18 - Carter

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Die nächsten Wochen ziehen wie ein Film an mir vorbei. Ich gehe zur Schule, nerve mich damit ab, mit Menschen zu reden und gehe nachmittags zum Training, ehe ich mich zu meinem Bruder aufmache und mich neben ihn setze. Schweigend. Dann treffe ich mich noch mit meinen Kumpels und tue so, als sei alles in Ordnung. Ich sage nicht, dass ich innerlich gerade sterbe und dass ich nicht weiß, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten soll. Ich ignoriere die traurigen Blicke meiner Mutter und ihre aufmunternden Worte. Ich ignoriere die Tatsache, dass ich einen weiteren Test in Spansich schlecht abschneide und dass mein Vater mich würden ansieht.

„Glaubst du, dass du mit diesem Ergebnis eine gute Uni besuchen kannst?", fragt er mich zornig, als ich spät abends meiner Mutter den Test überreiche.

Ich ignoriere es und konzentriere mich darauf, mit all meinen Freunden weiterhin Kontakt zu halten. Ich versuche, Effi regelmäßig zu schreiben und mich auch sonst mit Matt etwas mehr zu befassen, da er in letzter Zeit sehr kühl ist. Seine Augen starren mich immer so vorwurfsvoll an, dass ich denke, er will mich anklagen. Leider sagt er nichts weiter dazu und ich erfahre nicht, was ihn so bedrückt. Doch da Matt irgendwie abwesend ist, kann ich nicht verhindern, dass auch der Rest der Gruppe stiller wird. Als wir uns am Donnerstag bei mir treffen, breitet sich nur eine Stille zwischen uns aus. Matt sagt nichts und auch Scott scheint in seiner eigenen Welt zu sein. Ich denke daran, dass ich am nächsten Tag einen Test schreiben muss und nichts gelernt habe.

Luke ist schließlich der erste, der den Mund öffnet. „Wollen wir weiter hier schweigend sitzen oder will einer von euch sagen, was ihn so sehr beschäftigt?"

Ich schüttle meinen Kopf und lächle gequält. „Mit mir ist alles in Ordnung, aber ich denke, dass ihr gehen solltet. Es ist schon spät und ich muss noch lernen für den Test."

Ich stehe auf und fordere so die anderen auf, sich ebenfalls zu erheben. Matt sieht mich einen Moment scharf an, ehe er aufsteht und mich noch immer sehr eindringlich ansieht. Dann nickt er nur und zuckt mit den Schultern. „Sag mal, Carter", fängt er schließlich an, als wir die Treppe runtergehen und in Reichweite meiner Eltern stehen, die gerade leise miteinander sprechen. Ich sehe ihn fragend an und auch die anderen sehen interessiert zu Matt. „Wo ist eigentlich dein Bruder?"

Ich erstarre und merke, dass mich auch meine Eltern anstarren. Für einen Moment bleibt mir die Luft weg und ich sehe von meinen Eltern zu Matt, der mich noch immer eindringlich ansieht. Seine Augen scheinen mich zu durchbohren und unruhig wechsle ich das Gewicht auf mein anderes Bein.

„Der ist bei einem Kumpel", lüge ich und sehe von Matt weg, um ganz interessiert mein Handy in die Hand zu nehmen. Bitte, fragt nicht weiter nach!

Luke runzelt die Stirn und sieht mich interessiert an. „Stimmt, du hast schon länger nichts von ihm verlauten lassen. Wieso?"

Ich spüre, wie mir heiß wird und ich sehe Luke kurz an. „Wir haben uns etwas gestritten", murmle ich und sehe wieder auf mein Handy.

Scott mischt sich nun ebenfalls ein, weil er mir auf die Schulter klopft. „Sag ihm, dass ich gerne mal wieder mit ihm an der Playstation zocken will. Er ist richtig gut."

Ich lache innerlich und grinse ihn dann schließlich an. „Du verlierst sogar gegen einen zehnjährigen Jungen, das ist schon ziemlich traurig."

Matt sagt etwas, noch ehe sich jemand einbringen kann. „Sag ihm auf jeden Fall, dass ich auch mal wieder mit ihm quatschen möchte." Dann winkt er meinen Eltern zu und verschwindet aus dem Haus, gefolgt von meinen anderen Freunden.

Meine Mutter sieht mich fassungslos an. „Du hast es ihnen nicht gesagt?", fragt sie schrill und ihr Entsetzen ist sehr deutlich.

Ich schweige und gehe an ihr vorbei in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Meine Mutter folgt mir aber und baut sich vor mir wütend auf, ehe sie so richtig loslegt und mich anschreit.

Der Weg zum GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt