Kapitel 3
Jimin PoV
Ich hatte kaum geschlafen und das bekam ich jetzt zurück, immer und immer wieder fielen meine Augen zu, nicht einmal die Musik konnte mich wach halten obwohl in voller Lautstärke in mein Ohr dröhnte. Die Schmerzen waren trotz Schmerztabletten ziemlich schlimm, aber ich konnte es überleben, schließlich war es nicht das erste mal das ich das mitmachen musste.
Als ich bei der Schule ankam sah ich Jin mit seinen tollen Freunden, doch ich ignorierte ihn und ging wie immer so schnell ich konnte in mein Klassenzimmer, dort ließ ich mich unter einem schmerzvollem Stöhnen auf den Stuhl sinken. Wie konnte man jemandem so wehtun ohne mit der Wimper auch nur zu zucken? Meiner Traurigkeit wich langsam aber sicher pure Wut, Wut auf Jin und seine blöden Freunde und das wollte ich ihm jetzt deutlich machen und seine Regel waren mir heute wirklich egal. Also nahm ich mein Handy und tippe eine SMS an seine Nummer.
„Hallo Seokjin,
mir ist es egal wie oft du mir Verboten hast dir zu schreiben während wir in der Schule sind, aber heute spielt es keine Rolle. Ich will dich sehen, nach der großen Pause auf dem Schuldach, wenn du nicht kommst weiß ich was ich davon zu halten habe. Wir sehen uns oder auch nicht."
Meinen Namen schrieb ich mit Absicht nicht darunter, er würde mich umbringen, er war mit Sicherheit jetzt schon sauer wenn er die SMS lesen würde aber ich konnte mich einfach nicht halten. Ich hatten den Punkt erreicht an dem ich mich für einen Weg entscheiden musste auch wenn es wehtat, aber das tat es jetzt auch.
Irgendwann kam dann auch Sungjae ins Zimmer und begann mit mir zu reden, er erzählte mich von unwichtigen Dingen, kleinen Dingen aber es tat unglaublich gut einfach mit ihm zu reden auch wenn ich ihm die Dinge die mir auf dem Herzen lagen nicht sagen konnte. Wir redeten auch während des ganzen Unterrichts, dabei versuchte ich die ganze Zeit Taehyung zu ignorieren, denn man sah ihm an das er immer noch ziemlich zufrieden mit seiner Aktion vom Vortag war. Wenn er wüsste, würde ihm bestimmt sein ganze arrogantes Gesicht auf den Boden fallen, schade das ich es ihm nicht einfach sagen konnte, warum konnte ich nicht so wie dieser Hoseok sein? Er war auch erst dazu gestoßen als er mit Yoongi zusammen kam doch er war anders als ich, er war davor kein Opfer gewesen, er gehörte schon immer zu der „höheren Schicht" und deshalb war es kein Problem gewesen ihn aufzunehmen aber bei mir, ich war eben das Opfer und konnte einfach nicht dazu gehören.
„Jimin über was denkst du nach?" Sungjae flüsterte in mein Ohr und ich zuckte dann etwas zusammen.
„Nichts von Bedeutung, der Unterricht ist zum einschlafen, deshalb denke ich lieber über belangloses Zeug nach." Sehr gut gelogen Jimin, Jin der deine große Liebe war, war belanglos. Er war das wichtigste in meinem Leben, wie konnte ich es einfach so abstempeln? Schaffte ich es überhaupt? Was sollte ich tun?
„Da hast du Recht." Sungjae kicherte etwas und malte dann wieder auf seinem Block rum, während meine Gedanken wieder abstreiften.
Ich schrak auf als es zur großen Pause klingelte und ich schaute zu Sungjae, sagte ihm das es vielleicht etwas später wurde und ging dann langsam zum Schuldach, darauf bedacht keinem von Jins Gruppe zu treffen. Als ich endlich auf dem Dach angekommen war, war Jin noch nicht da, also setzt sich mich auf den Boden, hielt mir dabei die Seite und lehnte mich an einen der Betonmauern. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern bis ich endlich das bekannte Pfeifen vernahm das Jin immer machte, wenn wir uns irgendwo trafen an dem es seiner Meinung nach nicht „Sicher" war.
