...•°𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 5°•...

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Ich sah dabei zu wie Thor sich langsam von mir abwandte.
Mit dieser ganzen Situation hatte ich nicht gerechnet. Das er hier mit einem Geschenk aufkreuzte und davon sprach wie viel ich ihm bedeutete.
Thor war mir ebenfalls wichtig und ich hatte mich auch sehr über sein Geschenk gefreut, trotzdem war da noch etwas dahinter.
Mehr als ich sehen konnte.
Mehr als ich einsehen wollte.
Etwas, dass ich nicht beschreiben konnte.
Es war ein Gefühl der Veränderung.

Den größten Teil meines Lebens wollte ich nichts anderes als ihm ebenbürtig zu sein. Ich wollte sein Bruder sein und das mit ihm teilen, was uns am meisten bedeutete, unsere Familie.
Aber je mehr Zeit verstrich, um so größer war mein Neid ihm gegenüber geworden und ich verspürte nichts mehr als einen unbändigen Zorn.
Nachdem ich erfuhr, dass wir nicht mal blutsverwandt waren, hatte ich das Gefühl jede Verbindung mit ihm zu verlieren, doch Thor war immer für mich da gewesen. Hatte immer zu mir gehalten und versichert das alles gut werden würde.
Ich dachte nun wäre es ganz eindeutig wie wir zueinander standen, ich hatte gedacht wir könnten wieder zu unserem bisherigem Alltag zurückkehren, die von Hass und Liebe geprägt war.
Eine Beziehung die zwischen Geschwistern nun mal so üblich war, doch da war noch viel mehr.
Ich konnte es spüren.

Auch wenn es mir unglaublich schwer fiel dieser Tatsache ins Auge zu sehen, es war immer viel mehr gewesen.
Ich starrte noch immer auf die Tür, hinter der Thor schon seit langem verschwunden war.
Eine gewisse Sehnsucht nach ihm machte sich in mir breit und ich musste seufzen.
Langsam begab ich mich zu meinem Bett und setzte mich hin. Ich nahm das Buch in die Hand und las für mich die Überschrift.
‘Ein Sommernachtstraum‘.
Shakespeare war einer meiner Lieblings Autoren. Seine Art, das niederzuschreiben was in Worte schwer zu fassen war, beeindruckte mich. Er war ein Mann voller Leidenschaft und Energie gewesen und ich beneidete ihn darum.

Eine tragische Liebesgeschichte voller Bürden und Hürden. Ich hatte von dieser Geschichte gehört und war immer gespannt darauf gewesen, zu lesen wie sie erzählt wurde, doch die Bibliothek Asgards vertrat die Werke der normal Sterblichen nicht und von hier weg durfte ich auch nicht.
Thor hatte mir mit dieser kleinen Aufmerksamkeit mehr Freude bereitet als er es ahnte.
Ich konnte mir ein glückliches Lächeln nicht verkneifen und legte mich etwas mehr in die Kissen zurück.
Das Bett war weich, der Abend rückte immer näher und auch wenn die Musik äußerst störend war, war es trotzdem ein schöner Zeitpunkt zum lesen.
Ich schlug die ersten Seiten auf und atmete erstmal den frischen Duft der Blätter ein. Etwas das mich beruhigte, egal wie verwirrend es für andere wohl sein möge.
Ich las die ersten Worte, ließ sie auf mich einwirken und versank in die Welt der Fantasie. Einige Seiten weiter, bekam ich schon fast gar nichts mehr von dem Lärm mit. Immer mehr versank ich in die Erzählung, voller Neugier und Aufregung auf die folgenden Worte las ich weiter und weiter.
 

Meine Augenlieder flatterten unruhig auf und ich schaute mich im dunklen Raum um.
Mein Nachtlicht war die einzige Lichtquelle und beleuchtete das Zimmer nur noch in einem schwachen Ton.
Ich musste wohl eingeschlafen sein, was mir sonst nicht so einfach passierte.
Ich konnte mich auch nicht daran erinnern etwas geträumt zu haben, obwohl mich in den letzten Monaten bizarre Träume den Schlaf gekostet hatten.
Mein Körper war komischerweise zugedeckt und ich lag bequem auf meine Kissen gelegt, wobei ich während dem Lesen auf der drauf Decke gesessen hatte.
Nebenbei gemerkt fehlte von dem Buch jede Spur.
Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und schlug die Decke zur Seite, um mich aufrecht hinsetzen zu können.
Beim durchsuchen meines Bettes nach dem Buch, sah ich eine Gestalt am Bettrand sitzen.
Zunächst einmal hatte ich vor Schreck beinahe einen Herzstillstand erlitten, doch ein vertrautes Gefühl nahm mir die Angst so schnell wie sie auch gekommen war.
Das Gefühl diese Person zu kennen und vertrauen zu können hinderte mich daran laut aufzuschreien oder ein Messer nach ihr zu werfen.
Meine Augen gewöhnten sich an die schwache Beleuchtung und schließlich erkannte ich auch das es Thor war der da saß.

𝓢𝓶𝓪𝓵𝓵 𝓼𝓽𝓮𝓹𝓼Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt