Er

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Ich ging also hier, wo ich immer ging. In einer Straße auf dem Weg zur Schule, die ich ja so hasste. Die Menschen dort waren alle besser als ich und jeder hatte mehr Ahnung von den Fächern, den Lehrern und generell vom Leben. Ich war nur irgendwer in einer großen Schule mit vielen Leuten.

Ich stand auf dem Parkplatz und überlegte mir wie jeden Morgen auch, ob ich wieder gehen sollte.

Aber es gab genau eine Sache, weshalb ich es nicht tat. Und mit dieser Sache hat alles angefangen.

Das Geheimnis, welches ich für mich bewahre und welches mir unendlich peinlich ist.

"Hallo Madison, solltest du nicht langsam rein gehen? Sonst kommst du wieder zu spät!", das war er.

Mein Geheimnis. Er ist mein Geheimnis. Es ist aber nicht so, wie in jedem Roman, denn er ist kein Junge der einfach in meine Klasse geht.

Es war alles viel komplizierter als das. Er war immer in meinen Gedanken und ich weiß es ist falsch, es ist so falsch.

"Ich gehe schon hinein..", doch ich musste noch etwas ergänzen und ab da wisst ihr wieso alles so war, wie es war, "Herr Professor."

Ja, Herr Professor. Ihr denkt euch vielleicht wie man einen Lehrer lieben kann. Aber ich verurteile euch nicht, denn ganz ehrlich, das habe ich mich auch gefragt.

Also ging ich in die Schule mit schweren Schritten, hinter dem Menschen der meine Welt ist. Dieser Tage war er es.

"Maus! Wo warst du?", meine Freundin läuft auf mich zu. Lia. Manchmal nervt sie mich mit ihrer frohen Art, aber in einigen Momenten hilft sie mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und dann geht es mir tatsächlich viel besser. Jetzt gerade nervte es mich.

"Bin spät dran, sorry."

Mehr sagte ich nicht, die Glocke unterbrach das Gespräch. Zum ersten mal war ich froh, dass die Stunde begann.

"Salve Magistra", das ist das einzige was man hörte. Ich hörte nichts außer die Gedanken in meinem Kopf. Die von ihm.

"Salvete discipuli", die Latein Lehrerin, die wir alle hassen. Kurze braune Haare, dunkle Augen. Manchmal sieht sie aus wie eine verrückte, aber eigentlich eine halbwegs schöne Frau. Wäre sie nicht so eine..., naja ihr wisst schon.

Sie redete die ganze Stunde, aber es interessierte mich einfach nicht. Das war vielleicht auch der Grund, weshalb ich eine 5 hatte. Es läutete und das hieß mit Lia zum Lehrerzimmer. Das war eine Art Ritual, jede Pause setzten wir uns auf die Bank im Gang vor dem Lehrerzimmer. Wegen mir natürlich. Nur um IHN zu sehen...

"Was macht ihr schon wieder vor dem Lehrerzimmer? Ihr müsst doch auch etwas anderes zu tun haben!", er lachte. Und mein Herz raste, alles weil er einfach gelacht hat. Wie sowas ging, fragt mich nicht.

"Haben wir! Aber die Bank ist halt bequem. Wieso stehen Sie hier? Haben Sie nichts zu tun?", ich grinste ihn an und schaute dabei frech in seine bernsteinfarbenen Augen. Oh ja, sie sind bernsteinfarben.

"Touché Madison", ja ich konnte, wenn ich wollte natürlich, auch frech sein. Zwar war ich die meiste Zeit depressiv und am Ende, es gab aber auch Zeiten in denen ich austeilen konnte. Grad was ihn betraf, ich würde mich vielleicht sogar als Expertin auf diesem Gebiet ernennen.

"Allerdings. Sollten Sie nicht wirklich Aufgaben oder so verbessern?"

"Ja, das sollte ich wirklich. ICH habe ja etwas zu tun. Im Gegensatz zu anderen", er zwinkerte mich an und alles was ich tat, war blöd zu schauen. Er kann es immer wieder, ich weiß nicht wieso. Ich kannte ihn nun schon so lange, aber er schaffte es jedes mal mein Herz zum kollabieren zu bringen. Oder meine letzte Hoffnung zu rauben und mich sterben zu lassen, in der Ahnung, dass wir nie zusammen sein werden.

Wir standen auf und gingen zurück zur Klasse. Weg von ihm. Es fühlt sich an als wären es Lichtjahre... Ich vermisste ihn jetzt schon.

Er ist wieder da, in meinen Gedanken die ganze Zeit. Ich habe nie Ruhe von ihm.

Die Mathe Lehrerin betritt den Raum und ich stand reflexartig auf. Schlimm, was man mit der Zeit alles selbstverständlich macht. Ich setzte mich hin und betrachtete meinen Arm. Er gefiel mir nicht, denn er war voller Narben und das bedeutete zwangsläufige Erinnerungen, die ich nicht zulassen wollte. Ich durfte mich nicht konzentrieren, am liebsten wäre ich aufgestanden um es jetzt wieder zu tun.

Ich kann nicht mit aber auch nicht ohne ihn, ist das normal? Ich kam  mir einfach abnormal vor, wie jemand, der keine Zukunft hat. Keiner verstand mich und ich weiß, das ist ein normaler Teenie Satz, aber ich fühlte mich wirklich so. Unverstanden. Verstoßen.

Ich hatte Angst vor allem, vor dir und meiner Zukunft, sofern ich sie überlebte. Zurzeit hatt ich das Gefühl das wird nichts. Wie soll ich leben, wenn ich doch jeden Tag sterbe? in Teile zerspringe und mein Herz in Fetzen hängt. Leblos in meiner Brust, ohne Liebe und Gefühlen.

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Nach der Schule ging ich an den Ort zurück, an dem ich immer stand. Der Parkplatz. Wo er mit seinem Auto stand. Ich kannte sein Kennzeichen und noch viel mehr. War das Stalking? Was, wenn er das rausfand? Angst. Schon wieder. Ich musste nach Hause und meine Füße bewegten sich, wie auch sonst immer, automatisch. Ohne jegliche Gedanken, außer die Gedanken an ihn. Er. Braune Haare, guter Körper. Schade, dass er langweilige Fächer hatte.

Wieso genau er? Ich will sterben.

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Ich bemüh mich :) hoffe ihr seid zufrieden :$

~Inchen <3

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