02 - Was ist mit dem Jungen?

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Ich wachte auf.

Wo war ich?

Ich blickte um mich.

Ehm, okay..

Im Krankenhaus war ich aber definitiv nicht!

Ich lag auf einem Sofa und war mit einer alten geblümten Decke zugedeckt.

Irgendwie kam mir dieser Raum bekannt vor.

"Hey Kleine, auch mal wach?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

Dort lehnte meine Tante Abby im Türrahmen und lächelte mich schwach an.

Sie hatte einen Tee in der Hand, den sie mir überreichte.

"Was mach' ich hier?", fragte ich sie, nachdem ich einen großen Schluck von meinem Tee genommen habe.

Sie blickte zu Boden und erklärte mir: "Nachdem Vorfall heute Nacht konntet ihr nicht wieder zurück in euer Haus. Deine Eltern haben dich hier abgesetzt und gesagt, dass sie sich jetzt erstmal von dem Schock erholen würden und ich auf dich aufpassen soll. Ich habe aber keine Ahnung wo sie hin wollen oder was sie machen wollen.."

Bilder von gestern Abend blitzten vor meinen Augen auf und diese füllten sie mit Tränen.

"Und..und was ist mit Liz?", fragte ich, während eine Träne meine Wange hinunter lief.

"Krankenhaus..", murmelte sie.

"Was? Sie haben sie gerettet?", schrie ich freudig und sprang Tante Abby in die Arme, die anfing leise zu lachen.

"Aber wir wissen noch nicht was mit ihr ist.", sagte sie dann als ich mich von ihr löste.

Ich nickte verständnisvoll.

Hauptsache sie hat es dort raus geschafft..

Ohne zu zögern platzte mir eine Frage raus, die ich mir schon die ganze Zeit stellte: "Was ist mit dem Jungen?"

"Was für ein Junge?", fragte Tante Abby mich sichtlich verwirrt.

"Also ich hab keine Ahnung. Kannst ja deine Mutter anrufen und sagen das du nun wach bist und sie bei der Gelegenheit ja auch gleich mal fragen.", zwinkerte sie mir zu und hielt mir ihr Telefon hin.

"Mum!", rief ich ins Telefon, als endlich jemand abnahm.

"Oh Mayla! Du bist wach! Das freut mich sehr. Tante Abby dürfte dir ja erzählt haben, dass wir uns erstmal von dem Schock erholen werden, stimmt's?", fing sie auch sofort an.

"Ich wollte dich auch nochmal was fragen, Mum..", antwortete ich ihr.

"Okay, dann frag doch mal!", sagte sie, doch ich konnte ihr trauriges Lächeln heraus hören. Schon immer vermisste sie mich, egal ob ich nur für ein paar Tage auf Klassenfahrt war. Das war einfach so bei ihr.

"Was war denn noch mit dem Jungen?", fragte ich und wartete gespannt auf eine Antwort.

Erst blieb sie still, doch beantwortete meine Frage dann genauso verwirrt wie meine Tante: "Welcher Junge?"

Okay, jetzt war es offiziell: Ich kapierte rein gar nichts mehr.

Warum wusste nicht mal sie von dem Jungen?

Ich meine, schließlich hat er mich doch gerettet, oder?

Oder habe ich das nur alles geträumt?

War es vielleicht ganz anders, als ich es in Erinnerung habe?

Nein, das konnte nicht sein, denn ich sah noch genau seine grünen Augen, wenn ich meine Augen schloss.

Er war da.

Er war wirklich da gewesen.

"Da war ein Junge! Er hatte mich gerettet!"

"Nein Mayla, dort war kein Junge.", widersprach mir meine Mutter durch das Telefon.

"Aber Mum, er war da, wirklich!", rief ich.

"Vielleicht bist du immer noch nicht so gut von dem ganzen Schock erholt..", murmelte meine Mum vor sich hin.

Bitte was? Hatte sie das jetzt wirklich gesagt?

Seit wann glaubte mir meine Mutter nicht mehr?

Sie hat immer zu mir gestanden.

Ich legte einfach auf, ohne noch ein Wort zu sagen.

"Sie hält mich für verrückt!", rief ich und sprang vom Sofa auf.

"Nein, das tut sie bestimmt nicht.", versuchte mich Abby zu beruhigen, doch sie machte alles nur noch schlimmer.

Ich fand meine Schuhe im Flur, welche ich mir anzog und mir noch schnell eine Jacke überzog.

"Wo willst du hin?", rief sie mir noch hinterher, doch ich ignorierte sie.

Meine eigene Mutter hielt mich also für verrückt, na schönen Dank auch!

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Danke fürs Lesen. :)

Bis zum nächsten Kapi! xx

Auch Engel haben Geheimnisse [h.s.] #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt