Erst, als eine Schwester sie von der Dachterrasse schickte, verabschiedeten sich Ruben und Jonas voneinander. Wieder einmal hatte der Ältere Jonas zum Nachdenken gebracht, doch an diesem Abend war er seltsam glücklich, als er sich fertig machte, um zu schlafen. Seine Gedanken galten seinem neuen Kumpel.
Leo kam erst wieder, als Jonas schon längst schlief. Mit einem bedauernden Blick musterte er den Schlafenden, mit dem er wohl nicht so schnell wieder lachen würde. Er hatte es ihm und Emma verdammt krumm genommen, was ja irgendwo auch verständlich war. Andererseits war er mit Emma stets umgegangen, wie mit einer guten Freundin, und nicht, wie Pärchen es nun einmal normalerweise taten. Sie hatte sich in seinen Armen nicht sonderlich geborgen gefühlt, das hatte sie Leo schon nach wenigen Tagen erzählt, nachdem Jonas und sie ein Paar geworden waren.
Und dann diese Flucht, als Toni ihn auf die Zeichnung von Ruben hingewiesen hatte... war es tatsächlich nur gewesen, weil er so einen Hass schob?Langsam und vorsichtig rollte er zu Jonas' Tisch, auf dem, wie gewohnt, sein Zeichenblock lag, und griff nach diesem. Hugo, Emma, seine Eltern... der Club. Das Bild musste entstanden sein, als er bereits ausgetreten war, es zeigte zwar alle Mitglieder, allerdings nicht so bunt koloriert, wie die anderen Bilder es waren, sondern schwarz-weiß. Nur Jonas selbst, Hugo, Toni und Alex hatten ein Gesicht, Leos und Emmas war bloß grau schraffiert. Leo schluckte. Er hatte es verbockt, eindeutig. Und diesmal schien es unwiderruflich. Mit zitternden Fingern schlug er die nächste Seite auf, fand nun, was er eigentlich gesucht hatte. Ruben. Der Vollidiot von Station acht. Seltsam detailliert. Eigentlich waren es nur flüchtige Begegnungen gewesen, die die beiden gehabt hatten und normalerweise hätte Jonas nie Zeit gehabt, sich sein Gesicht so genau einzuprägen. Also hatte er entweder improvisiert, oder...-
„Was machst du da?“
Erschrocken sah Leo auf. Jonas starrte ihn an, schien recht verpennt, und zögerte keine Sekunde: hastig riss er Leo den Block aus den Händen, presste ihn an seine Brust, als müsse er ihn mit aller Kraft beschützen. „Ich wollte doch nur...“, Leo suchte nach den passenden Worten. „Spionieren?“, kam Jonas ihm zur Hilfe und sah ihn herausfordernd an. „Nein... natürlich nicht...“, beeilte Leo sich zu sagen und hob abweisend die Hände auf Kopfhöhe.
„Lass einfach die Finger von meinen Sachen, klar?“Etwas deprimiert ließ Leo sich auf sein eigenes Bett fallen. „Wirst du uns jemals verzeihen?“
„Ich weiß es nicht“, Jonas musterte ihn nun aus zusammengekniffenen Augen von oben bis unten. „Vielleicht. Wenn ich mir über eine Sache klar geworden bin. Und bis dahin... akzeptier', dass ich Zeit für mich brauche.“Damit legte er den Block wieder auf das Tischchen und drehte sich weg. Leo seufzte bedauernd und legte sich ebenfalls hin, dafür fertig gemacht hatte er sich schon bei Emma, ehe eine Ärztin ihn entsetzt weggescheucht hatte. Schnell löschte er das Licht seiner Lampe über dem Bett und versuchte, eine bequeme Position zu finden. Er vermisste seine Freundin schon jetzt, obwohl er sie erst vor etwa zwanzig Minuten gesehen hatte. Was er aber noch mehr vermisste, war seine Freundschaft zu Jonas. Er wollte seinen besten Freund zurück.
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Club der roten Bänder - Hilf mir aus der Hölle (Ruben x Jonas)
FanfictionRuben. Oberarsch von Station 8, arrogant und selbstverliebt. So hat der Club ihn zumindest kennengelernt. Doch als für Jonas eine Welt zusammenbricht, und er den Club der roten Bänder verlässt, lernt er Rubens zerbrechliche Seite kennen. Denn schl...