Rechts Amon Amarth mit Ausschnitten aus der Serie Vikings und ein Bild von Lucian
Lucian 2
“Lucian wach auf.” zischte mir Johannes leise in mein Ohr während er mich erbarmungslos schüttelte.
“Nur noch ein bisschen.” nuschelte ich verschlafen in das harte Strohlager und schlang die fadenscheinige Decke fester um mich.
“Ich werde keine weiteren Stockschläge hin nehmen nur weil du wieder verschlafen hast Lucian. Außerdem hast du bereits die Vigil verpasst, also steh gefälligst zur Laudes auf.” schnaufte der junge Novize neben mir entrüstet. Ich schoss wie vom Blitz getroffen von meinem bescheidenen Lager und schaute entsetzt zu dem untersetzten Jungen hinab, der zufrieden grinste mich so schnell aus dem Bett bekommen zuhaben. Wie konnte ich nur das erste Tagesgebet verpassen.
“Hat es jemand bemerkt?” flüsterte ich ihm erschrocken zu und musterte dabei unauffällig die anderen Novizen mit denen wir uns den zugigen Schlafsaal teilten. Doch das gute Dutzend Jungen was hier mit uns untergebracht war ignorierte unsere gezischte Unterhaltung.
“Keine Sorge ich habe gesagt das du nicht vom Donnerbalken herab steigen konntest.” er schlug sich eine Hand vor den Mund um sein gehässiges Lachen zu unterdrücken. Er gab zwar keinen Laut von sich, aber dafür schüttelte sich sein kleiner feister Körper vor stummen Lachen und lies seine dunklen Locken vor seinen, vor Schelm blitzenden, braunen Augen tanzen.
“Wer Freunde wie dich hat braucht keine Feinde Johannes.” knurrte ich ihn durch zusammen gebissene Zähne an. Er zog theatralisch die Luft ein und plusterte sich wie ein liebeskranker Gockel auf der zum ersten Hahnenschrei ansetzte. Dann presste er seine rechte Hand mit schmerzverzehrten Gesicht an sein Herz und jammerte wie ein altes Waschweib. “Lucian, wie kannst du so etwas herabwürdigendes nur zu deinem besten Freund sagen. Dem Pech zu deinem Schwefel, dem Hahn zu deiner Henne, dem Schwert zu deinem Schild, dem Ambos zu deinem Hammer,…”
Johannes holte Luft um fort zu fahren, doch ich befahl ihm mit einer eindeutigen Geste den Mund zu halten. “Verschone mich bevor es noch schlimmer wird und du den ganzen Sonntag im Beichtstuhl verbringen musst wegen deinen unflätigen Worten.” Johannes setzte erneut zum reden an doch ich unterbrach ihn ein zweites Mal. “Und ja du bist mein bester Freund auf Gottes weiter Erde und ohne deine Hilfe könnte mich nur noch die Gnade der Jungfrau Maria retten.” fügte ich versöhnlich hinzu. Da nickte der pausbackige Junge zufrieden und schlang den groben hellen Strick fest um seine Körpermitte um die dunkelbraune Benediktinerkutte an Ort und Stelle zu halten. Ich tat es ihm nach und schlüpfte eilig in meine verschlissenen Sandalen. Denn ich konnte die Angst nicht überwinden mir irgendwann einmal die Zehen auf dem eiskalten Steinfußboden abzufrieren.
Pflichtschuldig folgten wir den anderen Burschen und nahmen still unsere angestammten Plätze in der bescheidenen Kapelle ein. Müde lies ich meinen trüben Blick über die eifrig herein strömenden Dorfbewohner wandern. Die wie jeden Sonntag mit uns an der Messe teilnahmen. Sie standen in dicht gedrängten Reihen, da die Bänke den Mönchen und uns Novizen vorbehalten waren. Und ich war froh das mir ihre ungewaschenen Leiber nicht zu nahe kamen. Jeder überfüllte Kuhstall roch besser als so viele Gottesfürchtige Menschen auf einen Haufen.
Ich gab mich der Litanei der gemurmelten lateinischen Psalmen hin und verfiel in einen trägen Dämmerzustand wie bei jeder Messe. Während die einfachen Bewohner von Villerville dem Prior andächtig lauschten, obwohl sie keines der lateinischen Worte verstanden.
Ich hörte wie Johannes ein leises Stoßgebet von sich gab. “Oh heilige Mutter Gottes erlöse mich von meinem Martyrium. Ich will nicht an der Langeweile zugrunde gehen.” und musste mir ein Grinsen verkneifen. Denn ich wusste die Mönche beobachteten uns mit Argusaugen und würden nicht davor zurück schrecken ordentlich von der Rute gebrauch zu machen, beim kleinsten Anzeichen für einen Verstoß.
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Ice Blue
Historical FictionRagnar Lodbrock fällt mit seinen Wikingern in der Normandie ein und plündert dort ein kleines Fischerdorf und das angrenzende Kloster. Doch er ahnt nicht welch kostbare Beute ihm bei diesem Raubzug in die Hände fallen wird. Und sein ganzes bisherige...