Kapitel 1 - Relationships

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"Lina? Kommst du mal?", rief Andre, ein guter Freund und Mitbewohner unserer Vier-Personen-WG. Im Moment waren wir nur zu zweit, weil die beiden anderen Mädels der WG eine Island-Rundreise gemacht haben und heute erst wiederkamen. "Ja, Moment.", rief ich zurück. Schnell schrieb ich meine E-Mail zu Ende und schloss meinen Laptop, um dann in Andres Zimmer zu gehen. "Was gibt es denn?" "Kommst du mit zum Flughafen? Caro und Klara kommen um 15 Uhr mit dem Flug aus London an und wir wollen sie überraschen." Ich sehe Andre schief an. "Wir?" "Ja, du, ich, Jannis, Kai, Sophia, Ramona, Julian und..." Ich zog eine Augenbraue hoch. Ich wusste welcher Name noch fallen würde und obwohl ich ihn nicht hören wollte, sprach ich ihn selbst aus. "Und Jan?" sagte ich. Andre nickte nur. "Du weißt, dass ich im Moment null Bock habe Jan zu sehen, oder?", meinte ich und setzte mich auf sein Bett. "Lina, stell dich bitte nicht so an.", begann er, aber ich unterbrach ihn. "Ich soll mich nicht anstellen? Du weißt ganz genau was Jan gemacht hat.", sagte ich wütend. Er sah mich traurig an. "Ich weiß was er getan hat und es tut mir auch leid, dass dir sowas passiert ist, aber bitte komm mit. Caro und Klara sind nach über einem Monat endlich wieder da. Und die beiden verdienen einen gebührenden Empfang. Wenn von uns nicht, von wem dann?", erklärte er. Wieso konnte ich Andre keine Bitte ausschlagen? "Okay, ich komme mit. Aber nur weil ich unsere kleine Chaos-WG so liebe.", gab ich zur Antwort und Andre schenkte mir ein Lächeln. "Dann mach dich mal fertig. Ja..." Ich rollte mit den Augen. "Wann ist Jan hier?" "In 30 Minuten.", antwortet er, ohne mich anzusehen. Ich nickte und verschwand im Bad um mich fertig zu machen.

15 Minuten später kam ich zurecht gemacht zurück in Andres Zimmer. "Das ging ja schnell. Das kenne ich ja war nicht von dir.", sagte er und lächelte mich an. Er hatte recht. Ich brauchte sonst immer Ewigkeiten im Bad, aber da wir nach der Überraschung nichts mehr vor hatten, musste ich mich auch nicht großartig aufbrezeln. Klar, hatte ich mich geschminkt, aber nicht so, dass ich aussehen würde, als wenn wir feiern gehen würden. "Für Jan?" fragte er und grinste. "Ist das dein Ernst, Andre?", sagte ich böse. "Jetzt du doch nicht so, Lina. Wir kennen uns schon so lange und es ist ein offenes Geheimnis, dass du auf Jan stehst." "Weißt du was, fahr' alleine. Ich habe keine Lust mich immer wiederholen zu müssen. Ja, ich bin in Jan verliebt. Aber er ist ein Arschloch, wieso sollte ich da jetzt noch irgendwas für ihn machen? Ich wünsche dir viel Spaß.", sagte ich laut und ging wütend in mein Zimmer. Einige Minuten später klopfte es leise an meiner Tür. "Ich weiß, das du es nicht hören willst. Aber es ist nun mal so.", sagte Andre leise. "Lass mich in Ruhe.", schrie ich. Dennoch öffnete er langsam meine Tür. "Lina, ich weiß das du sauer auf Jan bist. Jeder normale Mensch wäre das. Und ich kann deine Gefühle absolut nachvollziehen. Du weißt, das ich so einen Mist auch schon miterlebt habe. Aber komm bitte mit. Caro und Klara zu liebe.", erklärte er, während er sich zu mir aufs Bett setzte. Ich sah ihn an. Ja, er hatte auch schon viel erleiden müssen. Und nur weil er so ein guter Freund war und natürlich wegen unserer beiden Mädels, stand ich auf und kramte meine Sneaker aus dem Schrank. "Gut, ich komme mit. Aber nur wenn du seinen Namen heute nicht mehr erwähnst. Er nickte. "Versprochen."

"Seid ihr dann soweit?", fragte Ramona, als sie in mein Zimmer kam. Ich schnürte mir gerade die zweite Schleife und stand dann auf. "Jan ist schon da und wartet unten.", ergänzte sie. Schon wieder dieser Name, aber sie hatte mir ja nicht versprochen, den Namen nicht mehr zu erwähnen. Lustlos zog ich mir im Flur meine Jacke an und stopfte noch schnell meinen Schlüssel in die Handtasche. Als wir unten ankamen, war Jan allerdings noch nicht da. Was mich schon wieder aufregte. Erst groß ankündigen, dass man da ist und dann ist man noch kilometerweit entfernt. Ich kramte meine Zigaretten aus der Handtasche und zündete mir eine an. Wenn ich auf ihn warten musste, konnte er das jetzt auch. 

Eine Stunde später waren wir alle am Flughafen und warteten in der Ankunftshalle auf Caro und Klara. Alle waren in ihre Gespräche vertieft, aber verstummten sofort, als die beiden durch die Sicherheitskontrolle kamen. Herzlich schlossen wir uns alle in die Arme und ich war froh, dass endlich wieder vier Leute in der WG waren. Klar, hatten Andre und ich ab und an Besuch, aber meistens war es Jan der vorbei kam. Aber ihn wollte ich im Moment am wenigsten sehen. Es war schon süß zu sehen, wie sehr sich alle freuten, dass unsere Mädels wieder da waren. Glücklich schloss ich die beiden noch mal einzeln in die Arme. "Schön das ihr wieder da seid. Endlich weniger Chaos in der WG.", lachte ich und sah rüber zu Andre.

Gemeinsam gingen wir alle zu unseren Autos, um in unsere WG zu fahren und die Rückkehr der beiden mit ein paar Bier und Steaks auf dem Grill zu feiern. Ich fuhr wieder mit Ramona, Andre und Jan. Nur diesmal saß Klara zwischen Andre und Ramona auf dem Rücksitz. "Können wir Musik hören?", nörgelte ich. Komischerweise stimmte Jan sofort zu. Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und steckte das AUX-Kabel ein. Ich wusste schon genau, welches Lied ich hören wollte. Egal, wie sehr es eine bestimme Person im Auto provozieren würde. "Vielleicht verstehen sich die beiden jetzt ja wieder besser.", hörte ich Ramona leise sagen, bevor ich auf Play drückte. Wenn du wüsstest. Nach kurzem Suchen, hatte ich mein Lied gefunden. "Double Vision" von 3OH!3. Ich drehte die Musik laut und schaute aus dem Fenster.

I'm thinking maybe I can't have relationships
Cause lately they're not making any sense
And, baby, you're the one thing on my mind
But that can change anytime
Cause there's so many fine women that my head is spinning
And I've lost all feeling ...

Kurz nach dem Refrain machte Jan die Musik aus. "Ey.", meckerte ich laut. "Jetzt mal ehrlich Lina, ist das dein Ernst?" Bevor ich antworten konnte, fiel mir Ramona ins Wort. "Könnt ihr uns eben aussteigen lassen? Dann könnt ihr euch in Ruhe streiten." "Aber es ist noch ein gutes Stück bis zur WG.", meinte Jan. "Ach passt schon.", sagte Andre und schnallte sich schon ab. Jan fuhr rechts ran und lies die drei aussteigen. "Bis später.", sagte Ramona leicht genervt, bevor sie die Tür zuknallte. Ich sah den dreien noch kurz verdutzt nach, als Jan das Wort ergriff. "Was sollte das Lina?" Verwirrt sah ich zu ihm rüber. "Was soll was?",  antwortete ich genervt. "Na, das Lied. Als wenn ich nicht wüsste was du damit sagen wolltest." "Na, wenn du es verstanden hast, dann ist doch gut. Können wir jetzt weiter fahren?", sagte ich leicht gereizt. Jan schaltete den Motor aus. "Nein, können wir nicht. Ich will das erst geklärt haben. Was ist seit einer Woche los mit dir?" Ungläubig blickte ich ihm in die Augen. "Ist das dein scheiß Ernst Jan, wirklich?" Ich machte eine kurze Pause, um zu überlegen, was ich als nächstes sagen konnte. "Weißt du, wir verbringen so viel Zeit miteinander. Waren im Kino, hatten viele Dates und einen schönen Abend zusammen, an dem wir uns ziemlich nach gekommen sind und dann meinst du mit deiner neuen Nachbarin rummachen zu müssen? Und da fragst du mich wirklich, was mit mir los ist?"


Da ist das erste Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Ich habe diese Geschichte Mitte 2014 angefangen und sie ist mir zufällig vor ein paar Tagen wieder in die Hände gefallen. Und es war doch mehr Arbeit als gedacht, deswegen setze ich mich auch gleich schon an das zweite Kapitel. Und noch ein besonderes Danke, an alle die mit abgestimmt haben, wie die Leute hier heißen sollen und danke für die tollen Cover. Ihr könnt gerne Kritik da lassen und mir sagen, wie es euch gefallen hat. Wir lesen uns. ♥

What If I Need You - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt