14 - Carter

1 1 0
                                    

Am Samstag mache ich mich angespannt auf den Weg zur Party meines Kumpels. Vorher will ich noch Effi abholen und sehe auf das Navi, das mir den Weg dahin genauer erklärt. Ich habe keine Lust darauf und beschließe, so früh wie möglich von dort abzuhauen. Ich werde bis gegen null Uhr da bleiben und dann wieder verschwinden, dann wird mich niemand vermissen, wenn ich weg bin. Die sind da sicher schon alle völlig betrunken.

Ich sehe aus dem Fenster auf das kleine Häuschen, das dort verloren steht. Während ich hupe und in den Rückspiegel schaue, trommle ich mit meinen Händen auf dem Lenkrad herum. Warum muss ich eigentlich zu dieser beschissenen Party gehen? Meine Zeit kann ich auch sinnvoller verbringen. Zum Beispiel mit meinem Bruder. Oder eben allein beim Zocken.

Die Haustür wird zugeknallt und ein hübsches Mädchen macht sich auf den Weg zu meinem Auto. Sie trägt ein kurzes, rotes Kleid und ich lehne mich genervt zurück. Klasse. Sie sieht gut aus. Frustriert rolle ich meine Augen und versuche, nicht auf das große Lächeln in ihrem Gesicht oder ihre schlanken Beine zu achten, sondern nach vorne zu blicken. Am liebsten würde ich sie jetzt einfach küssen. Und das, obwohl ich heute Abend keinerlei Ambitionen und Lust darauf hatte. Das war jedenfalls so, bis sie ins Auto steigt und ihr leichtes Parfum mich umgibt und ich betört werde. So ein verdammter Mist!

„Hey", sagt sie und spielt mit ihren Haaren. Sie sind gelockt und fallen ihr über die Schultern. Ihr Lächeln ist ein wenig verrutscht und sie sieht mich erwartungsvoll an. Nun, sie sieht wunderschön aus. Ich liebe es, wie ihre Haare sich locken und ihre Augen mich anstrahlen.

„Hey", sage ich gepresst und lächle kurz, ehe ich schnell die Bremse löse und losfahre. Normalerweise würde ich dem Mädchen jetzt schmeicheln und sie auf ihre Schönheit hinweisen, doch in diesem Moment habe ich absolut keine Lust darauf, sondern fahre einfach ein Stückchen schneller. Sie weiß auch so, dass sie gut aussieht. Ich muss ihr das nicht sagen.

Effi schweigt und sagt die ganze Fahrt über nichts. Sie wirkt verunsichert und ich kann ihr es nicht verübeln. So habe ich mich ihr gegenüber auch noch nie aufgeführt. Gleichzeitig kann ich mich nicht dazu durchringen, ihr zu sagen, was mit mir los ist und so schweige auch ich. Sie wird es schon nicht so schlimm finden, hoffe ich jedenfalls.

Ich fahre mir durch die Haare und sehe mehrmals zu ihr. Verdammt, sie sieht wirklich gut aus. Mir juckt es in den Fingern, sie zu berühren und zu küssen. „Du siehst gut aus", sage ich schließlich und es ist der erste nette Satz, den ich heute ausspreche. Nach diesem Streit mit meinen Eltern ist das auch nur logisch. Als würde ich ihnen etwas Nettes sagen.

Effi lacht leicht und ich spüre ihre Hand auf meinem Oberschenkel. „Ich dachte schon, du sprichst gar nicht mehr und wirst mich ignorieren."

Ihre sanfte Stimme beruhigt mich und ich merke das Lächeln, das sich auf meinem Gesicht ausbreitet. Ihre Hand auf meinem Bein macht mir nichts aus und ich lehne mich im Sitz etwas zurück.

„Sorry, war heute nur ein anstrengender Tag für mich." Ich schüttle meinen Kopf leicht und sehe wieder zu ihr. Sie sieht mich neugierig an und ich kann förmlich ihr Interesse spüren. Sie will wirklich wissen, was es damit auf sich hat.

Sie lehnt sich näher zu mir und ich merke noch deutlicher ihr attraktives Parfum. „Warum?"

Ich sehe sie an und für einen kurzen Moment bin ich von der Straße abgelenkt. Ihre Augen sind so schön und ich liebe ihren roten Mund so sehr, dass ich kurz davor bin, ihn zu küssen. Doch ich bemerke, dass ich noch immer fahre und sofort richte ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Fluchend fahre ich etwas langsamer und bin froh, dass Nick etwas außerhalb wohnt. So müssen wir über eine Landstraße fahren und ich bin hier noch nirgends gegen gefahren.

Der Weg zum GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt