2. Kapitel

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Auf dem Schießplatz traf ich Scott und Edward, unsere Stallburschen. Als meine Eltern vor fünf Jahren erkannten, dass sie mich vom Bogenschießen nicht abhalten konnten, befohlen sie den Beiden, mir es richtig beizubringen, damit ich mich nicht verletzte. Scott war in Ordnung, Edward jedoch konnte es sich nicht nehmen lassen, mich unnötig beim Zielen an die Taille zu fassen und anzügliche Kommentare zu machen, wenn ich mit ihnen übte.
"Hey Caty", begrüßte mich Scott. "Hey Scott", antwortete ich. Edward schaute mir in den Ausschnitt und sagte nichts, also lief ich schweigend an ihm vorbei, um mir meinen Bogen zu holen. Eigentlich brauchte ich meine Lehrer schon lange nicht mehr, traf sie aber trotzdem noch häufig auf dem Platz. Ich stellte mich 150 Meter von der Zielscheibe entfernt hin, zielte und schoss. Treffer. Edward pfiff durch die Zähne und hob anerkennend die Augenbrauen. Was für ein Idiot. Scott stellte sich neben mich und schoss auf das selbe Ziel. Er traf und ließ die Scheibe noch weiter nach hinten tragen. Er zielte, schoss und traf wieder. Von dem Erfolg Scotts provoziert, stellte auch Edward sich neben mich und versuchte, die Zielscheibe zu treffen. Er verfehlte sie knapp und ich konnte mein hämisches Grinsen nicht verstecken.
"Was grinst du so arrogant? Versuchs doch selber!", Spuckte mir Edward in einem Anflug kindlicher Eifersucht ins Gesicht.
"Nichts lieber als das", erwiderte ich, spannte meinen Bogen, zielte und ließ den Pfeil los. Er traf den äußeren Rand der Scheibe. Ich drehte mich zu Edward um, hob spöttisch eine Augenbraue und ging zur Seite, um alleine auf das nächste Ziel zu schießen.  Ich hörte, wie er seinen Bogen frustriert auf die Erde warf und davonstampfte. Bei der nächsten Zielscheibe angekommen, schoss ich noch ein paar Pfeile, bis die Wut, die seit dem Gespräch mit meinen Eltern von mir Besitz ergriffen hatte, halbwegs verschwunden war.
Wieder in meinem Zimmer angekommen, legte ich mich auf mein Bett und begann, einen Brief an Avery zu schreiben.
"Meine liebe Ava,
Ich hoffe, dir gefällt dein neues Zuhause. Hier wird es immer schlimmer. Meine Eltern wollen mich mit Duke Barlow verheiraten, das ist der mit dem großen Muttermal auf der linken Wange von dem großen Ball. Schrecklich oder? Ich vermisse dich sehr. Dass du diesen Soldaten heiraten musstest, ist ein Verbrechen. Meine Eltern wissen, wie sehr ich dich liebe und wir haben genug Geld, um für uns beide zu sorgen. Meine Gedanken sind immer bei dir, egal, wie weit du weg bist. Antworte mir bitte und sag mir, wie es dir geht. Wir werden uns bald wiedersehen, das verspreche ich dir.
Vergiss mich nicht.
Für immer deins,
Caty."
Ich versiegelte den Brief und legte ihn auf meinen Nachttisch, dann rollte ich mich zusammen und versuchte zu schlafen.

Die Abenteuer der Caitlyn de LacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt