Kapitel 3 - Plastikband

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Langsam fuhr Jonas den Gang entlang. An die neue Lenkung des Rollstuhls würde er sich erstmal gewöhnen müssen, so viel stand fest. Er war es nicht gewohnt, seine Arme und seinen Oberkörper ruhig zu lassen, und lediglich Knöpfe und einen Hebel zu bedienen. Sein Zimmer war schon längst zu sehen, befand es sich doch direkt am Ende des Flurs, und durch die momentan unbedeckte Glaswand konnte er Emma und Leo ausmachen, die auf einem der Betten saßen, und vermutlich redeten.

Pfleger Dietz kam ihm entgegen, grüßte Jonas kurz, und verschwand dann in eines der Zimmer. Jonas Nervosität stieg rasant an, doch bevor er die letzten Meter auf sich nehmen konnte, wurde er aufgehalten. „Hallo Jonas“, sprach Toni ihn an, „Wo warst du?“
„Ich musste zu Doktor Hein“, antwortete er unüberlegt und hastig. Er wusste nicht, was die anderen bisher mitbekommen hatten, doch er wollte nicht riskieren, dass gleich jeder erfuhr, wie es ihm ging. „So lange?“, irritiert musterte Toni ihn, sein Blick blieb bei seiner Hand hängen. „Bist du etwa auch eine gerade Kurve gefahren?“

„So in der Art“, stimmte der Krebspatient einfach zu, und nickte. Er hatte gerade nicht die Kraft, sich eine Geschichte einfallen zu lassen, und vor der Wahrheit sträubte Jonas sich, weil er nicht wollte, dass Toni seltsame Fragen stellte. „Aber du, ich muss jetzt auch los, was mit Leo besprechen“, verabschiedete er sich also schnell, und fuhr ein Stück nach vorn.
„Okay... bis später, Jonas!“

Jonas antwortete nicht mehr, und wartete, ab, bis Toni verschwunden war, dann setzte er sich weiter in Bewegung, auf sein Zimmer zu.
Die Situation dort hatte sich nun verändert; die Sicht auf die beiden wurde durch den Vorhang verschlechtert, doch die Umrisse der beiden war noch zu sehen. Emma und Leo waren mittlerweile aneinandergekuschelt. Wieder spürte Jonas Wut in sich hochkochen, doch er widerstand dem Drang, etwas zu zerstören und wurde stattdessen schneller. Viel zu früh erreichte er das Zimmer, riss ohne anzuklopfen die Tür auf und blitzte die beiden an, bevor er seinen Zeichenblock samt der Stifte schnappte, und in der Tasche am Rollstuhl verstaute.

„Jonas...-“, begann Emma vorsichtig, und stand auf, doch der Blick ihres Freundes ließ sie innehalten. „Was?“, fragte Jonas, gab sich keine Mühe mehr, sich zusammenzureißen. „Willst du mir das jetzt erklären? Es ist nicht so, wie ich denke? Vergiss' es! Das, was ich gesehen habe war und ist ziemlich eindeutig, meinst du nicht?“, herausfordernd starrte er sie an, war mittlerweile wieder an der Tür angekommen. Als Emma unter seinem Blick einknickte und zu Boden sah, sah er zu Leo, der die Situation schweigend verfolgt hatte. „Willst du mir nicht vielleicht auch noch vorhalten, wie dumm ich war? Ich bin doch nicht blind, natürlich habe ich gemerkt, dass du in sie verschossen bist!“, seine Stimme wurde nun lauter, seine Unterlippe zitterte unkontrolliert, „Aber ihr hättet mit mir reden können! Und sowas habe ich besten Freund genannt... Emma? Falls es dir noch nicht klar sein sollte, es ist aus mit uns. Und euren scheiß Club könnt ihr euch sonst wohin stecken!“

Damit riss er sich unachtsam das rote Plastikband von Arm, und pfefferte es Emma vor die Füße, die leise zu weinen begonnen hatte.

„Jonas...“, wollte Leo auf ihn einreden, doch auch er kam nicht viel weiter: Jonas verschwand aus dem Raum, riss die Tür lautstark zu und entfernte sich zum zweiten Mal an diesem Tag von seinem Zimmer.

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Club der roten Bänder - Hilf mir aus der Hölle (Ruben x Jonas) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt