Langsam ging ich zurück ins Wohnzimmer und sah, dass Jan und Sarah nicht mehr da waren. Ich blickte fragend zu Julian, der mit dem Kopf in Richtung Balkon nickte. Zumindest waren die beiden jetzt erstmal außer Sichtweite. Länger hätte ich das was die beiden wahrscheinlich als tanzen bezeichnet hätten, nicht mehr ausgehalten. Leider schien die Stimmung irgendwie weg und der Abend gelaufen zu sein. Niemand tanzte mehr, sie unterhielten sich nur. Ich verabschiedete mich kurz und ging dann in mein Zimmer. Ein Glück waren die Wände dick, sodass man, mit geschlossener Tür, die Musik nur als Flüstern wahrnahm.
Im Bett liegend, meinen Instagramfeed anschauend, dachte ich darüber nach, wieso ich nicht gemerkt hatte, das Caro anscheinend Gefühle für Julian hat. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Ich war eine miserable beste Freundin. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie seht sie es verletzt hat, mich auf seinem Schoß sitzen zu sehen. Geschweige denn, was sie bei dem Kuss gedacht und gefühlt haben muss. Einige Minuten später trat Julian in mein Zimmer. "Die beiden sind gegangen. Keine Ahnung wieso.", sagte er. Ich wusste wieso. Sarah hatte es einfach nötig. Dennoch nickte ich einfach nur. Ich spürte den Hass in mir immer weiter wachsen. Wie konnte es sein, das sich von jetzt auf gleich alles zwischen Jan und mir geändert hatte? Sarah war vor ein paar Wochen erst eingezogen. Und Jan hatte sie sofort besprungen wie ein Kaninchen. Alles was wir erlebt und gemacht hatten, war sofort vergessen. Als wäre es nie passiert.
"Willst du noch was machen? Einen Film schauen oder so?", fragte Julian leise. "Mir egal.", antwortete ich monoton. Er machte meinen Fernsehr an und öffnete Netflix. "Was willst du sehen?" "Boah, keine Ahnung. Such du einfach was aus.", sagte ich und setzte mich aufrecht. "Ist alles okay, Lina?", sagte er und schaltete den Fernsehr wieder aus. "Ja, alles okay.", log ich. Ich fühlte mich total mies. Caro gegenüber. Und mir selbst gegenüber. Denn obwohl es nicht hätte so sein sollen, hatte mir der Kuss mit Julian gefallen. Bei Jan hatte ich anscheinend auch keine Chance mehr, denn er hatte mich den ganzen Abend nicht beachtet. Ich wusste nicht weiter. Ich konnte doch nicht weiter versuchen, die Beziehung von den beiden kaputt zu machen, weil ich in Jan verliebt war. Und er es einfach nicht erwiderte. Und ich konnte doch nicht etwas mit Julian anfangen. Ein einziger Kuss konnte doch nicht solche Gefühle entfachen. Nicht von jetzt auf gleich. Sowas braucht Zeit. Es hätte so sein sollen, wie bei Jan und mir. Das man erst miteinander ausgeht, guckt wo alles hinführt. Wieso hatte er mich überhaupt geküsst? Wollte er etwa mehr? Ich hatte das Gefühl mein Kopf würde explodieren. Auch wollte ich meine beste Freundin nicht verlieren. Und wieder fragte ich mich, wieso ich nicht gemerkt hatte, das sie in Julian verliebt ist.
Am nächsten Morgen wachte ich mit ziemlich starken Kopfschmerzen auf. Langsam drehte ich mich, um auf mein Handy zu sehen. 12:07 Uhr. Wieso hatte ich so lange geschlafen? Vorsichtig setzte ich mich auf und bemerkte da erst, dass Julian neben mir lag. Ich stand auf, um mich sofort wieder zu setzen und schloss sofort die Augen. Dämliche Kopfschmerzen. Leise schlich ich zur Tür und tapste in die Küche. "Guten Morgen, Partyqueen.", grinste mich Andre an. Ich kniff die Augen wegen dem hellen Licht in der Küche zusammen und stellte mich an den Tresen, auf den Andre gerade eine Tasse Kaffee für mich gestellt hatte. "Wieso Partyqueen? Und haben wir Schmerztabletten? Ich sterbe sonst.", sagte ich leise. Andre ging zu unserem kleinen Medizinschrank, legte mir eine Tablette neben meine Tasse Kaffee und noch ein Glas Wasser. "Erst hast du dich gestern von uns verabschiedet, aber dann bist du mit Julian wieder dazu gekommen und wir haben noch gefeiert. Ein bisschen zu viel wie es scheint.", lachte er. "Pssst, nicht so laut.", flüsterte ich. "Wie lange haben wir denn gemacht?", wollte ich wissen. "So bis 4 Uhr. Wir haben noch das ein oder andere Trinkspiel gespielt. Dann sie alle nach Hause und du mit Julian in dein Zimmer.", erzählte er und kam um den Tresen zu mir. Er stellte sich nah an mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Aber bevor ich weiter erzähle, solltest du dir vielleicht etwas anziehen.", flüsterte er grinsend. Verwirrt sah ich ihn an, bevor ich an mir selbst hinunter sah. Julians Shirt und nackte Beine. Moment?! Nackte Beine? Schnell lief ich in mein Zimmer und kramte nach einer Hose in meinem Schrank. "Lina? Was ist denn los?", fragte Julian verschlafen. "Hose suchen.", antwortete ich knapp. Endlich eine Hose gefunden, bewegte sich Julian aus meinem Bett. Die Hose gerade etwas zurecht gerückt, spürte ich Julians warmen Atem in meinem Nacken. Sofort lief mir ein Schauer über den Rücken. Sanft legte er seine Hände auf meine Taille und begann meinen Hals zu küssen. Schnell drehte ich mich um und lief aus meinem Zimmer. Was zum Teufel war diese Nacht passiert?!
Ein Nachtkapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Was ist wohl in dieser Nacht passiert? Wie geht es mit Julian weiter? Und mit Jan? Und Caro? Das werdet ihr bald alles erfahren. Wir lesen uns. ♥♥
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What If I Need You - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)
FanfictionLina ist schon ziemlich lange in Jan verliebt und dachte, dass er es, nach zahlreichen Verabredungen und leidenschaftlichen Momenten, auch ist. Aber als sie ihn dann mit Sarah, der neuen Nachbarin erwischt, fühlt sie sich total hintergangen. Zusamme...