Kapitel 2-Feuerlauf

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Die Sonne kitzelte auf ihrem Fell als Liva am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Sie richtete sich auf. Ihre Flanke schmerzte. Warscheinlich war sie damit hart auf dem Boden aufgeschlagen als sie gestürzt war. Aber sie musste weiter, bevor man hier nach ihr suchte. Im Trab kämpfte sie sich weiter in den Wald hinein. Nach einigen Stunden neigte die Sonne sich bereits dem Horizont und tauchte den Wald in ein rötlich schimmerndes Licht. Liva legte eine Pause ein. Sie ließ sich im trockenen Moos nieder. Es kratzte auf ihrer Haut aber das war ihr egal. Ihre Ohren lauschten den raschelnden Blättern und zuckten hin und wieder zur Seite. Plötzlich lichtete  sich eine Wolke und gab den Blick auf die Sonne frei. Liva konnte den Blick nicht abwenden. Wieder spürte sie diese ungewöhnliche Hitze ihren Nacken hinaufkriechen. Sie sah herab. Ein Funke sprang in das trockene Moos und entzündete es binnen weniger Sekunden. Schnell stampfte Liva auf die kleinen Flammen ein, die drohten größer zu werden. Erst als die letzte Flamme unter ihrem Huf erlosch, ließ sie erleichtert den Kopf hängen. Schnell setzte sie ihren Weg fort. Sie wanderte bis in die Nacht hinein. Schließlich kam sie an einer Lichtung an. Sie suchte Feuerholz und zündete es mithilfe zweier geeigneten Steinen an. Es würde sie vor hungrigen Wölfen und ähnlichen Raubtieren schützen. Ganze Herden von Wild waren bereits in den kühleren Osten gezogen weil sie durch die Dürre nichts Essbares mehr finden konnten. So hatten die Wölfe kaum noch Beute zum jagen und würden auch vor einem wehrlosen Fohlen keinen Halt machen, das ganz alleine durch den Wald irrte. Frustriert, dass Liva sich kaum wehren konnte legte sie ihren Kopf zwischen die Vordeemrbeine und beobachtete das knisternde Feuer. Die Flammen waren so schön und frei. Sehnsüchtig dachte Liva an die Abenteuer die sie alle erleben wollte. Doch wenn sie nicht bald einen Weg fand sich zu verteidigen, würde ihr Abenteuer noch schneller vorbei sein als sie es sich überhaupt vorstellen konnte. Livas Körper füllte sich mit einer angenehmen Wärme. Doch dann war da wieder diese Hitze in ihrem Nacken und als sie zu ihren Hufen sah, bemerkte sie die glühenden Funken die ihnen entsprangen. Entsetzt sprang sie auf. Jetzt verstand Liva. Sie war der Ursprung des Feuers! Sie wollte es gar nicht wahrhaben. Tränen tropften in das trockene Gras. Doch warum passierte all das gerafe jetzt? Liva war doch schon fast zwei Jahre alt und hatte nie zuvor etwas Ähnliches erlebt. Sie rannte los. Vor lauter Tränen konnte sie kaum etwas sehen. Aus ihrer Verzweiflung wurde Frust. Und so galoppierte sie wütend buckelnd durch den Wald. Plötzlich prallte sie mit etwas Weichem zusammen. Sie taumelte. In Livas Kopf drehte sich alles. Ihr wurde schwarz vor Augen und schon wieder stürzte sie auf den harten Waldboden...

ANURA-Königin des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt