...•°𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 3°•...

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Mein Magen fühlte sich flau an und auch wenn ich ihn mit Nahrung füllte, hatte ich nicht das Gefühl satt zu werden.
Es herrschte eine äußerst angespannte Atmosphäre am Esstisch und ich bereute es sehr hier erschienen zu sein.
Was hatte ich mir auch nur dabei gedacht?!
Diese Situation ließ sich nicht annähernd in Worte beschreiben, selbst unsere Leibwächter konnten die Spannung fühlen, die in der Luft zum greifen nah war.
Es war so still, dass man nur hin und wieder das Geräusch unseres Bestecks hören konnte.
Während ich die Blicke meiner Familien Mitglieder, die sie versuchten mir heimlich zuzuwerfen, so gut es ging ignorierte, hatte ich mich krampfhaft an meinem Besteck geklammert.
Wie erniedrigend und überaus peinlich mir das alles war, konnte man mir sicher anmerken.
Um ehrlich zu sein versuchte ich es auch nicht wirklich zu verbergen.
Ich hatte schon lange nicht mehr mit ihnen gegessen und ich hatte deshalb auch erwartet das es nicht besonders erfreulich werden würde, jedoch übertraf dies hier meine schlimmsten Vorstellungen.

Wie immer war der Tisch gedeckt mit jeglichem Gedicht. Alles von Fleisch, überaus seltener und merkwürdiger Tieren, bis hin zu sonderbaren Speisen die ich nicht kannte und es auch nicht wagen würde davon zu kosten.
Thor hingegen ließ sich jedes einzelne Gericht mindestens zweimal schmecken.
Kaum zu glauben, dass er es schaffte noch in Form zu bleiben dem zu urteilen was er da alles zu sich nahm.
Ich wusste nicht ob ich ihn dafür verachten oder beneiden sollte.
Vermutlich weder noch.

Ich hatte mich ganz schlicht auf eine Portion Iazania entschieden mit einer Auswahl unterschiedlicher Salatsorten.
Mit Nudeln konnte man nun mal für gewöhnlich nichts falsch machen und Salat war sowieso immer eine gute Entscheidung.
Abgesehen davon das ich auf meine Figur achtete, schmeckte mir Salat auch. Was mein Bruder ganz offensichtlich nicht nachvollzog.
Er hatte bereits von jedem Gericht gekostet, von den Salaten hingegen hatte er keine einzige Schale angerührt.
Ich fragte mich ob es daran lag das wir keine blutsgleichen Brüder waren, dass wir uns so sehr unterschieden.
Vom Charakter ganz zu schweigen.

Es waren die kleinen Dinge die mich dazu brachten mir diese Frage zu stellen.
Immerhin waren wir zusammen aufgewachsen, wir hatten so vieles miteinander erlebt und gelernt und trotzdem war ich der einzige von uns beiden der mit Besteck aß, während dieser Idiot sein Brocken Fleisch in beide Hände nahm und davon aß wie zur Steinzeit.
Seine Finger waren ganz fettig und sein Mund ganz verschmiert, was ihn jedoch weniger zu stören schien als mich.

Auch den anderen beiden anwesenden schien es nichts weiter auszumachen.
Ich nahm an, dass sie es gewohnt waren, zudem sie öfters mit ihm aßen als mit mir.
Davon abgesehen war er ja auch ihr Sohn.
Nach einem endlosen Essen aus Schweigen, Geschirr klappern, Thors geschmatze und peinliche, unbeabsichtigte Blickkontakte, war es nun endlich vorbei.
Die Bediensteten kamen nacheinander um den Tisch zu leeren, während die Gläser erneut mit altem, kostbarem Wein nachgefüllt wurden.
Da mein Glas nahe zu nicht angerührt war, bestand kein Grund für sie diesen aufzufüllen. Außer sie hätten die Absicht gehabt ihn zum überlaufen zu bringen.

Ich trank nicht besonders gerne Alkohol, schließlich schmeckte er mir überhaupt nicht und außerdem bewirkte dieses Teufelswerk sogar mehr Schaden als ich selbst.
Warum sollte man seine Sorgen in diese verzweifelte Flüssigkeit ertränken, wenn sie nichts an der Realität ändern können.
Die Sorgen würden am nächsten Tag immer noch bestehen und es wäre um keineswegs besser geworden.
Vermutlich fühlte man sich für diesen Moment noch befreit von jeder Last der Welt, doch das Risiko wäre hoch viel dummes anzustellen während einem die Vernunft in Bezug auf die Wirklichkeit fehlte.
Ein solches Verhalten wäre riskant und idiotisch.

𝓢𝓶𝓪𝓵𝓵 𝓼𝓽𝓮𝓹𝓼Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt