Je weiter ich gehe, desto sicherer fühle ich mich. Es ist kurz vor 8:00 Uhr und mittlerweile sollten alle Lehrer in der Schule sein, also gehe ich zurück in den Park um mich auf eine Schaukel zu setzen, was ich dann mache weiß ich noch nicht. Ich hab Lust auf Frühstück, denn ich hab seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen, ich glaube gestern Mittag...
Im Park gehe ich einen großen Bogen um die Junkies und setze mich auf die Schaukel, mit welcher ich hin und her wippe. Ich hab keine Ahnung wie lange ich hier sitze und wie lange ich schon über ihn nachdenke, aber es ist auf jeden Fall schon länger her, als ich mich hier her gesetzt hab. Ich schau auf mein Handy und das sagt mir, dass es bereits schon 10:12 Uhr ist. Das ist immerhin etwas, weil ich eigentlich keine Lust habe, noch weitere Stunden hier zu sitzen, auf einer ekligen Schaukel mit Junkies 10 Meter entfernt.
"Maddison?", eine Stimme ruft meinen Namen. Aber welche?
Ich drehe mich um und das erste was ich sehe sind diese bernsteinfarbenen Augen, sie leuchen mir entgegen, wie als wären es zwei Sterne. Die Lippen, als wären sie die weichsten der Welt. Konzentrier dich verdammt und sag was, ich hatte damit mehr als recht!
"Jaa.. Herr Professor?!", scheiße, scheiße, scheiße...
"Was machst du hier? Du hättest doch seit Stunden Schule!"
"Bitte sagen Sie niemanden was! Ich konnte einfach nicht in die Schule gehen, ich wollte ja, aber es ging einfach nicht....", ich stotterte und war den Tränen nahe.
"Was ist los mit dir? Ich merke doch, dass irgendetwas mit dir ist. Du bist oft einfach traurig, hörst nicht zu und ich hab auch schon einmal deinen Arm gesehen... Was ist los, Maddison?"
"Herr Professor, so gern ich Ihnen sagen würde, was los ist, ich kann es aber nicht. Es ist einfach alles beschissen in meinem Leben." Das brachte ich raus und er sah mich mit einem schiefen Lächeln an. Wieso zur Hölle lächelt er?!
"Du bist ein Teenager, da gehört so eine Stimmung dazu, wie ich so alt war wi...", ich unterbreche ihn.,
"Das ist aber nicht nur eine Teenie-Stimmung! Da steckt viel mehr dahinter." So sehr ich ihn auch liebe, aber da musste ich einfach um eine Spur lauter werden, wenn es um sowas geht.
"Okay, okay. Das ist kein Grund mich gleich niederzuschreien!",, als er das sagt lacht er aber. Anscheinend ist er mir nicht böse, dass ich ein bisschen lauter gewesen war. In diesem Moment würde ich ihn so gern küssen. Seine Lippen strahlen mich im wahrsten Sinne des Wortes an und ich merke wie ich beim Anblick daran schwach werde. Verdammt.
"Tut mir leid, Herr Professor...", ich fühle mich schuldig, ich schreie den Menschen, den ich liebe nicht gerne an.
"Kein Problem, aber zurück zum ursprünglichem Thema. Du solltest in der Schule sein und ich werde dich nicht verraten. Dafür will ich aber, dass du mir sagst, warum es dir so furchtbar geht. Junge Mädchen wie du, gehen sehr schnell kaputt. Also red' doch bitte mit mir!"
Was sollte ich ihm bitte sagen? Ich bin in Sie verliebt, Herr Professor? In hundert Jahren würde ich das nicht sagen! Da würde eine Antwort kommen wie: Puh, du weißt schon, dass das nicht geht und ich habe eine Frau. Abgesehen davon, bist du viel zu hässlich für mich. Das in etwa stelle ich mir vor. Panik.
"Es geht um die Liebe. Ich liebe jemanden, bei dem ich nie im Leben eine Chance habe. Und zwar wirklich nie im Leben...", schon allein der Satz lässt in meinen Augen Tränen aufsteigen.
"Sag sowas nicht Maddison! Du weißt nie, ob die Person dich nicht auch mag.", Er sieht mich an und ich ihn. Für einen Moment hätte ich schwören können, dass er sich vorgebeugt hat, aber ich habe mir das sicher nur eingebildet. Wie ich mir alles gute nur einbilde, denn das existiert in meinem Leben nicht.
Er steht auf und ich auch. Es wäre asozial, wenn ich einfach sitzen bleiben würde.
"Nagut, dann geh ich einmal in die Schule. Bitte komm morgen. Wen sehe ich sonst beim Lehrerzimmer sitzen und 'Grüß Gott' sagen?! Ich hoffe es geht dir bald besser und dieser Typ erkennt wie toll du bist!" Dann erkenn´s doch endlich bitte!!!
"Ja schönen Tag noch, Herr Professor. Wir sehen uns morgen, vorrausgesetzt ich werde nicht krank. Tschüss und danke, dass Sie mir zugehört haben..."
"Kein Problem, Maddison."
Damit geht er. Ich hätte mir eine Umarmung gewünscht oder irgendwas, was mit körperlicher Nähe zu tun hat. Tja, so spielt das Leben nicht, man bekommt nicht immer das was man will und ich bekomme nie das, was ich will.
Ich bewege mich auch von der Stelle, weil dieser Ort mich einfach annervt.. Also fahre ich nach Hause, weil ich nicht mehr weiß wohin. Meine Eltern sind sowieso arbeiten.
Da muss ich aber kur eine kleine Nebengeschichte einbauen: Meine Eltern sind geschieden. Ich wohne seit diesem Jahr nicht mehr bei meiner Mutter, sondern bei meinem Vater und seiner Freundin. Ich mag seine Freundin sehr, sie ist wie eine Mutter für mich und kümmert sich um mich, als wäre ich ihr Kind. Ich habe deswegen seit geraumer Zeit keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter. Damals bin ich ausgezogen, weil sie unter dem Burn-Out Syndrom gelitten hat und depressiv war. Mein Gedanke hinter dem ausziehen war, wie sollte sie sich um ein Kind kümmern, wenn sie selber nicht auf sich aufpassen kann? Das war eigentlich ein Gedanke, welcher nicht mir zu gute kam. Sie jedoch sah das anders, ich erhilet Nachrichten wie: "Du bist nicht mehr meine Tochter." bis hin zu "Ich habe kein Kind mehr. Melde dich nie wieder bei mir." Das war es wo ich meine Mutter verlor.
Es ist nicht das gleiche eine Mutter zu haben mit der man keinen Kontakt hat. Im Prinzip habe ich einfach keine Mutter und das tat mehr weh als alles andere. Diese Zeit ist die schlimmste die ich durchlebe bzw. durchlebt habe.
Der Bus steht schon da und ich laufe hin. Ich will ihn unbedingt erwischen, der nächste kommt erst in einer Stunde und so lange will ich wieder nicht warten. Der Busfahrer kennt mich schon, deshalb muss ich meinen Ausweis nicht herzeigen. Hätte jetzt sowieso keine Zeit gehabt. Ein Sitz ist frei neben einer älteren Frau und da nichts anderes frei ist, setze ich mich halt neben sie.
Ein paar Sekunden später fällt mir auf, dass das keine gute Idee war, sie riecht ziemlich heftig nach ranzigem Philadelphia. Geil, das brauch ich jetzt noch. Hoffentlich steigt sie nach ein paar Stationen aus, ich muss nämlich eine Stunde fahren und sonst gibt es die Möglichkeit, dass ich mich übergeben muss. Sie soll doch bitte aussteigen... Um mich abzulenken von dem Geruch, der schrecklich in meiner Nase liegt, drehe ich mich weg und höre Musik. Eines meiner Lieblingslieder zu der Zeit, es ist traurig und das bin ich auch, also die perfekte Kombination.
Viele sagen mir ich sollte öfter fröhliche Musik hören um meine Stimmung aufzubessern, aber ich weiß, dass das nicht funktioniert. Ich passe meine Musik immer an meine Stimmung an, anders wäre es für mich nicht nachzuvollziehen. Es ist jetzt schon eine halbe Stunde her und die alte Dame sitzt immer noch neben mir, am liebsten würde ich sie jetzt fragen, ob sie schon einmal etwas von einem Parfum oder Deo gehört hat, aber das wäre gemein, wer weiß ob es das im 2. Weltkrieg schon gab. Ich hasse Geschichte, also ich weiß es nicht.
Weil ich annehme, dass es kein Parfum gab (hoffentlich?), hoffte ich einfach darauf, dass sie aussteigt bevor ich mich noch im Bus übergebe. Ja, es war wirklich so schlimm. Sie bewegte sich und machte ihre Tasche zu, aus der vielleicht der Geruch kam, aber als sie geschlossen war, hat sich jedoch nichts geändert.
Ich weiß nicht wie ich es geschafft habe, aber schließlich bin ich bei meiner Bushaltestelle angelangt und drücke erleichtert den Knopf. Die Frau lächelt mich noch einmal an als ich aufstehe, das macht die Qual aber auch nicht besser, die ich ertragen musste.
Ich gehe die vier Minuten bis zu meinem Haus, aber da stand jemand. Ich sah die Person nur aus der Ferne und als ich näher kam, tauchte die Gestalt meines Guten Freundes auf.
"Hey Madi Maus!", rief er und umarmte mich lange und eigentlich ein bisschen zu lange.
"Hey Tom," ich war überrascht.
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Broken
Teen FictionKennst du das, wenn du nicht mehr weiter weißt? Wenn du gebrochen bist und nicht mehr kannst? Ich heiße Madison und meine Geschichte ist nicht eine dieser wunderschönen, sondern sie ist real. Das ist mein Leben und ich will dir davon erzählen...