragte sie besorgt. "Nein, nein.. Geht schon. Es ist ja schon besser geworden". "Na dann ist ja alles gut. Trotzdem verstehe ich das noch nicht ganz. Das ist jetzt schon das dritte Mal in einer Woche das du morgens einfach in Ohnmacht gefallen bist. Sonst ist das doch nicht so oft passiert..". "Ja das stimmt.. Trotzdem.. Bitte erzähl das niemandem und lass die Krankschreibung so. Das geht schon". "Und du willst immernoch nicht zum Arzt?" "Mama, da waren wir doch schon das Erste Mal als das passiert ist und er hat gesagt dass alles gut ist. Und es ging mir danach doch auch immer wieder gut oder?".

"Ach du hast ja recht.. Na los. Geh dich bettfertig machen!" sagte sie und umarmte mich lächelnd. "Gute Nacht Mama". Ich lief über die Dielen im Flur nach ganz hinten in mein Zimmer. Auf dem Weg öffnete ich ganz kurz Majas Zimmertür. Sie schlief schon. "Gute Nacht" flüsterte ich. Ich tapste in mein Zimmer und schloss die Tür.

Ich mochte mein Zimmer. Es hatte auch den alten Dielenboden und hohe Decken und war sehr klein. Mehr als mein Himmelbett passte eigentlich schon nicht mehr rein. Ich hatte ein Fenster zur Strasse hin. Unser Haus stand direkt gegenüber zum Park; Nur eine Strasse und ein Treppenhaus trennten mich von dem Ort wo ich meine Freizeit am liebsten verbrachte. Ich sah herunter auf die Strasse. Es war schon fast dunkel. Frost krallte sich an alle Äste der Bäume, der Wind fegte durch die Stadt und die Strassen waren glatt.

Ich zog die Gardine zu und legte mich in mein Bett. Ich sah noch eine Weile an die Decke. Dann schlief ich ein.

Noch wusste ich nicht, dass mein Leben nach dieser Nacht nicht mehr meins sein würde.

GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt