Kapitel 2 - Etwas Ernstes

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Jan lachte kurz auf. "Wieso regst du dich darüber so auf? Wir beide sind ja nicht zusammen." Diesmal lachte ich sarkastisch und ein wenig traurig. "Genau das ist es. Wir sind nicht zusammen." Verwirrt sah er mich an. "Was meinst du?", fragte er. "Sag mal, peilst du es nicht? Ich liebe dich! Weißt du wie scheiße ich mich gefühlt habe, als ich dich mit Sarah gesehen habe?", schrie ich, stieg ohne auf eine Antwort zu warten aus und rannte einfach los.

Zum Glück hatte ich noch eine Zigarette. Ich holte die Packung aus meiner Handtasche und zündete sie an. Die ersten Züge waren gut, aber dann merkte ich, dass es keinen Sinn machte. Jan hasste es und wenn ich weiter rauchen würde, würde ich nie mit ihm zusammen kommen. Wahrscheinlich würde ich eh nie mit ihm zusammen kommen, einfach weil er meine Zeichen in den letzten Monaten nicht verstanden hatte. Ich war schon ziemlich lange in ihn verliebt, so über ein Jahr. Ich hatte ihn damals durch Marie, eine gute Freundin, aus Fachabitur-Zeiten kennengelernt. Liebe auf den ersten Blick war es nicht wirklich, am Anfang war er mir sogar ziemlich unsympathisch. Aber mit der Zeit wurde Freundschaft daraus, bei mir dann Liebe. Bei ihm ja anscheinend nicht. Er hatte ja mehr Spaß daran, mit anderen rum zumachen und mich zu verletzen. Und plötzlich war es mir wieder egal, dass Jan das Rauchen hasste. Spontan entschied ich mich dazu Marie zu besuchen, anstatt in die WG zu fahren.

Auf dem Weg zu Bushaltestelle rauchte ich die Zigarette zu Ende. Als ich nach einer 20 minütigen Fahrt bei Marie ankam, schloss wie mich freudig in die Arme. "Lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?", fragte sie mich, als wir uns ins Wohnzimmer setzten. "Ganz ehrlich? Scheiße." Sie sah mich für einen kurzen Moment stumm an. "Jan? Natürlich, was sonst. Was ist passiert?" Ich erzählte Marie ausführlich was in den letzten Tagen und heute passiert war. "Dein Ernst? Beziehungsweise sein Ernst? Warum macht er sowas?" Ich schüttelte den Kopf. "Frag mich doch nicht." Ebenfalls mit dem Kopf schüttelnd ging Marie in die Küche um uns einen Kaffee zu kochen. Ich schrieb Ramona währenddessen, dass ich bei Marie bin und heute nicht mehr in die WG kommen würde, solange Jan da war.

Ein paar Minuten später kam Marie wieder. "Lina? Besuch..." Langsam blickte mich von meinem Handy auf und sah, das Andre hinter Marie stand. Wie war er bitte so schnell hier her gekommen? Ich hatte Ramona doch gerade erst geschrieben, dass ich bei Marie war. "Hey.", sagte ich knapp und wich seinen Blicken aus. "Hey.", begrüßte er mich ebenfalls und setzte sich vor mir auf den Boden. "Jan hat mir erzählt was passiert ist." Ich blickte kurz hoch an die Decke und dann wieder zu Andre. "Schön.", meinte ich sarkastisch. "Willst du nicht nochmal mit ihm reden?", fragte er mich. Oh nein, bitte nicht er auch noch. "Andre, ist das dein Ernst? Als wenn Jan irgendwas ändern würde. Auch wenn er es jetzt weiß, wird er keine Rücksicht nehmen. Deswegen gehe ich ihm einfach aus dem Weg.", antwortete ich. "Ich glaube das wird schwer.", hörte ich, eine mir ziemlich bekannte Stimme sagen. "Andre, echt? Warum bringst du ihn mit?", fragte ich genervt. "Weil ich mit dir reden will.", erklärte Jan und kam zu uns ins Wohnzimmer. "Wir lassen euch dann mal alleine.", sagte Marie und zog Andre mit in die Küche.

"Lina, ich wusste ja nicht...", fing Jan an. "Ja, ist ok. Ich will nicht darüber reden." "Ich aber. Ich konnte ja nicht wissen das du mich liebst.", meinte er. "Wenn du meine Zeichen richtig deuten könntest, dann hättest du es schon letzte Woche gemerkt, bevor du mit Sarah..." "Hör jetzt mal auf mit Sarah. Ich weiß, dass du sie nicht magst und durch meine Aktion noch weniger. Aber ich sehe das bei uns beiden mehr als Freundschaft. Ich mag dich wirklich, aber du bist halt eine meiner besten Freundinnen. Mit Sarah... da könnte sich etwas ernstes entwickeln.", unterbrach er mich. Ich starrte ihn an. "Ist das dein Ernst? Raus! Hau ab! Ich will dich nie wieder sehen.", schrie ich. "Aber, Lina." "Nichts aber. Du kommst hier an und brichst mir einfach wieder das Herz. Ich hab dir gesagt wie scheiße es mir ging und du kommst so? Nein danke! Verschwinde, Jan. Hau einfach ab!" Langsam ging er in Richtung Tür. "Lina, es tut..." "Steck's dir sonst wo hin.", schrie ich wieder. Kurz danach war er weg und Marie kam mit Andre wieder zu mir. "Super Andre. Danke, wirklich. Der Tag war schon scheiße genug und ist jetzt noch beschissener. Geh am besten auch direkt. Ich will keinen von euch mehr sehen." "Was hab ich denn jetzt damit zu tun?", meckerte er mich an. "Du hast ihn doch mitgebracht. Ich wollte gar nicht wissen, das er auf Sarah steht. Das hätte ich echt nicht gebraucht.", zickte ich zurück. "Woher sollte ich denn bitte wissen, dass er es dir so sagt?", sagte er laut. "Moment, du wusstest es? Wieso sagst du mir dann nichts?", schrie ich, immer wütender werdend. "Weil ich im Gegensatz zu anderen Menschen Gefühle einschätzen kann. Ich wusste, dass es dich fertig machen würde. Deswegen habe ich nichts gesagt.", schrie er zurück. "Wisst ihr was? Ich habe keinen Bock auf so eine Scheiße. Tschüss.", sagte ich, schnappte mir meine Klamotten und knallte die Wohnungstür hinter mir zu.

Ich beschloss in die Wohnung zu fahren und ein paar Klamotten zusammen zu packen. Auf dem Weg dorthin rief ich Julian an. "Lina. Was gibt es?", meldete er sich. "Juli, kann ich ein paar Tage bei euch in der WG schlafen? Ich habe Stress mit Andre und Jan und keine Lust die beiden zu sehen.", erklärte ich. "Klar, kein Thema. Kommst du zur WG? Dann fahre ich dich rüber. Soll ich dir ein paar Sachen zusammen suchen?" "Das wäre super von dir. Bin in 90 Minuten da, muss noch von Marie aus zur WG laufen." "Dann bleib wo du bist. Ich packe schnell deine Klamotten ein, schleiche mich kurz hier weg und hole dich ab." "Alles klar, dann bis gleich", sagte ich und legte auf. In der WG der Jungs angekommen, schmiss ich meine Sachen auf Julians Bett und mich selbst direkt hinterher. "Schön, dass du es dir direkt so bequem machst.", lachte er.

"Was willst du jetzt machen?", fragte er mich, als ich ihm alles erzählt hatte. Wir kannten uns zwar auch schon lange, aber das mit Jan hatte ich ihm nicht erzählt. "Ach keine Ahnung, ist mir auch ziemlich egal. Ich will jetzt einfach nur meine Ruhe haben.", antwortete ich. "Willst du denn nicht mit Jan zusammen sein?" "Der hat doch Sarah.", sagte ich sauer. "Weil er nicht weiß was er an dir hat.", meinte Julian. "Und das meinst du jetzt wie?", wollte ich wissen. "Das er einfach nicht sieht, was für ein Mensch du bist. Liebevoll, hilfsbereit. Du hast fast alle guten Eigenschaften dieser Welt und das versteht er anscheinend nicht." "Nur fast alle?", lachte ich. Und Julian lachte auch. "Du weißt wie ich das meine. Du bist ein guter Mensch und alleine schon, weil Jan das nicht sieht, hat er dich nicht verdient." "Das ist lieb von dir, aber ich liebe diesen Idioten halt trotzdem." "Dann versuchen wir ihn dahin zu bringen, dass er erkennt, was er an dir hat." "Und das machen wir wie?", fragte ich neugierig.

"... verstanden?", fragte er mich. "Also, du meinst ich soll Jan eifersüchtig machen? Okay, dass hab ich verstanden, aber mit wem?" Er grinste mich an. "Nein, Julian. Das klappt doch nie im Leben. Du weißt, das die anderen wissen, das wir beide zu gute Freunde sind, um irgendwas miteinander anzufangen." "Das weißt du doch gar nicht", lachte er. "Lass' es wenigstens versuchen." Ich gab mich geschlagen. Mit Julian zu diskutieren hatte keinen Sinn. Er hatte einfach immer wieder Argumente, die einen umstimmen konnten. "Okay. Aber nur weil ich keine Chance gegen dich habe.", lachte ich. "Alles klar, dann lass uns mal einen gemeinsamen Abend planen.", sagte er und rieb sich die Hände. Oh man, und darauf habe ich mich eingelassen?

What If I Need You - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt