Prolog

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Liva, ein junges Stutfohlen, trottete neben ihrem Vater her. Ihr dunkles Fell glänzte in der Abendsonne. Schon seit Wochen ließ die Sonne ganze Felder und Hütten abbrennen und sogar der breite Fluss der sich durch das Königreich zog litt unter der andauernden Dürrezeit. Liva lebte mit ihren Eltern in einer Hütte nahe der Königsburg. Ihr Vater war ein angesehener Schmied und gut mit dem König befreundet. Er stellte die schärfsten Klingen des gesamten Reiches her und die Schilde die er schmiedete waren so robust dass keine feindliche Klinge sie je durchdringen könnte. An diesem Abend begleitete Liva ihren Vater zum König, er hatte versprochen ihr die reich geschmückten Räumlichkeiten zu zeigen. Gemeinsam trabten die beiden durch das Burgtor wo sie bereits erwartet wurden. Ein schwarzer Hengst mit grauem Schopf kam auf Liva zu. Misstrauisch sah sie ihren Vater an. ,,Liva, hör zu, ich muss etwas Wichtiges mit dem König besprechen aber danach zeige ich dir alles, wie versprochen!" Ihr Vater beugte sich zu ihr herab. Doch Liva legte nur enttäuscht die Ohren an und wich ihm aus. Er hatte es ihr versprochen! ,,Geh doch mit Karos in den Wald und lass ihn dich ein wenig über Kräuterkunde lehren, es wird nicht lange dauern!" schnaubte ihr Vater. Der Rapphengst lächelte ihr aufmunternd zu und trabte voran in den Wald. Beleidigt trottete Liva ihm hinterher. Karos zeigte ihr einige vertrocknete Kräuterbüschel die noch von der Hitze verschont worden waren und erklärte ihr voller Eifer wie nützlich diese waren. Doch Liva hörte ihm nicht zu. Sie betrachtete die untergehende Sonne in der Ferne. Was dort wohl liegen mochte? Zu gern wäre Liva losgezogen um die ganze Welt zu erkunden. Sie liebte das Abenteuer aber hier in diesem kleinen, öden Königreich gab es nicht viel zu entdecken. Und so sehr die Sonne auch auf ihrem Fell brannte, irgendetwas an ihr faszinierte Liva so sehr, dass sie ihren Blick gar nicht mehr von ihr losreißen konnte. Ein komisches warmes Kitzeln breitete sich in ihr aus und plötzliche spürte sie wie eine unheimliche Hitze ihren Nacken hinaufkroch und auch ihre Hufe fühlten sich auf einmal ganz heiß an. Ein lauter Hilfeschrei riss Liva aus ihren Gedanken. Sie sah sich um und stolperte vor Schreck in einen Brombeerstrauch als sie Karos auf sie zugaloppieren sah. Seine Augen waren weit aufgerissen und seine Nüstern gebläht. Bevor er sie jedoch erreichen konnte blieb er an einem verdorrten Baum hängen. Jetzt sah Liva wovor er flüchtete. Ein Waldbrand! Die Flammem züngelten und knisterten und kamen bedrohlich schnell näher. ,,Liva hilf mir!" schrie Karos und versuchte verzweifelt sich zu befreien. Doch Liva war starr vor Schreck und konnte sich kein Stück bewegen. Die Flammen krochen auf Karos zu. Endlich erwachte Liva aus ihrer Starre und kämpfte sich aus dem Strauch. Doch als sie an sich hinabsah, bemerkte sie dass Funken aus ihren Hufen zu sprühen schienen. Entsetzt machte sie einen Sprung nach vorne und galoppierte buckelnd davon. Liva raste auf die Burg zu und warf sich in den Burggraben. Das kühle Wasser zischte als es auf ihre Hufe traf. Die Glocken läuteten. Pferde stürmten aus der Burg in Richtung Wald. Sie trugen Eisenwannen auf den Rücken die bis zum Rand mit Wasser gefüllt waren. Jetzt stürzte auch Livas Vater aus der Burg. Er entdeckte sie im Burggraben und sprang die Böschung herunter um sie an der Mähne aus dem Wasser zu ziehen. Besorgt beugte er sich über sie. Ein erleichtertes Schnauben entwich seinen Nüstern als Liva ihn anblinzelte. Sie versuchte aufzustehen aber ihre Beine konnten ihr Gewicht kaum halten. Sie war noch jung, ein Fohlen, und so waren ihre Beine noch lang und sehr dünn was es ihr nun umso schwieriger machte. Obwohl sie für ihre eineinhalb Jahre schon sehr stark war, schien es als hätte sie nun jegliche Kraft verlassen. Trotzig stemmte sie die Hufe in den trockenen Boden und machte einen wackligen Schritt nach dem anderen. Sie wurde schneller und sicherer bis sie das Gleichgewicht verlor und auf ihrer Hinterhand landete. ,,Ich helfe dir!" wieherte ihr Vater und eilte an ihre Seite um sie zu stützen. ,,Ich schaff das schon." entgegnete Liva schnippisch und stolzierte mit erhobenem Kopf an ihm vorbei. Ihr Vater schüttelte den Kopf. Er war Livas Art bereits gewohnt.Temperamentvoll und Willensstark. Das lag wohl ihrer Färbung. Obwohl Livas Eltern beide Braune waren, hatte Livas Fell eine dunkle Farbe wohingegen ihre Mähne der eines Fuchsfarbenen glich. Sie war also ein Dunkelfuchs. Äußerst seltsam war das schon aber im Stammbaum ihrer Mutter konnte man einige Dunkelfüchse finden. Füchse, vorallem die der Fjernusländer, waren bekannt für ihren eigenwilligen Charakter. Nach allem was Liva an diesem Abend durchgemacht hatte, beschloss ihr Vater dass es besser sein wenn sie sofort nach Hause zurückkehren würden damit Liva sich ausruhen konnte. Liva war tatsächlich so erschöpft dass sie sofort einschlief als sie an ihrer Schmiedehütte ankamen. Sie stellte sich vor wie sie der Sonne entgegengaloppierte und den Abenteuern die sie mit sich brachte und die verborgen in der Ferne auf sie warteten...

ANURA-Königin des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt