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Atemlos schlitterte er um die Ecke. Die Reifen des Rollstuhls glitten beinahe zu weit beiseite, und nur in letzter Sekunde schaffte Jonas es, dem Assistenzarzt auszuweichen.
Auf die empörten Rufe achtete er gar nicht, er war viel zu fokussiert darauf, nicht in Tränen auszubrechen, bevor er sein Ziel erreicht hatte. Was immer sein Ziel war.Scheinbar war es ein erneutes Ausweichen; Gerade richtete Jonas seinen Blick wieder nach vorn, war ein anderer Rollstuhlfahrer nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. Der Moment war zu knapp, um ihn noch sicher zu umfahren. Jonas Reifen quietschten, als er über den glatten Boden rutschte. Gefährlich schwankte er auf seinem rechten Rad, ehe die Schwerkraft gewann und ihn seitlich zu Boden stürzen ließ. „Shit“, fluchte er, sah schon eine Schwester auf ihn zulaufen. Doch bevor sie ihn erreichen konnte, hatte Jonas sich aufgerappelt und hiefte den Rollstuhl hoch.
„Pass doch auf“, grummelte der alte Herr, und warf ihm einen abschätzigen Blick zu. Jonas musste sich stark zusammenreißen, keinen bissigen Kommentar abzugeben, immerhin war er es, der umgefallen war, nicht der Fremde. „Tut mir leid“, presste er also hervor, ehe er seinen unbestimmten Weg fortsetzte. Kaum war er wieder allein, wischte er sich mit dem Ärmel des hellblauen Hemdes über die Augen und unterdrückte ein Schluchzen. Durch den Unfall hatte er die Kontrolle verloren, und nun fühlte er sich erbärmlicher denn je.
Er hatte nicht einmal den blassesten Schimmer, wo er war, doch er wusste, dass er jetzt nicht zurück konnte. Viel zu schmerzhaft war es für ihn, seine sogenannten Freunde zu sehen. Seiner Freundin, jetzt wohl eher Exfreundin und seinem ehemals besten Freund wollte er nie wieder in die Augen sehen, das war sicher. Wie hatte Jonas auch so naiv sein können? Er hätte bei ihrem ersten Kuss wissen müssen, dass Emma es nicht ernst mit ihm meinte. Wie sollte man sich auch in so jemanden wie ihn verlieben? Vielleicht stand Emma aber auch einfach darauf, einen Krebspatienten, der ohnehin schon zu schwach für den Kampf war, mit Füßen zu treten.
Eine Woge der Wut überrollte ihn bei der Erinnerung an das, was er vor wenigen Minuten mit ansehen musste. Emma, wie sie Leo küsste. Von sich aus. Er wusste es. Sie hatte ihn geküsst, nicht andersherum. Leo hatte sogar gezögert, das hatte Jonas gesehen, er wollte sie von sich drücken. Doch er hatte es nicht getan. „Fuck!“, brüllte Jonas, wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen, und schlug schließlich mit der geballten Faust gegen die trostlose, weiße Wand neben sich. Es knackte gefährlich.
Der entsetzliche, nun einsetzende Schmerz in seiner Hand riss Jonas zurück in die Realität. Ein weiteres, leiseres „Fuck...“, entfloh ihm, ehe er sich kraftlos aus dem Rollstuhl gleiten ließ, und sich hilflos an der Wand zusammenkauerte. Hier hinten kam nur selten jemand her, das sah man dem Gang seltsamerweise an. Er war alleine. Wie immer.
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Club der roten Bänder - Hilf mir aus der Hölle (Ruben x Jonas)
FanfictionRuben. Oberarsch von Station 8, arrogant und selbstverliebt. So hat der Club ihn zumindest kennengelernt. Doch als für Jonas eine Welt zusammenbricht, und er den Club der roten Bänder verlässt, lernt er Rubens zerbrechliche Seite kennen. Denn schl...