„Ich bin alleine." Meine Stimme war tonlos und ich sah nicht wirklich zu ihm.
„Jimin." Er kam auf mich zu und versuchte mir einen Kuss auf die Wange zu geben, aber ich drehte mich weg.
„Ich will reden." Er merkte sofort das ich es Ernst meinte und setzte sich mir gegenüber.
„Über was?"
„Über was Jin? Wie es weitergehen soll vielleicht?"
„Wie sollen wir schon weitermachen, so wie immer."
„So wie immer? Das heißt wenn die Wunden verheilt sind und Taehyung wieder Lust hast, wirst du mir wieder wehtun? Wirst du wieder dafür Sorgen das ich wahrscheinlich nicht schlafen oder richtig laufen kann? Wirst du dann wieder in der Nacht zu mir kommen und so tun als wäre nichts gewesen, als wärst du der beste Freund denn man haben könnte?" Ich war sauer, deshalb wurde meine Stimme auch mit jedem Wort das ich sprach lauter.
„Was stellst du dir vor Jimin? Wir hatten diese Art von Beziehung schon immer."
„Am Anfang war es einfacher, ich war unglaublich verliebt in dich und konnte es mir allen schmerzen ertragen, aber langsam ist meine rosarote Brille nicht mehr da, ich seh jetzt auch endlich mal klar und so wie du mit mir umgehst, ist es keine Beziehung." Ich schaute ihn nun traurig an.
„Jimin wir haben die Regeln von Anfang an deutlich gemacht."
„Ich kann aber damit nicht mehr leben."
„Dann hast du Pech, du weißt wie es läuft." Sein Blick war wieder Ernst und es war wieder ein Stich in meinem Herzen.
„Dann bin ich dir nicht wichtig genug." Ich stand auf, stöhnt dabei auf und legte die Hand wieder an meine Hüfte um mich zu stützen.
„Jimin."
„Ich kann keinen Freund haben, der mich misshandelt, dazu bin ich zu schwach und du hast mir meine komplette Kraft schon mit den letzten....warte...100 Schlägen genommen." Ich ging langsam den Weg zurück, ging dann über den Schulhof und machte mich auf den Weg nach Hause, ich konnte hier einfach nicht bleiben, nicht jetzt wo ich gerade vielleicht den für mich wichtigsten Menschen verloren hatte.
Zuhause angekommen ging ich dann sofort in mein Zimmer, schloss dann meine Zimmertür hinter mir ab und legte mich auf mein Bett, starrte die Decke an und begann meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Keine Sekunden später begann ich richtig zu Weinen, ich konnte mich kaum noch halten, es tat so unglaublich weh.
Warum musste es er sein in den ich mich verliebte?
Warum war es er ohne den ich nicht sein wollte?
Warum war er er der mich so faszinierte?
Warum war es der Mensch den ich liebte, der mir so wehtat?
Ich wurde noch verrückt, ich wollte es so nicht, ich wollte nicht mehr mit ihm und ich wollte auch nicht mehr ohne ihn. Was sollte ich tun?
Es waren so viele Fragen und es gab für mich nicht die richtigen Antworten, es gab keine Antworten für mich.
Ich lag so den ganzen Tag in meinem Zimmer, ich bemerkte es nur weil die Sonne nicht mehr in mein Zimmer schien, die Uhrzeit hatte ich vergessen. Ich wusste nicht wie spät es war oder wie viele Stunden vergangen waren, ich wusste nur das der Schmerz nicht nachließ. Wurde er jemals nachlassen?
Ich griff wieder nach dem Bild das auf meinem Nachtisch stand, doch dieses mal nahm ich das Bild aus dem Bilderrahmen, schob es unter mein Kopfkissen damit ich es nicht immer ansehen musste. Vielleicht würde es dann wenigstens ein bisschen besser werden?