Kapitel 2

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„Narzissa, sieh nach ob er auch wirklich tot ist!", befahl der dunkle Lord gebieterisch. Ich spürte, wie meine Mutter sich an mir vorbei schob und mir einen warnenden Blick zu warf, bevor sie zu Potters totem Körper trat. Wieso sollte meine Mutter noch kontrollieren ob Harry wirklich tot war ?! Er war von einem Avada Kedavra mitten in die Brust getroffen worden. Auch ein Harry Potter würde das nicht zweimal überleben. Einmal hatte er es
überlebt, wer weiß wie er das gemacht hat, aber ein zweites Mal...
Ich wollte nicht, dass irgendeiner der Todesser sah, wie sehr mich Harrys Tod mitnahm, also senkte ich meinen Blick, um gleich darauf auf meine zitternden Hände zu blicken.
Warum? Warum tat der Gedanke so weh Potter nie wieder zusehen? Er war nie nett zu mir gewesen und doch konnte ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Ohne unsere Streitereien, unsere Kämpfe und ohne dieses feindselige Glitzern in seinen grünen Augen. Nie wieder gegen ihn Quidditch spielen.
„Tot", murmelte meine Mutter und obwohl sie leise sprach, konnte ich ihre Worte klar und deutlich verstehen. Langsam hob ich meinen Kopf nur um zu sehen, wie sie mir direkt in die Augen blickte. In ihren Augen spiegelte sich etwas wie Mitleid und Verständnis. Aber ich wollte kein Mitleid! Und sie würde mich ja sowieso nicht verstehen. Ich verstand mich ja selbst kaum.
Plötzlich spürte ich etwas warmes und feuchtes auf meiner Wange. Das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt weinte ich auch noch um POTTER. Wütend wischte ich die Träne weg, drehte mich um und bahnte mir einen Weg zwischen den anderen Anhängern Voldemorts hindurch, bis ich ein ganzes Stück abseits stand. Hoffentlich hatte keiner meine Träne gesehen!
Ich hörte wie der riesenhafte Wildhüter zu weinen und schreien begann, doch es war mir egal. Mir war alles egal. Es war als wären alle meine Gefühle wie ausgelöscht. Ich füllte nichts, nur endlose Leere. Und ich hasste es! Nein! Ich hasste mich! Ich hasste mich dafür, dass Potters Tod mich so fertig machte. Ich hasste mich dafür, dass ich ihn im Malfoy Manor nicht hatte verraten können. Ich hasste mich dafür, dass sich meine ganze Welt scheinbar nur um Harry zu drehen schien und ich nicht aufhören konnte an ihn zu denken.
Als sich alle auf den Weg zum Schloss machten folge ich ihnen. Ganz vorne gingen der dunkle Lord und neben ihm glitt seine Schlange Nagini dahin. Kurz hinter ihm der gefesselte Wildhüter mit Harrys Leiche im Arm und die restlichen Anhänger Voldemorts. Wir hatten den Schlosshof kaum betreten, als auch schon die letzten Überlebenden aus dem Schloss liefen. Schüler, Lehrer, Ordensmitglieder und all die anderen, die hier geblieben waren um zu kämpfen. Ich erkannte viele von ihnen.
„Harry Potter ist tot", hallte die Stimme des dunklen Lords über den Schlosshof. Ich schluckte. Ich hörte die Weaslette, die jüngste des Blutsverräter-Clans, aufschreien, aber ich blickte nicht in die Richtung meiner Mitschüler. Ich wollte nicht die Trauer und die Enttäuschung in ihren Gesichtern sehen.
Wie um Leben zu verschonen bot der dunkle Lord allen an auf seine Seite zu wechseln, doch niemand rührte sich. Als würde es ihm irgendetwas ausmachen wie viele er tötete. Plötzlich trat Longbottom vor. Der schüchterne, ängstliche Longbottom. In seiner Hand hielt er den sprechenden Hut, der die Schüler zu Anfang des Jahres in ihre Häuser einteilte. „Wer bist du junger Mann?", fragte Lord Voldemort neugierig. „Neville Longbottom", antwortete dieser selbstsicher. Viele der Todesser brachen in höhnisches Gelächter aus. Am lautesten lachte Bellatrix. Angeekelt verzog ich den Mund. Meine Tante hatte Nevilles Eltern damals bis in den Wahnsinn gefoltert. Heute lagen beide im St.-Mungo. Was hatte Longbottom denn vor ?! Er würde sich wohl kaum den Todessern anschließen, nach all dem was seinen Eltern angetan wurde, oder ?!
„Nun Neville ...", meinte der dunkle Lord und verzog amüsiert das Gesicht. „Ich möchte etwas sagen", fiel Longbottom ihm ins Wort. Erzürnt von Nevilles Verhalten schwieg der Anführer der Todesser für einen Moment. „Nun denn Neville, ich bin mir vollkommen sicher, dass alle gebannt an deinen Lippen hängen."
„Das Harry tot ist ändert nichts. Tag für Tag sterben Leute. Freunde, Verwandte, ja ... heute haben wir Harry verloren, aber er ist noch bei uns. Hier drin", sagte Neville und deutete auf sein Herz, „genau wie Fred, Remus, Tonks, sie alle. Ihr Tod war nicht sinnlos!" Nun wandte er sich direkt an den dunklen Lord : „ Aber Ihrer wird es sein, weil sie im Unrecht sind." Voldemort lachte auf und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. „Harrys Herz hat für uns geschlagen. Für jeden von uns. Es ist nicht vorbei!", rief er und zog plötzlich aus dem Hut ein silbernes Schwert.
Longbottom hatte ja so recht. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals zugeben würde, aber Neville hatte recht. Der Krieg, diese Schlacht, der Widerstand gegen Voldemort hatte nicht mit Potters Tod geendet und das würde er auch nicht. Es würde immer Leute geben die für das Richtige kämpfen. Und ich wollte zu ihnen gehören! Ich wollte für das Richtige kämpfen.
Plötzlich bewegte sich Harry in den Armen des Halbriesen. Das war unmöglich! Der Todesfluch hatte Harry getroffen. Er war gestorben und meine eigene Mutter hatte dies bestätigt.
Aber jetzt stand er da. Er war lebendig. Unglaubliche Erleichterung durchfuhr mich und mein Herz begann heftig gehen meinen Brustkorb zu schlagen. Doch meine Freude hielt nicht lange. Harry war unbewaffnet! Sobald der dunkle Lord das merkte, würde Potter erneut sterben. Vielleicht dieses Mal endgültig ... das durfte ich nicht zulassen. Ich musste ihm helfen! Ohne mein Zutun übernahm mein Unterbewusstsein die Kontrolle über meinen Körper und ich rannte los. „Potter", rief ich und warf ihm meinen Zauberstab zu. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich das Gefühl wirklich etwas richtig gemacht zu haben.

Wie ihr wahrscheinlich gemerkt habt habe ich mich von einer herausgeschnittenen Szene aus Harry Potter und die Heiligtümer des Todes inspirieren lassen :) Ich hoffe das zweite Kapitel hat euch gefallen. Der dritte Teil kommt wahrscheinlich in den nächsten Tagen raus!!! Über Rückmeldung würde ich mich freuen :)

I will always love you (Drarry FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt